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1 - Schatten im Wasser

Titel: 1 - Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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unzähliger Kerzen und der durchdringende Geruch nach Citronellaöl schlug ihnen entgegen. »Ich weiß, es stinkt, aber es ist die beste Abwehr gegen alle stechenden Biester«, entschuldigte sich ihre Gastgeberin.
    Prudence rauschte herein und steuerte auf sie zu. »Catherine! Du hast zugenommen, aber mach dir nichts draus, vielleicht macht ja auch nur das Blau dicker.« Sie fächelte sich mit beiden Händen Kühlung zu. »Herrje, was für ein Wetter, und ich musste reiten, weil Mil ers Planwagen ja schon fest ausgebucht war. George hat unsere Kaffern mit der Abendkleidung zum Hotel vorausgeschickt und meine Preziosen in seinem Schnupftabakbeutel transportiert. Ich wäre ja nackt ohne sie.« Auf ihrem mageren, mit Sommersprossen übersäten Dekollete präsentierte sie eine Kette aus zweifarbigem Gold und Muschelkameen, streifte dabei das von Bril anten funkelnde, mit Rubinen besetzte Collier an Lil ys Hals mit einem abschätzigen Blick.
    »Entschuldigt mich«, murmelte Lil y. »Ich muss jemanden begrüßen.«
    »Vulgär«, zischte Prudence hinter ihrem Rücken.
    Catherine lächelte kommentarlos und schaute sich nach Rettung um.
    Am anderen Ende des Saals entdeckte sie Justus und Maria Kappenhofer und wollte sich eben durch die Menge kämpfen, als Lil ys Stimme sie zurückhielt.
    »Catherine, ich möchte dir jemanden vorstellen«, sagte ihre Freundin hinter ihr, und sie drehte sich um.
    Sein Lächeln war dasselbe, träge, raubtierhaft, magnetisch. Ihr Herz setzte einen Schlag aus.
    »Catherine, das ist Graf von Bernitt. Graf Bernitt, Frau Steinach von der Inqaba-Farm.«
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    Sie reagierte schnell. Mit steifem Arm reichte sie ihm die Hand, hielt ihn so auf Abstand. »Ich freue mich, Sie kennen zu lernen, Graf Bernitt«, sagte sie. Zu ihrer abgrundtiefen Erleichterung spielte er ihr Spiel mit, auch wenn der Druck seiner Hand und sein Kuss, der wie Feuer auf ihren Fingern brannte, eine andere Sprache sprachen.
    Den ganzen Abend verfolgte sie die Angst, dass Johann erfahren könnte, wer der gut aussehende, dunkelhaarige Fremde in der prächtigen Samtjacke war, der von allen Frauen umschwärmt wurde. Doch Johann interessierte sich nur für sie, und sie wich fast nie von seiner Seite. Erst in einem unglücklichen Moment, als Francis Court ihn in ein Gespräch verwickelte, fand sie sich mit Konstantin allein in einer Ecke.
    »So sehen wir uns also wieder«, flüsterte er so nah an ihrem Gesicht, dass sie seinen heißen Atem spürte. »Meine schöne, verführerische Catherine. Doch nicht verführerischer in Seide als in verwaschener Baumwolle, und in Männerhosen sicherlich hinreißend. Ich glaube, ich werde Sie bald wieder besuchen auf Ihrer herrlichen Farm.« Er strich sich übers Kinn. Seine Haut war dort wie auch auf den Wangen heller, wie bei jemandem, der sich vor nicht allzu langer Zeit einen Vollbart abrasiert hatte.
    »Lassen Sie mich zufrieden«, wollte sie sagen, doch ihre Zunge schien gelähmt. Sie brachte keinen Ton hervor. Mit einer abwehrenden Bewegung ließ sie ihn stehen und bahnte sich, so schnell sie konnte, einen Weg durch die festliche Menge, um Johann zu finden. »Lass uns so schnell wie möglich wieder nach Hause fahren«, bat sie ihn zu seiner unendlichen Überraschung am nächsten Morgen. »Mir sind das Gewimmel und der Krach zu viel. Hast du diesen infernalischen Lärm heute Nacht gehört?«, rief sie, verzweifelt darauf bedacht, einleuchtende Gründe für ihren Vorschlag zu finden. »Dieses Getrampel und Gedröhne draußen und dann das unsäglich scheußliche Gegröle.« Sie waren erst ins Bett gegangen, als der Horizont schon heller wurde, aber sie fand es wegen dieses Getöses unmöglich, einzuschlafen. »Das sind die Mitglieder des neuen Gesangsvereins, die ihre Proben
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    abhalten, was eigentlich eine erbauliche Sache ist, aber sie tun es auf dem Wellblechdach von Greshams Laden und trommeln im Takt zu ihrem unmelodiösen Geschrei mit den Hacken auf sein Dach. Außerdem stinkt es«, fügte sie hinzu, »und es läuft doch auch allerlei Gesindel herum. Ich sehne mich nach unserem Inqaba.«
    Über ihre Beweisführung musste Johann lachen, aber dem letzten Satz konnte er nicht widerstehen. Er traf ihn mitten ins Herz.
    So schnell er vermochte, erledigte er alles in Durban, was zu tun war. Es gelang ihm endlich, einen jungen Weißen zu engagieren, der anfanglich als Gehilfe für ihn arbeiten sollte, den er aber zum Verwalter auszubilden gedachte. »Pierre wird nicht jünger, und außerdem spinnt

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