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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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schlafen; je einer mußte wachen; die Reihenfolge ergab, daß Baumgarten die erste und der Bankier die zweite Wache hatte. Als der letztere dann den Ölprinzen, welcher folgte, geweckt und sich niedergelegt hatte, blieb dieser wohl eine halbe Stunde lang unbeweglich sitzen; dann beugte er sich zu dem Bankier und Buchhalter nieder, um zu erfahren, ob sie schliefen. Als er bemerkte, daß ihr Schlaf ein fester war, weckte er Poller und Buttler leise; die drei standen auf und entfernten sich eine Strecke, so weit, daß sie nicht gesehen und gehört werden konnten; sie hatten heimlich miteinander zu reden.
    „Dachte es, daß du uns wecken würdest“, sagte Buttler. „Hol der Teufel den Kurier, der uns leicht das ganze Spiel verderben konnte! Hättest dich übrigens anders verhalten sollen!“
    „Willst auch du mir Vorwürfe machen?“ brummte sein Bruder.
    „Wunderst du dich darüber? Der Kerl hatte Haare auf den Zähnen und hat dich, wie man so sagt, auf der ganzen Linie geschlagen.“
    „Oho!“
    „Pshaw! Gib es doch zu; es ist doch wahr! Je erregter du wurdest, desto ruhiger blieb er; schon da war er dir überlegen; diesen Eindruck haben Rollins und Baumgarten unbedingt auch gehabt. Und dann gar die Messergeschichte! Es war eine riesige Blamage, als wir uns nicht rühren durften!“
    „Du doch auch nicht!“
    „Allerdings nicht. Es reizte mich freilich wohl, dem Kerl die Zähne zu zeigen; aber es war ihm völliger Ernst. Er hätte wahrhaftiglich geschossen. Fünf gegen einen. Was müssen Rollins und Baumgarten von uns denken!“
    „Laß sie denken, was sie wollen! Sie haben das erschütterte Vertrauen wiedergefunden. Reden wir von Besserem! Ich habe euch die Lage des Petroleumsees genau beschrieben. Getraut ihr euch, ihn zu finden?“
    „Unbedingt.“
    „Wenn ihr zeitig aufbrecht und durch nichts aufgehalten werdet, seid ihr schon des Nachmittags dort. Die Höhle werdet ihr ebenso leicht finden wie das ‚Gloomy-water’?“
    „Versteht sich.“
    „In ihr findet ihr alles, was nötig ist: die vierzig Fässer Öl, die Werkzeuge und alles andre. Nun merkt wohl auf! Ihr müßt mit der Arbeit sofort, wenn ihr angekommen seid, beginnen, weil es dann längerer Zeit bedarf, die Spuren dieser Arbeit zu verwischen. Ihr rollt die Fässer einzeln bis hart an das Wasser und schafft sie, wenn das Petroleum in den See gelaufen ist, wieder in die Höhle. Den Eingang zu dieser verschließt ihr gerade in derselben Weise, wie ihr ihn findet; er darf selbst für das schärfste Auge nicht zu entdecken sein. Dann löscht ihr alle Spuren aus, welche durch das Rollen der Fässer entstanden sind. Hoffentlich werdet ihr mit dem allen bis zum Abend fertig.“
    „Wenn die Arbeit am See beendigt, was dann?“ fragte Buttler.
    „Dann schlaft ihr aus und reitet uns am nächsten Morgen entgegen, um uns zu sagen, daß ihr den See gefunden habt und der Weg dorthin ganz ungefährlich ist. Dabei ist die Hauptsache, daß ihr euch ganz begeistert über den Petroleumfund zeigt.“
    „Daran soll es nicht fehlen. Wollen schon dafür sorgen, daß die beiden von unsrer Begeisterung angesteckt werden. Du tust hoffentlich dann auch deine Pflicht!“
    „Natürlich!“
    „Wieviel war es, was du geben wolltest?“
    „Ihr bekommt miteinander fünfzigtausend Dollar, in welche ihr euch teilt.“
    Bei diesen Worten ergriff er die Hand seines Bruders, und drückte sie, zum Zeichen, daß dieses Versprechen nur eine Lockspeise für Poller sein solle. Für diesen war ja nicht das Geld, sondern das Messer oder eine Kugel bestimmt. Poller ahnte dies nicht, traute den beiden Betrügern und rief freudig, aber in ganz leisem Ton aus: „Fünfzigtausend, die wir teilen! So bekomme ich also fünfundzwanzigtausend?“
    „Ja“, nickte Grinley.
    „Das ist herrlich! Ich gehöre Euch mit Leib und Seele! Wenn man es nur sofort und bar haben könnte!“
    „Leider ist das unmöglich. Er zahlt ja in Anweisungen auf Frisco.“
    „Wir reiten also dann alle drei nach San Francisco?“
    „Alle drei.“
    „Na, diesen Weg will ich ganz gern machen. Für fünfundzwanzigtausend Dollar reitet man gern noch viel weiter.“
    „Well! Nun noch eine Ermahnung. Ich bin wegen der Indianer keineswegs so ruhig, wie ich mich gestellt habe. Nehmt euch in acht; laßt euch nicht sehen, damit ihr ganz gewiß zum ‚Gloomy-water’kommt und die Vorbereitungen treffen könnt. Es wäre ja entsetzlich, wenn ich mit den beiden dort anlangte, und es wäre nur pures Wasser zu

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