Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
10 - Das Kloster Der Toten Seelen

10 - Das Kloster Der Toten Seelen

Titel: 10 - Das Kloster Der Toten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
Vom Netzwerk:
vielerlei Art interpretieren. Hat Idwal denn den Mord gestanden?«
    »Natürlich nicht.«
    »Wieso natürlich?«
    »Ich kenne niemanden, der freiwillig einen Mord gestehen würde.«
    »Also hat er abgestritten, sie umgebracht zu haben?« fragte Bruder Meurig. »Hat er gestanden, sie vergewaltigt zu haben?«
    »Das hat Idwal auch abgestritten.«
    »Er hat also verneint, für Mairs Tod verantwortlich zu sein«, stellte Fidelma nachdrücklich fest.
    Gwnda nickte verdrossen.
    »Hat er denn versucht, den Vorfall zu erklären?« wollte Eadulf wissen. »Was ist seiner Meinung nach geschehen?«
    Gwnda schaute ihn entgeistert an.
    »Hat man ihn je darum gebeten, den Vorfall aus seiner Sicht zu schildern?« erkundigte sich Bruder Meurig besorgt.
    »Nein«, gab Gwnda zu. »Ich bin kein Richter.«
    Es folgte ein kurzes Schweigen, dann bemerkte Fidelma: »Schade, daß du die Leiche nicht angefaßt hast, um festzustellen, wie lange Mair schon tot war. Das hätte für uns sehr aufschlußreich sein können.«
    Gwnda lachte finster. »Einzig die Schuld des Jungen.«
    »Das wäre aber zumindest etwas gewesen, an dem man sich orientieren könnte, nicht wahr?« erwiderte Fidelma kühl.
    Bruder Meurig rieb sich das Kinn. »Jeder hier scheint den Jungen als Mörder zu verurteilen, ohne ihn nach seiner Sicht des Vorfalls befragt zu haben. Warum soll er das Mädchen denn getötet haben?«
    »Das ist leicht zu beantworten«, entgegnete Gwnda. »Das Mädchen hat ihn zurückgewiesen. In einem Rausch ungezügelter Leidenschaft hat er sie vergewaltigt, und dann, als ihm seine Tat bewußt wurde, hat er sie getötet. Ich hätte gedacht, euch wäre das klar.«
    Diese Antwort hatte Fidelma erwartet. »Können wir denn gewiß sein, daß Mair als pflichtbewußte Tochter, wie du uns ja versichert hast, Idwals Annäherungsversuche abwies, vorausgesetzt, er hat überhaupt welche unternommen?«
    Gwnda blickte sie geringschätzig an. »In meinem Volk wirst du nicht willkommen sein, wenn du denjenigen etwas unterstellst, die sich nicht mehr verteidigen können.«
    Fidelmas Miene blieb ungerührt. »Es tut mir leid, wenn du meinst, daß ich das tue, Gwnda von Pen Caer. Ich habe meine Worte nicht leichtfertig gewählt, und ich denke, daß Bruder Meurig seine Nachforschungen anstellt, um die Wahrheit zu ermitteln. Um der Wahrheit willen müssen Fragen gestellt und Antworten gegeben werden.«
    Bruder Meurig erhob sich. »Da stimme ich Schwester Fidelma zu. Es sieht so aus, als seien wir genau zum rechten Zeitpunkt hier eingetroffen. Aber es ist inzwischen schon spät, und wir müssen noch ein Nachtlager finden.«
    »Natürlich seid ihr in meinem Hause herzlich willkommen«, sagte Gwnda. Er versucht höflich zu erscheinen, hatte er doch bemerkt, daß Meurig Fidelmas Position bezog.
    »Wir nehmen deine Gastfreundschaft gern an«, erwiderte Bruder Meurig im Namen aller.
    »Sollte es euch an etwas fehlen, so teilt es Buddog mit. Ich habe keine Frau mehr, und meine Tochter ist noch zu jung, um den Ansprüchen der Führung dieses Haushalts nachzukommen. Ich habe vor, Iorwerth wegen der Schande zur Rechenschaft zu ziehen, die er heute abend über Pen Caer gebracht hat.«
    »Ehe wir uns zur Nachtruhe begeben, würden wir gern noch mit Idwal reden«, sagte Fidelma rasch.
    »Buddog wird euch zu dem Stall bringen, in dem man ihn gefangenhält. Draußen ist es schon stockdunkel.«
     

K APITEL 6
    Buddog wartete mit einer Laterne an der Tür. Sie hielt das Licht in ihren starken, zupackenden Händen, als sie die drei über den Hof zu den dunklen Ställen führte. Fidelma kam der flüchtige Gedanke, daß die Hände nicht so recht zu der hübschen Frau paßten, denn sie waren von der vielen Arbeit grob und schwielig. Buddog wirkte weder zugänglich, noch war sie sonderlich freundlich zu ihnen. Sie redete nur, wenn man sie ansprach, und dann tat sie das eher einsilbig.
    »Führst du schon lange diesen Haushalt, Buddog?« fragte Fidelma freundlich, als sie den Hof überquerten.
    »Nein.«
    »Erst seit ein paar Wochen?« Fidelmas Stimme klang ein wenig belustigt. Ungenaue Antworten waren ihr zuwider.
    Die Haushälterin preßte die Lippen fester aufeinander.
    »Ich bin seit zwanzig Jahren in diesem Hause.«
    »Das ist eine lange Zeit. Also hast du schon als junges Mädchen hier gearbeitet?«
    »Man hat mich als Geisel hergebracht«, erwiderte Buddog. »Ich stamme aus Ceredigion.«
    Nun hatten sie die Stalltür erreicht. Buddog war stehengeblieben, ihre Hand lag auf dem

Weitere Kostenlose Bücher