10 - Die Angel Chroniken 3
hob er das Gesicht in die dunkle, kalte Nacht und stieß eine Wolke Zigarettenrauch aus.
Und als Dessert ein schmackhafter Hauch von ungefiltertem Teer und Nikotin.
»Mir geht's einfach saugut«, gestand er ihrem Leichnam.
1. KAPITEL
Buffy war bestimmt schon hundert Mal, und auch an helleren, sonnigen Tagen, unbemerkt ins Haus geschlüpft. Als sie noch in Los Angeles gewohnt hatten, war es allerdings oft höllisch knapp gewesen.
Aber ausgerechnet heute hatte Mom auf sie gewartet.
Buffy war schon halb die Treppe hoch, als ihre Mutter sie mit einem »Guten Morgen« begrüßte.
Erwischt.
Buffys Magen schlug einen Salto, und sie machte sofort kehrt und stieg die Treppe wieder hinunter, als habe sie absolut nichts zu verbergen - was, wie sie zugeben musste, ihrer Mutter gegenüber nicht fair war. Sie hatte sich zur Gewohnheit gemacht, alles geheim zu halten, seit sie das große Los in der Jägerinnen-Lotterie gezogen hatte. Ein wenig atemlos grüßte sie »Guten Morgen«.
»Und, hast du gestern Abend viel Spaß gehabt?« Buffys Mutter bog um die Ecke, die das Esszimmer von der Diele trennte.
Buffy riss verständnislos die Augen auf und trat einen Schritt zurück. Genauer gesagt, auf die unterste Treppenstufe. Nicht zurückweichen. Benimm dich nicht verrückter als sonst.
»Spaß?«, wiederholte sie mit zitternder Stimme und versuchte, so unschuldig wie möglich dreinzuschauen.
Mom blieb ganz locker - ein gutes Zeichen. Sie nahm Buffys Unbehagen gar nicht wahr.
»Als du bei Willow warst«, fuhr Joyce Summers erklärend fort.
»Ach ja, stimmt, bei Willow war's super.« Nervös drehte Buffy Haarsträhnen um ihre Ohren. Sie war zwar nicht mehr nass, sah aber reichlich ramponiert aus. Angestrengt riss sie die Augen auf und bemühte sich um ein unschuldiges Lächeln. »Weißt du, sie ist so ein richtiger Spaßvogel.«
»Hast du Hunger?« Die ewig mütterliche Frage, auch wenn Buffy jetzt nichts anderes wollte, als der peinlichen Musterung zu entgehen.
»Eigentlich kaum.« Buffy machte eine Handbewegung zum oberen Stock, wohin sie sich verzweifelt wünschte. »Ich werd bloß 'ne Dusche nehmen.«
»Tja, wenn du dich beeilst, kann ich dich zur Schule begleiten.« Wieder lächelte Mom.
»Danke«, sagte Buffy rasch.
Nun besah sich Joyce ihre Tochter ein wenig genauer. Sie kniff die Augen zusammen, verschränkte die Arme vor der Brust und legte den Kopf auf die Seite. »Ist irgendwas?«
Schau sie total erstaunt an. Mach einen auf unschuldig. Sie weiß es nicht. Sie kann's nicht rauskriegen.
Wirklich nicht?
»Nein«, versicherte Buffy ihr. »Was soll denn sein?«
»Ich weiß es nicht. Du siehst bloß so aus ...«
Unschuldig. Ich seh unschuldig aus.
Die Mutter zuckte die Achseln, schüttelte leicht den Kopf und begab sich wieder in die Küche.
Buffy drehte sich um und marschierte die Treppe hinauf. Der Riss in ihrem Pullover war der einzige sichtbare Beweis dessen, was letzte Nacht geschehen war.
Giles stand hinter der Ausleihtheke, als Xander in die Bibliothek gestürmt kam. Eine äußerst reizvoll aussehende Cordelia hatte sich die Theke zum Sitzplatz gewählt und hielt einen dicken Wälzer auf dem Schoß.
»Also, der Busbahnhof war ein totaler Reinfall und übrigens der gemütlichste Ort auf der Welt, an dem man die Nacht verbringen kann«, meckerte Xander. »Welch eine vielbefahrene Kreuzung mitten in unserem schönen Land!«
»Hast du keine Vampire gesehen, die Kisten transportierten?«, erkundigte sich Giles.
»Nein, hab ich nicht!«, teilte Xander ihm mit. Er warf einen Blick in die Runde und sah Miss Calendar und Willow am Bücheraufzug stehen. Zwei sehr traurige Frauen. Mit Cordy drei.
Da fingen seine Alarmglocken an zu läuten. »Was ist denn hier los? Wo ist Buffy?«
»Sie hat sich noch nicht gemeldet«, sagte Willow trostlos.
Giles blickte von seinem Notizbuch auf. »Wenn das Busdepot so leer ist wie die Docks und der Flughafen - « er klang sehr müde und sehr besorgt.
»Ach, nun machen Sie aber mal 'nen Punkt! Glauben Sie, dieser Judge ist schon zusammengesetzt worden?«, fragte Xander.
»Ja.« Entmutigt schraubte Giles die Kappe auf seinen Füller.
»Dann könnte Buffy ja ...« Da kann sie nicht hingehen, dachte Xander. Wird sie nicht hingehen. »Wir müssen die beiden finden.« Keine Panik. Wie sollte ich wohl nicht die Panik kriegen? Okay, angenommen, ich wäre Buffy. Wohin hat sie gesagt, wollten sie und Angel gehen? Sie hat von dieser Party geträumt. Giles war völlig aus dem
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