Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
10 - Das Kloster Der Toten Seelen

10 - Das Kloster Der Toten Seelen

Titel: 10 - Das Kloster Der Toten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
Vom Netzwerk:
wollte diese Kunst gern selbst erlernen. In Zeiten besonderer Belastung griff Fidelma häufig darauf zurück. Doch hatte nicht der heilige Patrick persönlich einst einige meditative Praktiken der Selbsterleuchtung ausdrücklich verboten, da man sich schon zu heidnischen Zeiten ihrer bedient hatte? Die Kirche der fünf Königreiche tolerierte zumindest die Meditation zum Zwecke der Entspannung und Beruhigung der Nerven.
    Die Zeit verstrich. Langsam wurde es kälter, die frühabendlichen Schatten wurden von der Dunkelheit geschluckt. Sie konnten das Flackern eines Feuers vor der Hütte erkennen und hörten das laute Gelächter der Männer.
    »Eins können wir aus diesem Feuer lernen, Eadulf«, bemerkte Fidelma leise.
    »Das da wäre?« erwiderte Eadulf vom anderen Ende der dunklen Hütte.
    »Daß Clydog und seine Männer keine Angst haben, das Feuer könnte Aufmerksamkeit erregen. Sie müssen sich ihrer Sache ziemlich sicher sein.«
    Fidelma schwieg plötzlich, denn jemand stand am Eingang zur Hütte; Clydogs Stimme drang aus der Finsternis zu ihnen.
    »Nun, wie ich euch versprochen habe, das Festmahl ist bereitet, und wir möchten dich als unseren Hauptgast an unserer Tafel willkommen heißen, meine Lady.«
     

K APITEL 9
    Clydog trat in die Hütte und band Fidelmas Fesseln los. Nur ihre Hände blieben gefesselt. Er zog sie hoch und stieß sie sanft vor sich her zur Tür. An der Türschwelle blieb sie stehen und fragte: »Was ist mit meinem Gefährten?«
    »Der Sachse? Der kann bleiben, wo er ist.«
    »Hat er nicht auch etwas zu essen und zu trinken verdient?«
    »Ich werde ihm etwas bringen lassen.« Damit ließ es Clydog bewenden. »Ich habe nur dich zum Essen eingeladen. Ich möchte mich mit dir und nicht mit dem Angelsachsen unterhalten.«
    Fidelma wurde unversehens aus der Hütte befördert. Draußen loderte ein Feuer, darüber brutzelte an einem großen Spieß über der Glut ein Hirsch. Zwei Männer kümmerten sich um den Braten, die anderen saßen herum, tranken und redeten lautstark miteinander.
    Ein Stück entfernt vom Feuer war die abendliche Luft regelrecht kalt. Fidelma war beinah dankbar für die Wärme der Flammen. Clydog führte sie zu einem Baumstamm vor einem einzeln stehenden Zelt aus Tierhäuten. Es war eines von mehreren Zelten, die auf der Lichtung verteilt standen und vermutlich Clydog und seinen Männern nachts Schutz boten.
    »Besonderen Komfort können wir dir nicht bieten, Prinzessin von Cashel«, sagte Clydog und zeigte auf den Baumstamm, auf den sie sich niederlassen sollte. Als sie saß, machte er sich daran, ihr die Fesseln zu lösen.
    »So. Nun kannst du etwas bequemer essen und trinken. Doch denk dran, Lady, daß du von meinen Männern umgeben bist und jeder Fluchtversuch vergeblich ist.«
    »Ich würde meinen Begleiter nie allein deiner Obhut anvertrauen«, erwiderte sie scharfzüngig.
    Clydog zeigte wieder sein breites Grinsen und setzte sich neben sie. »Das ist sehr schlau. Für Sachsen haben wir nicht viel übrig, insbesondere nicht für sächsische Mönche.«
    Nun trat Corryn zu ihnen; sein schmales Gesicht wurde immer noch halb von seinem Helm verdeckt. Er reichte ihr einen Becher mit Met. Fidelma fiel auf, daß seine Hände glatt und gepflegt waren, ganz untypisch für die Hände eines Kriegers oder eines Mannes, der an körperliche Arbeit gewöhnt war. Fidelma nahm den Becher, trank aber nichts.
    »Das ist nicht klug von dir, Clydog«, murmelte Corryn, an seinen Gefährten gewandt.
    Clydog blickte zornig auf. »Das geht dich nichts an, mein Freund.«
    »Geht uns das nicht beide an?«
    Der Anführer der Bande lachte trocken. »Nicht diese Angelegenheit.«
    Corryn unterdrückte einen Seufzer und setzte sich zu den anderen. Clydog merkte, daß Fidelma den Met nicht anrührte.
    »Magst du unseren Waldmet nicht, Lady?« erkundigte er sich und nahm einen Schluck aus dem Becher, den er in der Hand hielt. »In einer Nacht wie dieser wärmt er gut.«
    »Du hast gesagt, daß du meinem Gefährten etwas zu essen und zu trinken schicken würdest. Erst wenn er etwas bekommt, werde ich trinken.«
    »Der Sachse kann warten«, erwiderte Clydog unbekümmert. »Erst kommen wir.«
    »Das sehe ich anders.« Fidelma erhob sich so plötzlich, daß Clydog viel zu überrascht war, um sie daran zu hindern. »Ich werde ihm das hier bringen«, verkündete sie und machte einen Schritt nach vorn. Doch schon wurde sie festgehalten. Es war Corryn. Seine glatten und gepflegten Hände packten hart zu.

Weitere Kostenlose Bücher