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10 - Das Kloster Der Toten Seelen

10 - Das Kloster Der Toten Seelen

Titel: 10 - Das Kloster Der Toten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Schnappriegel.
    »Du wirst die Laterne brauchen, Bruder«, sagte sie zu Meurig. »Ich kenne den Weg im Dunkeln über den Hof, ich finde schon zurück.«
    Bruder Meurig nahm ihr die Laterne ab.
    Sie zögerte und sagte dann leise, aber recht aufgewühlt, zu dem Richter: »Wenn der Junge Mair umgebracht hat, so hat sie den Tod auch verdient!«
    Daraufhin wandte sie sich um und verschwand als Schatten in der Nacht.
    Vor Überraschung schwiegen alle, dann sagte Fidelma: »Ich glaube, Bruder, daß du Buddog bitten mußt, dir das näher zu erläutern.«
    Bruder Meurig seufzte leise. »Zweifellos, Schwester. Sie wirkte ziemlich erregt.«
    Sie fanden Idwal in dem leeren Stall angekettet. Als sie näher traten, zog er sich wie ein ängstliches Tier in die entfernteste Ecke zurück. Weit konnte er sich nicht fortbewegen, denn man hatte ihm die Kette um das Fußgelenk geschlungen und ihm die Hände auf den Rücken gebunden. Der Anblick stieß Fidelma ab, und sie rümpfte die Nase.
    »Muß er auf diese Weise festgehalten werden?« fragte sie.
    Doch Bruder Meurig war dagegen, ihm die Fesseln abzunehmen. »Falls der Junge ein Mörder ist, gibt es keinen Grund, ihn freizulassen. Er richtet möglicherweise noch mehr Unheil an.«
    »Falls! Und falls er kein Mörder ist?« fragte Fidelma mit Nachdruck.
    »Die Zeugenaussagen, die wir bisher gehört haben, scheinen diese Möglichkeit eher auszuschließen«, erwiderte Bruder Meurig verärgert darüber, daß sie seine Meinung anzweifelte.
    »Bisher haben wir aber nur einen Teil der Zeugen vernommen«, erwiderte Fidelma.
    Bruder Meurig wurde ungeduldig. Sie waren den ganzen Tag unterwegs gewesen, und nun war er müde. »Schon gut. Ich werde mit Gwnda sprechen, sobald wir hier fertig sind.«
    Er machte einen Schritt nach vorn, und Idwal stieß einen tierähnlichen Schrei aus und verkroch sich. Er zog den Kopf ein, als erwarte er, geschlagen zu werden.
    Fidelma legte eine Hand auf Bruder Meurigs Arm. »Mit deiner Erlaubnis würde ich ihn gern befragen, Bruder Meurig. Ich weiß, daß ich nur als Beobachterin hier bin und daß dies deine Großzügigkeit über Gebühr beansprucht, doch auf Fragen, die von einer Frau gestellt werden, antwortet der Junge vielleicht eher.«
    Bruder Meurig wollte schon etwas dagegen einwenden. Er hatte langsam das Gefühl, daß sich Fidelma zu sehr in seine Amtsgeschäfte einmischte, doch er war auch so klug, zu spüren, daß sich der Junge einer Frau gegenüber womöglich wirklich eher öffnen würde. Mit einer Handbewegung bedeutete er ihr, mit der Befragung zu beginnen, und ließ sich auf einem Strohballen in der Nähe nieder. Eadulf tat es ihm gleich. Fidelma griff sich einen dreibeinigen Melkhocker und setzte sich neben den Jungen.
    »Dein Name ist Idwal, stimmt das?« erkundigte sie sich freundlich.
    Der Junge starrte sie mit weit aufgerissenen Augen ängstlich an. Fidelma wurde schnell klar, daß Idwal nicht zu den aufgewecktesten Burschen gehörte, sondern eher etwas begriffsstutzig war. Doch vor allem fürchtete er sich.
    »Ich will dir nicht weh tun, Idwal. Es gibt da nur ein paar Fragen, die ich dir stellen muß.«
    Der Junge schaute ihr ins Gesicht, als suchte er darin etwas zu lesen. »Sie haben mir weh getan«, flüsterte er. »Sie wollten mich umbringen.«
    »Wir werden dir nichts tun, Idwal.«
    Der Junge wirkte unentschlossen. »Du bist nicht eine von uns, von den Kymren?«
    »Ich bin eine Gwyddel.« Sie benutzte das Wort, das die keltischen Bewohner aus Wales für eine Irin gebrauchten.
    Idwal blickte prüfend an ihr vorbei zu Bruder Meurig und zu Eadulf hinüber.
    »Bruder Meurig ist Richter und möchte gern wissen, was man dir vorwirft. Er hat mich gebeten, mit dir zu reden. Versteh doch, wir wollen dir helfen. Bruder Eadulf ist mein Begleiter. Wir alle wollen dir helfen.«
    Der Junge begann zu schluchzen. »Sie haben versucht, mich umzubringen. Iorwerth und Iestyn und die anderen. Sie waren wütend auf mich und haben versucht, mich aufzuhängen.«
    »Sie waren voller Zorn, aber sie taten großes Unrecht damit«, sagte Fidelma. »Nun, wir kamen gerade rechtzeitig und konnten sie aufhalten. Erinnerst du dich daran?«
    Idwal warf Meurig und Eadulf einen verstohlenen Blick zu, dann schaute er wieder Fidelma an. »Ich erinnere mich«, sagte er zögernd. »Ja, ich erinnere mich.«
    »Gut. Nun, dann begreifst du wohl, daß sie behaupten, du hättest ein Mädchen namens Mair umgebracht? Daß du sie vergewaltigt und dann ermordet hast. Begreifst du

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