10 - Die Angel Chroniken 3
wandern.«
Buffy sah ihm fest in die Augen. »Weißt du, diese neumodischen Flugmaschinen sind jetzt viel sicherer als früher.«
»Ich kann doch kein Flugzeug nehmen«, sagte er ungeduldig. »Es gibt keinen Weg, wie ich mich sicher vor dem Tageslicht schützen kann.« Beschämt blickte er zu Boden. Dann trat er auf Buffy zu, und sein Ton wurde wieder sanfter. »Mir gefällt das genauso wenig wie dir, Buffy. Aber wir haben keine andere Wahl.«
Buffy schluckte das erst mal. Es tat weh, es zugeben zu müssen - aber er hatte Recht. Es tat wirklich weh.
»Wann?«
Er zögerte. »Heute Abend noch. So schnell wie möglich.«
Das tat noch mehr weh.
»Aber... heute ist doch mein Geburtstag.«
Angel sah ihr zärtlich in die Augen, und da wusste sie, dass es ihm genauso weh tat. Das tröstete sie aber kaum.
»Ich fahre dich zum Hafen«, bot Miss Calendar an.
Giles blickte Buffy todtraurig an.
Außer sich vor Zorn funkelte Drusilla den beflissenen kleinen Boten an, der alles vermasselt hatte. »Du hast es verloren. Du hast mein Geschenk verloren!«, zischte sie mit gefährlich leiser Stimme.
»Ich weiß!«, jaulte Dalton, der verachtete Schwächling. »Es tut mir Leid.«
Da tönte Spikes träge Stimme aus dem Rollstuhl: »Das ist aber 'ne böse Sache, Mann. Ohne diese Kiste hat sie gar keinen Spaß.«
Mein Spike hat ja so Recht.
»Aber die Jägerin«, platzte Dalton heraus, »kam irgendwo aus dem Nichts. Ich - ich hab sie nicht mal gesehen.«
Zornig legte Dru ihm einen Finger auf die Lippen und zischte »Schhhh!«, dann riss sie ihm die Brille von der Nase und zertrat sie unter der Sohle ihres hübschen purpurroten Satinschühchens. Sie schloss die Augen und befahl: »Wünsch dir was!«
»Was?«
Sie ballte die Hand zur Faust, streckte Zeige- und Mittelfinger aus und zielte damit auf seine Augen, während sie mit der anderen Hand seinen Hinterkopf packte. »Ich werde dir dein Licht ausblasen.« Als er vor Angst keuchte, musste sie lächeln.
Vielleicht kriegen wir ja doch noch Spaß.
»Du könntest ihm doch eine Chance geben, deinen verlorenen Schatz wiederzufinden«, schaltete sich Spike ein. »Er ist zwar ein Wichser, aber der einzige unserer Männer, der noch ein bisschen Grips in der Birne hat. Wenn er versagt, kannst du meinetwegen seine Augen direkt aus den Höhlen verspeisen.«
»Ich krieg ihn schon wieder«, sagte Dalton rasch. Drusilla streckte ihre Krallen nach ihm aus und spielte mit ihm wie eine Katze. Sein Entsetzen machte ihr Spaß. »Bitte. Ich schwör's.«
Sie konnte nicht aufhören, machte einen letzten Angriff auf seine Augen und schloss im letzten Moment die Hände zur Faust. Dann hob sie seine zertretene Brille auf und schob sie ihm wieder auf die Nase.» Okay«, sagte sie ganz ruhig, als sei nichts geschehen. »Dann beeil dich mal.« Sie tätschelte seinen kahlen Kopf und setzte sich auf Spikes Schoß.
Viel zu bald erreichten Buffy und Angel den Hafen. In der Luft hing ein Geruch nach Dieselöl. Der Frachter, der vor ihnen am Ende des Steges lag, war zur Abfahrt bereit, der Motor knatterte. Die Wellen schlugen gegen die Pfeiler unter dem Steg, während die beiden Hand in Hand auf das Schiff zugingen. Angel trug die Kiste mit dem Arm des >Judge< auf der Schulter.
Todtraurig lehnte Buffy ihren Kopf gegen seinen Arm. Am liebsten wäre sie in ihn hineingekrochen. Angel berührte ihren Scheitel mit seinen Lippen, und Buffy hatte das Gefühl, sie würde gleich umkippen, so unglücklich war sie.
Sie kamen zur Laufplanke, die zum Schiff hinüberführte. Er stellte die Kiste ab. »Ich sollte jetzt allein weitergehen.«
Buffy fühlte die Tränen aufsteigen, aber sie riss sich zusammen. »Okay-«
»Ich komme zurück«, versprach er. »Ganz bestimmt.« »Und wann? In einem halben Jahr? In einem Jahr? Wir können doch gar nicht wissen, wie lange es dauern wird. Oder ob wir überhaupt noch -« Sie stockte, konnte nicht weitersprechen.
»Ob wir noch was?«, drängte er sie es auszusprechen.
»Also, falls du es noch nicht bemerkt hast, irgendjemand versucht ständig, uns um die Ecke zu bringen.«
»Sag so was nicht. Es wird uns nichts passieren.«
Buffy spielte das Spiel nicht mit. »Das wissen wir doch nicht.«
»Wir können es auch nicht wissen, Buffy. Keiner kann das vorhersagen. So ist das Leben.«
Sie sahen einander an - zwei Menschen, deren Leben durch Zeit und Umstände von Grund auf verändert worden war. Zwei starke Menschen. Leidenschaftliche Menschen. Zwei Menschen, die einander
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