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1 - Schatten im Wasser

Titel: 1 - Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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zu krass und wie eine Forderung klingt.«
    Johann wählte seine Worte daraufhin sehr sorgfaltig, trotzdem verschwand das Lächeln seines schwarzen Freundes. Er übersetzte Sicelos Antwort. »Seine Kenntnisse gehören seinem Volk, er darf sie dir nicht weitergeben. Das Fieberkraut und diese beiden anderen Heilpflanzen sind ein Dank an dich, wobei aus seiner Antwort nicht völlig klar wird, wofür.
    Ich nehme an, dafür, dass du ihn betreut hast, als er krank war.«
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    Sie beließ es dabei, erzählte ihm nichts von dieser besonderen Verbindung, die sie zu dem Zulu hatte. Es war nichts, was sie rational erklären konnte, genauso wenig wie das, was zwischen ihr und César im Moment seines Todes passiert war. Durchaus wahrscheinlich war doch, dass sie sich das alles nur eingebildet hatte. »So wird es sein«, sagte sie.
    »Für heute ist es genug, du solltest dich wieder hinlegen«, sagte ihr Mann und wollte sie zurück zum Haus geleiten, doch sie wehrte ihn ab.
    »Wo ist... wo liegt... hast du ...?«Ihre Stimme fing sich in ihrer Kehle, und sie verstummte, sah ihn nur flehend an.
    Er legte seinen Arm um ihre Schulter und drehte sie herum. »Dort auf dem Hügel unter dem Büffeldornbaum schläft unser Sohn.« Lange hatte er gezögert, ihr zu sagen, dass man bereits sehen konnte, dass es ein Junge gewesen war, doch dann entschied er, dass es ihr Recht war, es zu erfahren.
    »Ein kleiner Junge«, sagte sie leise, und dann weinte sie. Auf dem Steinhaufen leuchtete ein weißes Kreuz, von Pierre geschnitzt, und am Fuß des kleinen Grabes trieb ein junger Bou- gainvil eenstrauch seine ersten rosa Blüten. Mila hatte ihn gepflanzt. Catherine flössen noch immer die Tränen aus den Augen, aber sie lächelte. »Ich möchte hinübergehen«, sagte sie
    und ließ sich nicht davon abbringen.

    *
»Die Wasserfässer müssen unter dem Wagenboden aufgehängt werden«, befahl Johann und deutete auf zwei hölzerne Fässer. Seine Zulus packten zu. »Behandelt sie vorsichtig, damit sie nicht leckschlagen.« Er selber sperrte eine schril gackernde Hühnerschar in den aus Gras geflochtenen Käfig. Mithilfe von Pierre hievte er ihn auf den Anhänger, der mit einer Kette am Planwagen befestigt war, und deponierte ihn zwischen den Beinen des umgedrehten Esstisches. Zwischen die Tischbeine knotete er eine Stoffplane, die dem Federvieh Schatten spenden würde.
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    Die Reisevorbereitungen dauerten nun schon fast eine Woche, und Catherine sah mit stummem Staunen zu. Neben den zwei Wasserfässern war ein großer Sack Mehl verstaut, und Körbe mit weiteren Vorräten hingen unter dem Wagen. Töpfe, Geschirr, auch ihre Malsachen und einige ihrer Bücher - kurzum, der ganze Haushalt - fanden ihren Platz im Inneren.
    Ananas, grüne Bananen und Kürbisse baumelten in Bündeln vom Dach unter der Plane.
    Am letzten Tag wuchtete Johann mit Sicelo ihre Bettgestelle und die Stühle hinein. Ganz zum Schluss hängte er die Haustür aus, vernagelte den Eingang mit Brettern, schleppte die Tür zum Ochsenwagen und verstaute sie hinter den Betten. Angesichts ihrer fassungslosen Miene lachte er laut los. »Wir brauchen doch eine Haustür in unserer Hütte, damit wir keine ungebetenen Besucher bekommen. So, nun hole ich noch Resi.«
    Kurz darauf kam er mit einer bunt gescheckten Kuh zurück und band sie an einer langen Leine hinter den Anhänger. »Damit wir Milch und Butter haben«, erklärte er.
    Vorsichtig half er Catherine auf den Wagen und schwang sich in Shakespeares Sattel. »Los geht's, Leute.« Er ließ seine lange Peitsche über die Rücken seiner Zugochsen tanzen. »Hoa, hoa, bewegt euch.« Die Peitsche sang, und langsam setzten sich die sechzehn Zuluochsen in Bewegung. Caligula trottete als Packpferd hinterher, gefolgt von zwei weiteren Ochsen zum Auswechseln.
    Jabisa und Sicelo liefen nebenher. Catherine hatte darauf bestanden, dass das Zulumädchen ihr Bündel, das sie auf dem Kopf trug, im Lastenanhänger verstaut, und setzte durch, dass beide Zulus sich bei ihr im Wagen ausruhen konnten, wann immer sie sich danach fühlten.
    »Sie sind Zulus, sie werden es nicht tun«, argumentierte Johann, dem diese Idee bisher nicht gekommen war.
    »Unsinn, du wirst sehen, sie werden es gern annehmen.«
    Sie behielt Recht, und Jabisa kletterte hinauf zu ihr, fröhlich plappernd, wie ein Mädchen ihres Alters das tut, auch wenn sie ab und zu in Tränen ausbrach, weil sie noch nie so lange und
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    noch nie so weit von ihrer Familie weg gewesen war. Auch hatte sie

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