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10 - Das Kloster Der Toten Seelen

10 - Das Kloster Der Toten Seelen

Titel: 10 - Das Kloster Der Toten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Erstaunt holte sie Luft. Corryn grinste.
    » Varium et mutabile semper femina , nicht wahr, Clydog? Auf die solltest du besser aufpassen. Ich habe dir gesagt, daß es nicht klug von dir ist.«
    »Halt!« Clydog war aufgestanden. Sein Gesicht verriet Verdruß. »Wenn es dir so viel bedeutet, werde ich deinem angelsächsischen Freund was zu essen bringen lassen.«
    Fidelma stand reglos da, was blieb ihr auch weiter übrig. Corryn hielt sie immer noch fest.
    »Laß sie los und sorge dafür, daß der Sachse was zu essen kriegt«, sagte Clydog wütend.
    »Was hat es für einen Sinn, einen Mann durchzufüttern, der ohnehin bald stirbt?«
    »Tue, was ich dir sage«, fuhr ihn Clydog an, »sonst passiert was.«
    Corryn stieß Fidelma mit einem Ruck von sich. Sie sah ihm ins Gesicht. In seinen blauen Augen las sie Zorn und Groll. Dann hatte er sich wieder in der Gewalt. Er zuckte mit den Schultern, trat zu seinen Gefährten und gab ein paar Anweisungen. Widerwillig erhob sich einer der Männer, schnitt ein paar Scheiben von dem Braten ab und legte sie auf ein Holzbrett. Dann nahm er einen Becher Met und ging zur Hütte.
    Zufrieden schaute Fidelma zu Clydog, der sich wieder hingesetzt hatte, ganz blaß aussah und Corryn mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck beobachtete.
    »Du willst uns also töten?« fragte ihn Fidelma ruhig.
    »Ich bin kein Freund der Angelsachsen«, erwiderte er kurz angebunden.
    »Wie es scheint, auch sonst niemandes Freund.« Sie blickte zu Corryn hinüber.
    Langsam schüttelte Clydog den Kopf. »Du bist eine resolute Frau, nicht wahr? Wie dem auch sei, ich bin nicht dafür verantwortlich, was meine Männer denken. Ich gebe hier die Befehle, und bisher habe ich niemandem befohlen, irgend jemanden zu töten. Also komm her und setz dich wieder hin.«
    Fidelma erwiderte daraufhin nichts.
    »Setz dich hin, Gwyddel!« wiederholte er schon schärfer. »Sei dankbar, daß ich dich aus Corryns Klauen befreit habe. Er hätte euch beide am liebsten gleich in Llanpadern aus dem Weg geräumt. Ich habe dem Sachsen bisher nur das Leben retten können, weil er ein Heilkundiger ist.«
    Mit ausdrucksloser Miene ließ sich Fidelma neben ihm nieder. Clydog lachte vergnügt vor sich hin.
    »Ich sehe schon, du bist ein ausgezeichneter Gast«, sagte er belustigt.
    »Was willst du von mir, Clydog?« fragte sie. »Warum ist dir daran gelegen, mich und Bruder Eadulf gefangenzuhalten?«
    »Sollte mir an mehr gelegen sein als an deiner Gesellschaft bei diesem Mahl? Komm, iß dich satt und genieße unsere Unterhaltung. Du wirst feststellen, daß ich ein gebildeter Mann bin, den es manchmal nach geistvollen Gesprächen verlangt.«
    »Da kannst du dich sicher gut mit deinem Gefährten dort unterhalten«, erwiderte sie spöttisch und nickte in Richtung Corryn. »Einer, der Vergil zitiert, muß einfach gebildet sein.«
    Clydog runzelte verärgert die Stirn. »Ein paar Worte Latein aufschnappen – das kann jeder«, sagte er, sich fast rechtfertigend. »So, nun laß uns essen.«
    »Ich zöge es vor, im Wald zu hungern«, gab sie ihm kühn zurück. »Die wilden Tiere wären mir willkommener als deine Gesellschaft.«
    »Kann es sein, daß du mich so wenig magst?« erwiderte der junge Mann nachdenklich, aber immer noch mit einem Lächeln. »Abneigung ist nur ein negativer Ausdruck der eigenen Wünsche.«
    Fidelma konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. »Ich kenne dich nicht gut genug, um dich hassen zu können, Clydog«, erwiderte sie belustigt. »Doch auf jeden Fall kann ich dich nicht leiden, und das hat allerdings etwas mit meinen Wünschen zu tun.« Ihre Worte schienen ihn zu verblüffen. Sie fuhr fort: »Ich wünschte mir sehnlichst, daß du tausend Meilen von hier fort wärest.«
    Clydog nahm ein scharfes Messer von seinem Gürtel, spielte damit großtuerisch herum, ehe er aufstand und von dem Braten am Spieß ein paar Scheiben abschnitt und sie auf zwei Holzbretter legte. Er reichte ihr eines der Bretter, dann nahm er wieder Platz.
    »Ich bin mir sicher, daß jemand von deiner Intelligenz, Lady, auch Antisthenes gelesen hat«, sagte er nach einer Weile.
    »Es überrascht mich sehr, daß so gewöhnliche Strauchdiebe, wie ihr es seid, so bedeutende Philosophen kennen. Zuerst hören wir von Vergil und nun von Antisthenes.«
    Clydog erwiderte nichts auf ihre höhnische Bemerkung. »Da du behauptest, mich nicht leiden zu können, Lady, solltest du dir vielleicht die folgenden Worte von Antisthenes ins Gedächtnis rufen: Achte auf

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