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10 - Das Kloster Der Toten Seelen

10 - Das Kloster Der Toten Seelen

Titel: 10 - Das Kloster Der Toten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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sagte, daß in den Klöstern von Éireann sich dein Volk in solchen Dingen übt.«
    »Gewiß schult man seinen Verstand nicht nur in meinem Land. Ich habe gehört, daß die Kymren ein Spiel kennen, das unserem fidchell gleichkommt, ein Spiel, mit dem man den Verstand schärft.«
    Gedankenvoll nickte Clydog. »Wir nennen es Gwyddbwyll . Unser großer Krieger Arthur beherrschte dieses Spiel meisterlich.«
    »Dann solltest du geübt sein in solchen Spielen wie jeder Gwyddel auch«, sagte Fidelma gereizt.
    Clydog griff nach dem Krug Met und wollte ihr nachschenken. Fidelma schüttelte den Kopf. So goß er sich ein, wobei er sie unverfroren betrachtete.
    »Du bist eine schöne Frau«, sagte er schließlich.
    Fidelma rutschte voller Unbehagen hin und her, war ihr doch sein veränderter Tonfall nicht geheuer.
    »Warum ist eine so schöne Frau Nonne?«
    »Schönheit ist relativ. Gibt es irgendeinen Grund zu der Annahme, daß einen die äußere Erscheinung davon abhalten sollte, im Leben einer bestimmten Berufung zu folgen? Meist verdeckt das Äußere nur, was sich im Inneren verbirgt. Du, zum Beispiel, Clydog, solltest ein grober, häßlicher kleiner Mann sein mit Warzen und schwarzen Zahnstümpfen.«
    Clydog zögerte erst, doch dann lachte er vergnügt. »Eine gute Antwort, Gwyddel. Eine gute Antwort. Hinter der Schönheit verbirgt sich eine schwarze Seele, oder? Also, was verbirgt sich hinter deiner Schönheit, Fidelma von Cashel?«
    Fidelma war einen Augenblick verwirrt.
    »Ich würde erst einmal in Frage stellen, ob ich …«, fing sie an, doch Clydog unterbrach sie.
    »Ich habe gehört, daß einige Vertreter deines Glaubens fordern, alle Angehörigen des geistlichen Standes sollten im Zölibat leben. Du folgst nicht der Regel, oder?«
    Fidelma errötete.
    »Dein Gesicht verrät dich«, fuhr er fort, als sie nicht antwortete.
    »Das geht dich nichts an«, erwiderte sie wütend. »Der Glaube fordert es nicht, wie du wohl weißt. Rom sähe es gern, wenn Äbte und Bischöfe nicht die Ehe eingingen, aber es gibt kein Gesetz, das es vorschreibt.«
    Ihr wurde langsam klar, daß das Temperament ihres Gesprächpartners wie trockener Zunder war. Schon der kleinste und harmloseste Funke genügte, um die Flamme seines unberechenbaren Charakters auflodern zu lassen. Je besser es ihr gelänge, seine Stimmung in ruhige Bahnen zu lenken, desto größer stünden ihre Chancen, sich und Eadulf aus der Gefangenschaft zu befreien.
    Clydog lächelte sie lüstern an. »Gewiß hast du Liebhaber gehabt. Die einzig keusche Frau ist diejenige, die keiner wollte. Ist der Sachse dein Liebhaber, he?«
    Fidelma spürte, wie sich ihr Gesicht erneut rötete. Wieder suchte sie einen Moment nach den rechten Worten.
    »Du bist intelligent, Clydog. Du wirkst kultiviert. Du weißt, daß es in einer Unterhaltung Themen gibt, die zivilisierte Menschen lieber nicht ansprechen sollten. Reden wir von etwas anderem.«
    Clydog lachte auf. »Du siehst mich falsch, Gwyddel, wenn du meinst, ich wäre zivilisiert. Du vergißt, ich bin nur ein Geächteter, ein Gesetzloser. Du bist meine Gefangene, wir sind allein in diesem Wald, und du bist mir und meiner Gewalt vollkommen ausgeliefert. Erregt das nicht deine Sinne?«
    »Erregen?« Fidelma schob die Unterlippe vor. »Das ist ein eigenartiges Wort. Sicher mache ich mir Sorgen, aber nicht um mich … sondern um dich.«
    Clydog begriff offenbar nicht, was sie damit sagen wollte.
    »Um mich machst du dir Sorgen?« Sein Lächeln wirkte gezwungen. »Ich habe Frauen gesehen, die mich heulend und kreischend um Gnade angefleht haben, aber einer, die sich um mich sorgt, bin ich noch nicht begegnet.«
    Fidelma schauderte bei seinen lüsternen Drohungen, doch sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. »Du hast das Gesetz und den Glauben abgelehnt. Sollte ich als Nonne da nicht um dich fürchten in dieser und der nachfolgenden Welt?« erwiderte sie ernst.
    »Deine Sorgen sind mir höchst willkommen. So hegst du zumindest irgendwelche Gefühle für mich.«
    »Stimmt. Es sind die gleichen Gefühle, die ich für einen Aussätzigen oder einen blinden Bettler empfände, der Barmherzigkeit ablehnt«, entgegnete sie ihm rasch.
    Clydog stieß einen Fluch aus. Er sprang auf die Beine und stand nun über ihr. »Genug geredet. Kehren wir auf den Boden der Tatsachen zurück. Da ist mein Zelt! Geh voran! Du weißt, warum ich dich eingeladen habe.«
    In seiner Stimme schwang die Gier seines angestauten Verlangens. Während sie verzweifelt

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