10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)
schrie ein Befreiter.
Männer schoben einander hin und her. » Die Königin ist nicht tot«, verkündete der Seneschall abermals. »Ihre Blutreiter wurden ausgesandt, um Ihre Gnaden jenseits des Skahazadhan zu suchen und sie zu ihrem geliebten Gemahl und ihren treuen Untertanen zurückzubringen. Jeder hat zehn auserwählte Reiter bei sich, jeder Reiter hat drei schnelle Pferde, damit sie schnell und weit reisen können. Königin Daenerys wird gefunden werden.«
Ein großer Ghiscari in Brokatrobe sprach als Nächster vor. Seine Stimme war ebenso volltönend wie kalt. König Hizdahr rutschte auf seinem Drachenthron hin und her und versuchte seiner versteinerten Miene gleichzeitig einen Ausdruck von Sorge und Gelassenheit zu verleihen. Wieder antwortete sein Seneschall.
Ser Barristan ließ Reznaks schmierige Worte über sich ergehen. Seine Jahre in der Königsgarde hatten ihn gelehrt, wie man zuhört, ohne wirklich etwas mitzubekommen, besonders dann, wenn der Sprecher unbedingt unter Beweis stellen wollte, dass Worte wahrhaftig Wind waren. Hinten in der Halle entdeckte er den dornischen Prinzen und seine beiden Gefährten. Sie hätten nicht kommen sollen. Martell begreift die Gefahr nicht, in der er schwebt. Daenerys war seine einzige Freundin an diesem Hof, und sie ist verschwunden. Er fragte sich, wie viel sie von dem verstanden, was gesagt wurde. Selbst er konnte nicht alles verstehen, was diese Sklavenhändler in ihrem Ghiscari-Mischmasch sprachen, besonders dann nicht, wenn sie schnell sprachen.
Prinz Quentyn hörte zumindest aufmerksam zu. Er ist seines Vaters Sohn. Klein und untersetzt und mit einem schlichten Gesicht schien er ein anständiger Junge zu sein, nüchtern, einfühlsam und pflichtbewusst … aber nicht gerade die Sorte Mann, bei der das Herz eines jungen Mädchens höher schlägt. Und Daenerys Targaryen war, neben allem anderen was sie möglicherweise sonst noch war, eben in erster Linie immer noch ein junges Mädchen, wie sie selbst gern feststellte, wenn es ihr gefiel, die Unschuldige zu spielen. Wie alle guten Königinnen stand bei ihr ihr Volk an erster Stelle, ansonsten hätte sie sich niemals auf diese Heirat mit Hizdahr zo Loraq eingelassen, aber das Mädchen in ihr sehnte sich im Stillen nach Poesie, Leidenschaft und Lachen. Sie sucht Feuer, und Dorne hat ihr Erde geschickt.
Aus Erde konnte man einen Umschlag machen, der das Fieber kühlte. Man konnte Samen in die Erde stecken und Getreide auf ihr wachsen lassen, um seine Kinder zu füttern. Erde konnte einen ernähren, während das Feuer einen verzehrte, dennoch würden sich Narren und Kinder und junge Mädchen stets für das Feuer entscheiden.
Hinter dem Prinzen flüsterte Ser Gerris Trinkwasser Yronwood etwas zu. Ser Gerris hatte alles, woran es dem Prinzen mangelte: Er war groß und schlank und stattlich und bewegte sich mit der Grazie eines Fechters und dem Feinsinn eines Höflings. Selmy zweifelte nicht daran, dass schon so manche dornische Jungfrau mit diesem sonnenfarbenen Haar gespielt und diese schelmisch lächelnden Lippen geküsst hatte. Wenn er der Prinz gewesen wäre, wäre vielleicht alles anders ausgegangen, schoss es ihm unwillkürlich durch den Kopf … doch war Trinkwasser ein wenig zu freundlich für seinen Geschmack. Er ist eine falsche Münze, dachte der alte Ritter. Solche Männer hatte er früher schon oft kennen gelernt.
Was auch immer er geflüstert hatte, musste lustig gewesen sein, denn sein großer kahlköpfiger Freund lachte plötzlich prustend, so laut, dass sogar der König selbst den Dornischen den Blick zuwandte. Als er den Prinzen bemerkte, legte Hizdahr zo Loraq die Stirn in Falten.
Ser Barristan gefiel dieses Stirnrunzeln nicht. Und als der König seinen Vetter Marghaz zu sich winkte, sich zu ihm vorbeugte und ihm etwas ins Ohr flüsterte, gefiel ihm das noch weniger.
Ich habe Dorne keinen Eid geschworen, redete sich Ser Barristan ein. Doch Lewyn Martell war sein Geschworener Bruder gewesen, damals in den Tagen, als die Bindungen zwischen den Mitgliedern der Königsgarde noch eng gewesen waren. Ich konnte Prinz Lewyn am Trident nicht helfen, doch seinem Großneffen kann ich jetzt helfen. Martell tanzte in einem Schlangennest, und er sah die Schlangen nicht einmal. Dass er immer noch hier war, selbst nachdem Daenerys im Angesicht der Götter und Menschen einen anderen erwählt hatte, musste jeden Gemahl reizen, und inzwischen war nicht einmal mehr die Königin da, um Quentyn vor Hizdahrs Zorn zu
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