10 - Das Kloster Der Toten Seelen
Clydog ein.
»Aber sicher.« Eadulf drehte sich um und sah ihm ins Gesicht. »Als das sächsische Schiff dort vor Anker lag, gingen zwei Männer der Hwicce an Land. Du und deine Leute haben den beiden aufgelauert, und es gelang euch, einen von ihnen gefangenzunehmen. Mit diesem glücklichen Umstand hatte niemand gerechnet. Nun hattet ihr endlich einen echten sächsischen Krieger in eurer Gewalt.
Du und deine Männer, ihr habt bis zum Anbruch der Morgendämmerung gewartet und euch in der Nähe versteckt. Wie ihr gehofft hattet, kamen ein paar Leute vorbei und entdeckten das Schiff der Hwicce, das gerade die Segel setzte. Zu diesem Zeitpunkt hattest du bereits den Befehl erteilt, sieben der verschleppten Mönche umzubringen und an den Klippen liegenzulassen. Die Beweise, daß sie von Sachsen getötet worden waren, hast du neben den Leichen abgelegt. Ist das soweit richtig, Clydog?«
Der Prinz von Ceredigion reagierte hochmütig und voller Verachtung. »Meine Billigung für dein Märchen brauchst du nicht, Sachse. Wo sind deine Beweise?«
»Prinz Cathen«, meldete sich Fidelma zu Wort. »Ich habe eine ungewöhnliche Bitte. Ich würde gern Clydog in die hinteren Reihen des Gerichtssaals verbannen und ihn knebeln lassen, damit er uns nicht mehr unterbrechen kann, bis wir fertig sind.«
»Das ist nicht rechtens …«, protestierte Cathen.
»Aber notwendig, das versichere ich dir«, sagte Fidelma eindringlich und blickte Eadulf an, der daraufhin kurz nickte.
Cathen seufzte und winkte Cadell, das Entsprechende zu tun. Clydog protestierte lauthals.
»Und jetzt?« fragte Cathen. Fidelma drehte sich zu Eadulf um und bat ihn mit einer Geste, fortzufahren.
»Bringt Sualda herein«, rief er.
Einen Augenblick später betrat der dünne, blasse Mann, dem Eadulf geholfen hatte, als er schwerverletzt in Clydogs Lager lag, bedachtsam den Saal.
»Sage Prinz Cathen, wie du heißt«, forderte Eadulf ihn auf.
Der Mann zögerte. »Ich bin Sualda, ich stehe im Dienste Prinz Clydogs von Ceredigion.«
»Erkennst du mich wieder?« fragte Eadulf.
»Wir haben uns letzte Nacht unterhalten.«
»Und vorher?«
»Daran erinnere ich mich nicht. Du hast mir allerdings erzählt, du seist derjenige gewesen, der im Waldlager meine Wunde versorgt hat, als ich bewußtlos lag.«
»Wer hatte dir die Wunde beigebracht?«
»Ein Sachse.«
»Bei diesem Sachsen handelte es sich um einen Seemann, den Clydogs Männer gefangengenommen hatten, als er von seinem Schiff in der Nahe von Llanferran an Land gegangen war, oder?«
Der Mann zögerte wieder, doch dann nickte er.
»Wir haben bisher erfahren«, sagte Eadulf, »daß Clydog einige Mönche aus Llanpadern an diese Stelle an der Küste führte und sie umbringen ließ.« Er betete darum, Cathen möge ihn nicht genauer danach fragen, ob sich das wirklich so abgespielt hatte.
»Ich gehörte nicht zu denen, die die Mönche töteten«, erwiderte Sualda. »Ich habe den sächsischen Gefangenen bewacht, als es geschah.«
Eadulf blickte zu Fidelma. Die List hatte Erfolg gehabt. Sie hatten nun ein Geständnis.
»Also sag uns, was da passiert ist. Nachdem die Mönche hingemetzelt worden waren, was geschah dann?«
»Wir hatten den Befehl, wieder nach Llanpadern zurückzumarschieren. Clydogs Auftrag lautete, alles so aussehen zu lassen, als sei das Kloster von den Angelsachsen auf ihrem Beutezug überfallen worden.«
»Aber das habt ihr nicht gemacht. Warum nicht?«
»Corryn wartete schon auf uns und war wütend, als er uns sah. Er sagte, daß ein paar von den Mönchen besser als Leichen in Llanpadern hätten bleiben sollen. Er hatte noch den alten Pater bei sich. Pater Clidro. Wir … das heißt … Nun, er hängte den alten Mann in der Scheune auf. Unterdessen ritten Clydog und seine Männer los, um die anderen Gefangenen zu holen, die wir im Wald zurückgelassen hatten.«
»Und der sächsische Seemann?«
»Der war mit uns nach Llanpadern gebracht worden.«
»Wie starb er?«
»Während sich Clydog und Corryn wegen der ermordeten Mönche stritten, entwischte uns der Hwicce. Ich sollte ihn wieder einfangen. Ich verfolgte ihn bis in den Raum, in dem die Mönche sonst aßen. Er griff sich ein Fleischmesser und versetzte mir damit einen Stoß, dann erschlug ich ihn mit meinem Schwert. Während man mich ins Lager zurückbrachte, erfuhr ich, daß unsere Leute ein paar weitere Gefangene getötet hatten und sie auf einem Fuhrwerk wieder nach Llanpadern zurückschafften. Mehr weiß ich nicht, ich war
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