10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)
leider muss ich Euch sagen, dass Ihr eine Gefangene bleiben müsst. Ich kann Euch aber versprechen, Euch vor unerwünschten Besuchern zu beschützen. Meine eigenen Männer bewachen Hardin’s Tower, nicht die der Königin. Und Wun Wun schläft in der Eingangshalle.«
»Ein Riese als Beschützer? Dessen konnte sich nicht einmal Dalla rühmen.«
Tormunds Wildlinge schauten zu, wie sie vorbeizogen, spähten aus den Zelten und Hütten unter den blattlosen Bäumen. Für jeden Mann im kampffähigen Alter sah Jon drei Frauen und genauso viele Kinder, hagere Dinger mit eingefallenen Wangen und starren Augen. Als Mance Rayder das Freie Volk zur Mauer geführt hatte, hatten seine Anhänger große Herden Schafe und Ziegen und Schweine vor sich hergetrieben, doch die einzigen Tiere, die man jetzt noch sah, waren die Mammuts. Wenn sich die Riesen nicht entschieden dagegen gewehrt hätten, wären sie sicherlich auch schon längst geschlachtet worden, daran hatte er keinen Zweifel. Ein Mammut hatte eine Menge Fleisch auf den Knochen.
Jon entdeckte außerdem Anzeichen für Krankheiten. Das beunruhigte ihn stärker, als er sagen konnte. Wenn Tormunds Schar schon ausgehungert und krank war, wie würde es dann bei den tausenden aussehen, die Mutter Maulwurf nach Hartheim gefolgt waren? Cotter Pyke sollte bald bei ihnen eintreffen. Wenn die Winde mit uns sind, ist seine Flotte vielleicht schon auf dem Rückweg nach Eastwatch, an Bord so viele vom Freien Volk, wie die Schiffe fassen können.
» Wie war das Gespräch mit Tormund?«, fragte Val.
»Fragt mich in einem Jahr danach. Der harte Teil steht mir noch bevor. Der Teil, wo ich meine eigenen Leute überzeugen muss, das Mahl zu essen, das ich für sie gekocht habe. Niemandem wird es besonders gut schmecken, fürchte ich.«
»Lasst mich Euch helfen.«
»Das habt Ihr schon. Ihr habt mir Tormund gebracht.«
»Ich kann noch mehr tun.«
Warum nicht?, dachte Jon. Alle halten sie für eine Prinzessin. Val sah auch so aus und ritt, als wäre sie auf einem Pferderücken geboren. Eine Kriegerprinzessin, entschied er, kein gertenschlankes Geschöpf, das in einem Turm sitzt, sich das Haar bürstet und auf einen Ritter wartet, der sie rettet. » Ich muss der Königin über diese Vereinbarung Bericht erstatten«, sagte er. »Ihr seid herzlich willkommen, sie kennen zu lernen, wenn Ihr Euch überwinden könnt, ein Knie zu beugen.« Es hätte keinen Sinn, Ihre Gnaden zu beleidigen, ehe er auch nur den Mund aufgemacht hätte.
»Darf ich lachen, während ich knie?«
»Das dürft Ihr nicht. Das ist kein Spiel. Unsere Völker trennt ein Strom aus Blut, alt und tief und rot. Stannis Baratheon ist einer der wenigen, die dafür sind, Wildlingen Zutritt zum Reich zu gestatten. Ich brauche die Unterstützung seiner Königin für das, was ich getan habe.«
Vals spielerisches Lächeln erstarb. »Ihr habt mein Wort, Lord Snow. Ich benehme mich für Eure Königin wie eine anständige Wildlingsprinzessin.«
Sie ist nicht meine Königin, hätte er antworten können. Um die Wahrheit zu sagen, sehne ich den Tag ihrer Abreise herbei. Wenn die Götter gnädig sind, wird sie Melisandre mitnehmen.
Den Rest des Weges ritten sie schweigend, und Ghost lief hinter ihnen her. Mormonts Rabe folgte ihnen bis zum Tor, dann flatterte er aufwärts, während die anderen abstiegen. Pferd ging mit einer Fackel voraus durch den Eistunnel.
Eine kleine Gruppe Schwarzer Brüder wartete auf der anderen Seite des Tores, als Jon und seine Begleiter im Süden der
Mauer herauskamen. Ulmer aus dem Königswald gehörte dazu, und es war auch der alte Bogenschütze, der vortrat, um für die anderen zu sprechen. »Wenn es recht ist, M’lord, die Jungs stellen sich Fragen. Gibt es Frieden, M’lord? Oder Blut und Eisen?«
»Frieden«, erwiderte Jon Snow. »In drei Tagen wird Tormund Riesentod seine Leute durch die Mauer führen. Als Freunde, nicht als Feinde. Manche werden sogar unsere Zahl erhöhen, als Brüder. Wir müssen uns darum bemühen, sie willkommen zu heißen. Jetzt geht wieder an eure Arbeit.« Jon reichte Satin die Zügel seines Pferdes. »Ich muss mit Königin Selyse sprechen.« Ihre Gnaden würde es als Kränkung auffassen, wenn er nicht sofort zu ihr kam. »Danach habe ich Briefe zu schreiben. Bring mir Pergament, Federn und ein Fässchen schwarzer Maestertinte in meine Unterkunft. Anschließend rufst du Marsh, Yarwyck, Septon Cellador, Clydas.« Cellador würde halb betrunken sein, und Clydas war ein armseliger
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