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1 - Schatten im Wasser

Titel: 1 - Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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ordentlichen Hammer. Außerdem sind die Vorräte erschöpft. Es fehlt an Salz, Zucker, Reis, Mehl und ein wenig Kaffee für Feiertage. Besonders dringend brauche ich Teer und Terpentin. Unsere Rinder leiden fürchterlich unter Zecken, die offenbar ein Fieber in sich tragen, das die Herden umbringt, und das scheint das Beste dagegen zu sein. Mr. Jeeves am Uhlantuzana wendet es mit einigem Erfolg an. Ich muss mich auch nach einem neuen Jagdgewehr mit Elefantenmunition umsehen. Die Dickhäuter sind eine ziemliche Plage.«
    Catherine hörte nicht richtig zu. Solche Dinge waren schließlich Männersache, und sie hatte selbst genug zu tun. Sie hatte keine Bedenken, das Geld, das ihr Vater auf der hiesigen Bank für ihren geplanten Aufenthalt deponiert hatte, für Kleidung und Ähnliches auszugeben. Nach der Hochzeit mit Johann Steinach würde sie sich nie wieder Gedanken um Geld machen müssen, und die nächste Möglichkeit, irgendetwas einzukaufen, lag in Durban, hatte Johann auf ihre Frage geantwortet.
    »Es ist nicht weit. In der trockenen Zeit, wenn die Flüsse wenig Wasser führen, ist es nur drei bis vier Tagesritte entfernt«, erzählte er. »In der Regenzeit allerdings wird es schwierig.«
    Drei bis vier Tagesritte! In Afrika schienen andere Dimensionen zu herrschen. Nun, dann würden sie eben für eine Woche nach Durban reiten und einen gesellschaftlichen Besuch daraus machen. Sicher hatte er genügend Freunde dort. Außerdem würde ihr Mr. Simmons die Adresse von Lloyd Gresham, einem Freund, mitgeben.
    »Alte Kolonialhand«, hatte er ihn bezeichnet. »Weiß alles über alle und kennt jeden, außerdem ist er sehr hilfsbereit. Hat einen Laden, in dem man alles vom Saatgut bis zur Hutschnur kaufen kann.«
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    Ihr fiel ein, dass sie Johann schon lange etwas fragen wollte. »Wie ist das Wetter in Zululand, auch so nass und kalt im Winter?«
    »Nein, die Winter sind mild, es regnet zwar ab und zu, aber das verhindert, dass unsere Felder verdorren. Der Winter ist die beste Wachstumsperiode, da wird gesät. Im Hochsommer, also Ende November bis März, ist es heiß, da reifen viele unserer einheimischen Früchte.«
    »Wie angenehm. Du kannst dir nicht vorstellen, wie schrecklich das Klima am Kongo ist. Überall lauern die scheußlichsten Krankheiten wie Wechselfieber, Schwarzwasserfieber, Blattern, Gelbfieber«, zählte sie auf.

    »Kein halbes Jahr würde ich es dort aushalten.« Ein Schatten huschte bei diesen Worten über sein Gesicht, aber das rührte wohl von den rasch ziehenden Wolken her, und sie beachtete es nicht weiter.
    Catherine stellte eine lange Liste der Sachen auf, die sie unbedingt brauchen würde. Zusammen mit Elizabeth Simmons, die wieder auf den Beinen war, durchstreifte sie die Geschäfte der Adderley Street und der Strand und Long Street. Ihr erster Besuch galt der Damenschneiderin.
    »Sie sollten feinen Musselin oder Indischen Chintz für den Tag wählen«, riet Elizabeth. »Ich habe gehört, dass die Hitze dort im Sommer unerträglich ist, und ich kann Ihnen nur zu einem Blumenmuster raten, das ist ungeheuer praktisch. Man sieht die Flecken kaum. Dieses Kornblumenblau ist eine hübsche Farbe für Sie, besonders mit den hellblauen Punkten darin. Für Abendeinladungen jedoch würde ich Seide wählen. Hier, das ist ein herrlicher Stoff.« Sie strich andächtig über einen Ballen goldschimmernden Seidentafts. »Die Schneiderin könnte eine gesmokte Partie ins Vorderteil einarbeiten lassen, das macht eine sehr gute Figur, auch wenn man flach ist. Obwohl«, hier streifte sie Catherine mit einem neidvollen Seitenblick, »das haben Sie wirklich nicht nötig.«
    Endlich entschied sich Catherine für das getupfte kornblumenblaue Tageskleid, das Abendkleid aus Seidentaft und ein Reisekleid aus königsblauer, besonders leichter Wolle. Elizabeth 172
    überredete sie noch zu einem einfachen dottergelben Kattunkleid. »Für den Al tag, wenn keine Gäste zu erwarten sind. Äußerst praktisch. Ihre Waschfrau darf es nur nicht zu heiß waschen.«
    Catherine stimmte zu, die Schneiderin nahm Maß, dann schlenderten die Damen weiter zum Strand hinunter. Scharfer Gestank nach verwesendem Fisch hing in der Luft, Unrathaufen türmten sich allenthalben.
    Zwei liebestolle Ratten sprangen unvermittelt über Elizabeths Füße. Sie schrie gellend auf. »Entschuldigen Sie, dass ich so hysterisch reagiere, aber meine Jüngste ist einmal von einer Ratte gebissen worden, sie ist so krank geworden, dass wir fürchteten, sie zu

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