10 - Die Angel Chroniken 3
jemals Geduld und Verständnis zu verlieren, das musste mal betont werden. Bei der bloßen Erwähnung von Angels' Namen verdrehte sie ja schon die Augen und gurrte wie ein Täubchen. Spike würde niemals einen Rivalen dulden. Es existierte ja auch keiner. Und dennoch ,,.
»Was treibt übrigens Blauchen da drüben? Er kniet einfach nur so rum«, knurrte Spike.
»Ich bereite mich vor«, gab ihm das blaue Ungeheuer zu verstehen.
»Ach ja?«, schnappte Spike und ließ Drus Hand los. Dann rollte er auf den Dämonen zu. Er konnte es ihr nicht heimzahlen - ließ sie jedes Mal ungeschoren davonkommen - also beschloss er, sich an dem Gast schadlos zu halten. »Interessant - diese ganzen Vorbereitungen sehen so aus, als säßest du bloß auf deinem Hintern rum. Wann zerstören wir endlich die Welt?«
»Meine Stärke nimmt zu«, teilte ihm der Judge mit. »Und mit jedem Leben, das ich vernichte, wird sie weiter zunehmen.«
Spike fand, dass es an der Zeit war, auf das Selbstverständliche hinzuweisen. Niemand in diesem verfluchten Haus schien auch nur ein bisschen Initiative aufzubringen. »Na, dann nimm dir doch ein paar Leben! Ich hab's satt!«
Da stieß Drusilla plötzlich einen Seufzer aus und sank zu Boden. Entsetzt blickte er sich nach ihr um.
»Dru?«
Sie lag ausgestreckt auf dem kalten Boden und überließ sich einem furchtbaren Weinkrampf, als habe sie alles verloren, was ihr jemals lieb und teuer war. Spike rollte zu ihr hin.
»Angel!«, stieß sie hervor.
Oh, verflucht, dachte Spike, aber er wusste, dass er seine Wut bezähmen musste, bis er herausgefunden hatte, worum es ging. Drus Visionen waren ein wichtiger Teil ihrer Überlebensstrategie, und so sehr seine Eifersucht auf Angel berechtigt war - zuerst musste er herausfinden, was es zu bedeuten hatte, dass Drusilla seinen Namen schluchzte wie die sterbende Darstellerin in einer italienischen Oper.
Spike beugte sich neugierig vor. »Liebling, kannst du etwas sehen?«
Drus Augen blickten ins Leere, ihr Blick war verträumt. Doch plötzlich lächelte sie - und fing an zu kichern.
Der Regen rauschte. Buffy kuschelte sich gemütlich in die Kissen und streckte ihre Hand nach Angel aus.
Er war nicht da.
Sie öffnete die Augen, erinnerte sich, wo sie war, und setzte sich eingehüllt ins Laken auf.
Sie sah sich in dem von Blitzen erhellten Zimmer um.
»Angel!« Ihre Stimme war fast ein Flüstern.
Doch er war verschwunden.
Es goss in Strömen, die Tropfen waren wie eisige Nadelspitzen. Blitze zuckten und Donner rollten durch die schwarze Nacht. Eine stimmungsvolle Kulisse für den Kampf, der in Angel tobte.
Er lag mit ausgestreckten Armen vor seiner Wohnungstür, kämpfte gegen den Schmerz, kämpfte dagegen an, innerlich zerrissen zu werden.
»Buffy«, brachte er krächzend hervor. Und dann fing es an ... er konnte es fühlen ... und er wusste, dass er es nicht verhindern konnte. »Oh nein. «
Er war verloren. Ihm war, als sähe er bei seiner eigenen Enthauptung zu. Er wurde zu einem Wesen, das er zutiefst verachtete. Und er konnte nichts dagegen tun. Nichts gegen die Tragödie, die nun ihren Lauf nahm.
Es wäre besser, ich stürbe, fuhr es ihm durch den Kopf. Lasst mich doch sterben.
Buffy, mein Liebling, meine Liebe, mein Leben.
Wenn er sich an ihren Namen klammerte, konnte er vielleicht gerettet werden.
Aber es war zu spät. In halbe Bewusstlosigkeit versunken spürte er, wie seine Seele von ihm gerissen wurde, wie er vom Bösen überwältigt und wieder in die Gemeinschaft der Verdammten aufgenommen wurde.
Besiegt beugte er den Kopf.
Auf der anderen Straßenseite nahm eine müde aussehende Blondine in Lederjacke einen Zug aus ihrer Zigarette. Sie war der Typ Frau, die als Einzige im Kreise der Freundinnen Whisky pur trinkt und irgendwo einen Ex-Mann sitzen hat.
Ihre Miene drückte Besorgnis und gleichzeitig gesundes Misstrauen aus. Sie verließ den Hauseingang, wo sie geraucht hatte, und kam auf ihn zu.
»Sind Sie okay? Soll ich Hilfe holen?«
Angel gab keine Antwort. Dann stand er langsam mit dem Rücken zu ihr auf. »Nein«, erwiderte er mit fester Stimme. »Der Schmerz ist jetzt vorbei.«
Sie sah immer noch besorgt aus, war aber schon weniger misstrauisch. »Sind Sie sicher?«
Jäh fuhr er herum und zeigte ihr sein wahres Gesicht - seine Vampirfratze! Wie ein wildes Tier schlug er seine Zähne in ihren Hals, bevor sie überhaupt wusste, wie ihr geschah.
Ah, warmes Menschenblut, das nach Angst schmeckt. Mein Lieblingstrank.
Erfrischt
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