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10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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Niemand darf entkommen.«
    »Niemand wird entkommen, M’lord«, versprach Franklyn Flowers.
    Connington schaute ihnen hinterher, dann winkte er den Halbmaester zu sich. »Haldon, Ihr übernehmt den Rabenschlag. Ich habe vor, heute Abend Botschaften zu versenden.«
    »Hoffentlich haben sie uns noch ein paar Raben übrig gelassen.«
    Sogar der Heimatlose Harry war beeindruckt, wie schnell sie gesiegt hatten. »Ich hätte nie gedacht, dass es so einfach sein würde«, sagte der Generalhauptmann, während sie in die Große Halle gingen, um sich den geschnitzten und vergoldeten Greifensitz anzuschauen, von dem aus fünfzig Generationen von Conningtons regiert hatten.
    »Es wird schwieriger werden. Bis jetzt konnten wir sie überraschen. Das wird nicht ewig so bleiben, selbst dann nicht, wenn der Schwarze Balaq alle Raben im Reich abschießt.«
    Strickland betrachtete die verblichenen Wandteppiche, die Bogenfenster mit Myriaden karoförmiger Scheiben aus rotem und weißem Glas, die Gestelle für Speere und Schwerter und Streithämmer. »Sollen sie nur kommen. Diese Burg kann man gegen eine zwanzigfache Übermacht verteidigen, solange wir ausreichend Vorräte haben. Und Ihr sagt, man könnte übers Meer herein und hinaus?«
    »Unten. Eine Höhle, die unter den Klippen verborgen ist und die man nur bei Ebbe sieht.« Aber Connington hatte nicht die Absicht, »sie kommen zu lassen«. Der Griffin’s Roost war stark, aber klein, und solange sie hier saßen, würden sie ebenfalls klein erscheinen. Doch ganz in der Nähe gab es eine weitere Burg, die sehr viel größer und noch dazu uneinnehmbar war. Wenn wir die erobern, wird das Reich beben. »Ihr müsst mich entschuldigen, Generalhauptmann. Mein Hoher Vater ist unter der Septe bestattet, und es sind schon zu viele Jahre vergangen, seit ich zuletzt für ihn gebetet habe.«
    »Gewiss, Mylord.«
    Doch nachdem sie sich getrennt hatten, ging Jon Connington nicht in die Septe. Stattdessen lenkte er seine Schritte hinauf zum Dach des Ostturms, dem höchsten im Griffin’s Roost. Während er hinaufstieg, erinnerte er sich an frühere Aufstiege – hundertmal mit seinem Hohen Vater, der gern vom Turm aus über die Wälder und die Klippen und das Meer blickte und sich dabei dem Gedanken hingab, dass alles, was er sah, dem Hause Connington gehörte, und an ein Mal (nur ein einziges Mal!) mit Rhaegar Targaryen. Prinz Rhaegar war aus Dorne zurückgekehrt, und er und seine Begleiter hatten zwei Wochen hier verbracht. Damals war er so jung gewesen, und ich war sogar noch jünger. Wir beide waren Knaben. Beim Willkommensfest hatte der Prinz seine Harfe mit den Silbersaiten aufgenommen und für sie gespielt. Ein Lied von Liebe und Verhängnis, erinnerte sich Jon Connington, und jede Frau in der Halle hat geweint, als er die Harfe ablegte. Die Männer natürlich nicht. Insbesondere nicht sein Vater, dessen ganze Liebe dem Land galt. Lord Armond Connington hatte den ganzen Abend versucht, den Prinzen in dem Streit mit Lord Morrigen auf seine Seite zu ziehen.
    So fest, wie die Tür zum Dach des Turms klemmte, hatte sie wohl seit Jahren niemand mehr geöffnet. Er musste sich mit der Schulter dagegenlehnen, um sie aufzudrücken. Aber als Jon Connington auf den hohen Wehrgang hinaustrat, war der Ausblick genauso berauschend wie in seiner Erinnerung: die Klippe mit ihren windversehrten Felsen und zerklüfteten Spitzen, das Meer, das unten knurrte und am Fundament der Burg nagte wie ein rastloses Tier, die endlose Weite von Himmel und Wolken, der Wald in seiner herbstlichen Farbenpracht. »Das Land deines Vaters ist wunderschön«, hatte Prinz Rhaegar gesagt, als er genau dort gestanden hatte, wo Jon jetzt stand. Und der Junge, der er gewesen war, hatte geantwortet: »Eines Tages wird das alles mir gehören.« Als hätte er damit einen Prinzen beeindrucken können, der Erbe des gesamten Reiches war, vom Arbor bis zur Mauer.
    Am Ende hatte der Griffin’s Roost tatsächlich ihm gehört, wenn auch nur für ein paar kurze Jahre. Von hier aus hatte Jon Connington das Land regiert, das sich viele Meilen nach Westen, Norden und Süden erstreckt hatte, genau wie sein Vater und seines Vaters Vater vor ihm. Doch sein Vater und der Vater seines Vaters hatten ihr Land nie verloren. Er schon. Ich bin zu hoch aufgestiegen, habe zu sehr geliebt und zu viel gewagt. Ich habe nach einem Stern gegriffen, das Gleichgewicht verloren und bin gefallen.
    Nach der Schlacht der Glocken, nachdem Aerys Targaryen ihm in einem

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