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1 - Schatten im Wasser

Titel: 1 - Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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was vor ihr lag, doch sie wusste, dass sie nur die Hand auszustrecken brauchte, um dieses Fenster aufzustoßen. Sie musste nur ja sagen, wenn er sie fragte.
    Später, als sie die Stufen zu ihrem Zimmer hinaufstieg, hörte sie Adam Simmons' Stimme laut genug durch die geschlossene Tür des ehelichen Schlafzimmers, dass sie jedes Wort verstand. Als sie Johann Steinachs Namen vernahm, zögerte sie, die Neugier überwältigte sie, und sie blieb widerstrebend stehen.
    »Dieser Johann Steinach ist ein guter, bodenständiger Mann, kräftig, voller Tatendrang, genau das, was dieses Land braucht«, sagte Adam Simmons. »Er wird einer liebenden Frau sicher einmal ein guter Mann sein.«
    »Du meinst Catherine?«, hörte sie Elizabeth antworten.
    »Nun, er ist nicht von ihrem Stand, aber sonst offenbar keine schlechte Partie. Dreieinhalbtausend Hektar fruchtbarster Boden in Zululand ist ein Grundstein für ein Vermögen, und in der Wildnis da draußen schert sich keiner um Rang und Namen. Da gilt es einfach nur, zu überleben, und dieser Steinach ist ein Überlebenskünstler, wie mir scheint.«
    »Wage nicht, Catherine in eine Ehe zu drängen, Adam Simmons, das lasse ich nicht zu«, sagte Elizabeth streng.
    »Liz, sie ist wirklich reizend, aber sie kann schließlich nicht ewig hier bleiben, und du weißt so gut wie ich, dass ihre Schnapsidee, allein hier zu leben, absolut indiskutabel ist.«
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    »Warum?« Elizabeths Ton war rebellisch.
    »Aber Liz, ich bitte dich. Eine Frau allein in Afrika. Jeder Mann wird sie hier als Freiwild betrachten, es gibt ohnehin viel zu wenig Frauen in diesem Land. Da wäre es doch viel besser, wenn sie gleich einen heiratet, der einigermaßen annehmbar ist. Am besten allerdings wäre es, wenn sie mit dem nächsten Schiff wieder zurück nach Deutschland segeln würde. Und abgesehen davon vermisse ich es, allein mit dir zu sein.«
    »Welch ein Unsinn«, fauchte Elizabeth. »In einem Haushalt, in dem ständig vier Bedienstete herumlaufen, kannst du das nicht ernsthaft meinen.«
    »Bedienstete? Die gehören doch zum Mobiliar, die zählen nicht«, brummte er. »Na, wenigstens hat diese sauertöpfische Gouvernante das Haus verlassen.«
    »Catherine war zur Stelle, als wir sie wirklich brauchten. Es war sehr mutig, dass sie sich, ohne zu zögern, der Gefahr der Ansteckung ausgesetzt hat. Sie wird bei uns wohnen, solange sie wil , hörst du? Glaub nicht, dass ich nicht weiß, dass diese Wilma voller Angst auf der Stelle das Haus verlassen hat, als wir dachten, ich hätte die schwarzen Pocken. Louis le Roux' Tochter ist da aus anderem Holz geschnitzt.« Elizabeths Stimme war nicht so laut, aber sehr klar, und die Lauscherin verstand sie deutlich.
    »Eben, das meinte ich ja. Perfekt als Frau eines Pioniers«, bemerkte Adam zufrieden.
    Catherine hörte, wie sich seine Schritte der Schlafzimmertür näherten, und floh den Gang hinunter. Hastig schloss sie ihre Zimmertür hinter sich und lehnte sich schwer atmend dagegen. Freiwild! Tatsächlich? Adam Simmons wollte sie aus dem Haus haben, und den eigentlichen Grund machten ihr die heißen Blicke klar, mit denen er sie verfolgte, wenn er sich unbeobachtet fühlte. Klar war ihr auch, dass sie diese Situation nicht länger würde ertragen können, ganz sicherlich nicht all die Zeit, die sie auf eine Antwort von Salvatore Strassberg warten musste. Und wenn die ablehnend ausfallen würde, das war ihr glasklar, müsste sie entweder zurück nach Deutschland gehen, sich Adele
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    als deren nur ungern geduldeter Gast ausliefern oder auf einen Haufen fremder, unerzogener Kinder aufpassen. Oder heiraten. Mit geballter Faust schlug sie auf den Türrahmen.
    »Hölle und Verdammnis«, knirschte sie. »Ich wil nicht.«
    Gleich am nächsten Morgen steckte Catherine ihre Zeichenmappe mit dem Brief an Herrn Strassberg, in dem sie ihr Anliegen dargelegt hatte, in einen steifen Karton und versiegelte ihn. Zusammen mit einem Packen Briefe für Konstantin brachte sie den Umschlag persönlich mit der Kutsche zum Hafenmeister, um sich nach dem schnellsten Postschiff zu erkundigen.
    Innerhalb der nächsten Wochen sollte eins nach Europa auslaufen, teilte er ihr mit, spätestens in vierzehn Tagen, falls das Wetter ihnen keinen Strich durch die Rechnung machen würde. Nun kreuzte sie jeden Morgen einen Tag von ihrem sechsmonatigen Kalender
    aus, die Zeitspanne, die sie Salvatore Strassberg gewähren wollte.

    *
Die Tage vergingen quälend langsam, und heute war Catherine besonders

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