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10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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den Schlamm gezeichnet hatte. »Schießt jeden Vogel ab, der die Burg verlässt.«
    »Das werden wir tun«, antwortete der Sommermensch.
    Ein Drittel von Balaqs Männern benutzten Armbrüste, ein weiteres Drittel die doppelt geschwungenen Bögen aus Horn und Sehne, wie sie im Osten üblich waren. Besser noch waren die großen Langbögen aus Eibe, wie sie die Bogenschützen in Westeros benutzten, doch am besten waren die großen Bögen aus Goldherz, die der Schwarze Balaq sich selbst und seinen fünfzig Sommermenschen vorbehielt. Nur ein Bogen aus Drachenknochen hatte eine noch größere Reichweite als ein Bogen aus Goldherz. Welchen Bogen sie auch trugen, alle von Balaqs Männern hatten scharfe Augen und waren erfahrene Schützen, die ihren Wert in hundert Schlachten, Raubzügen und Gefechten bewiesen hatten. Und am Griffin’s Roost stellten sie ihre Fähigkeiten erneut unter Beweis.
    Die Burg erhob sich an der Küste des Cape Wrath auf einer hohen Klippe aus dunkelrotem Stein, der an drei Seiten von der Shipbreaker Bay umtost wurde. Der einzige Zugang wurde von einem Torhaus geschützt, hinter dem der lange kahle Bergrücken lag, den die Conningtons die Greifenkehle nannten. Sich den Weg durch die Kehle zu erkämpfen konnte eine blutige Angelegenheit sein, da man auf dem Kamm als Angreifer den Speeren, Steinen und Pfeilen der Verteidiger in den beiden Rundtürmen, die das Haupttor der Burg flankierten, schutzlos ausgeliefert war. Und hatte man dieses Tor erreicht, konnten die Verteidiger drinnen siedendes Öl auf die Angreifer hinuntergießen. Greif erwartete, hundert Mann zu verlieren, vielleicht mehr.
    Sie verloren vier.
    Das freie Feld vor dem Tor war der Pflanzenwelt überlassen worden, und so war Franklyn Flowers in der Lage, das Dickicht als Deckung zu benutzen und seine Männer bis auf zwanzig Schritt an das Tor heranzuführen, ehe sie mit dem Rammbock unter den Bäumen hervorstürmten, den sie im Lager gebaut hatten. Das Krachen von Holz auf Holz lockte zwei Männer auf die Zinnen, doch die Schützen des Schwarzen Balaqs hatten sie schon zu Fall gebracht, ehe sie sich auch nur den Schlaf aus den Augen gerieben hatten. Das Tor war, wie sich herausstellte, zwar geschlossen, jedoch nicht verrammelt; es gab schon beim zweiten Stoß nach, und Ser Franklyns Männer waren schon halb die Kehle hinauf, ehe in der eigentlichen Burg ein Kriegshorn Alarm schlug.
    Der erste Rabe stieg auf, als die Haken über die Außenmauer flogen, der zweite nur wenige Augenblicke später. Keiner der Vögel hatte auch nur hundert Schritt hinter sich gebracht, ehe er von einem Pfeil vom Himmel geholt wurde. Eine Wache warf einen Eimer mit Öl auf die Männer, die als Erste das Tor erreichten, doch da nicht genug Zeit gewesen war, um es zu erhitzen, richtete der Eimer mehr Schaden an als das Öl. Schwerter klirrten bald an einem halben Dutzend Stellen auf der Mauer. Die Männer der Goldenen Kompanie kletterten zwischen den Zinnen hindurch und rannten über die Wehrgänge, wobei sie » Ein Greif! Ein Greif!« , riefen, den uralten Schlachtruf des Hauses Connington, der die Verteidiger noch zusätzlich verwirren musste.
    Binnen Minuten war die Sache vorüber. Greif ritt auf einem weißen Zelter neben dem Heimatlosen Harry Strickland die Kehle hinauf. Als sie sich der Burg näherten, sahen sie einen dritten Raben vom Turm des Maesters davonfliegen, der jedoch vom Schwarzen Balaq persönlich vom Himmel geholt wurde. »Keine Nachrichten mehr«, erklärte Ser Franklyn Flowers im Hof. Als Nächstes flog der Maester selbst aus dem Turm. So wie er mit den Armen flatterte, hätte man ihn glatt für einen weiteren Vogel halten können.
    Das war das Ende des Widerstands. Was an Wachen verblieb, streckte die Waffen. Und so schnell gehörte der Griffin’s Roost wieder ihm, und Jon Connington war einmal mehr ein Lord.
    »Ser Franklyn«, sagte er. »Durchsucht den Bergfried und die Küchen und treibt alle zusammen, die Ihr findet. Malo, Ihr macht das Gleiche im Turm des Maesters und der Waffenkammer. Ser Brendel, die Ställe, die Septe und die Unterkünfte. Bringt alle in den Hof und versucht, niemanden zu töten, der nicht unbedingt sterben will. Wir wollen die Sturmlande für uns gewinnen, und mit einem Gemetzel wird uns das nicht gelingen. Schaut auf jeden Fall auch unter dem Altar der Mutter nach, da gibt es eine Geheimtreppe, die zu einem verborgenen Schlupfloch führt. Und eine weitere unter dem Norwestturm, die direkt hinunter zum Meer führt.

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