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10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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Doch da schrie keine Frau. Das ist ein Mann, der Todesqualen leidet. Er lief los. Pferd und Rory rannten ihm hinterher. »Sind es die Wiedergänger?«, fragte Rory. Jon überlegte. Waren seine Leichen ihren Ketten entkommen?
    Das Geschrei hatte aufgehört, als sie Hardin’s Tower erreichten, aber Wun Weg Wun Dar Wun brüllte weiter. Der Riese schleifte eine blutige Leiche an einem Bein hinter sich her, so wie Arya ihre Puppe gezogen hatte, als sie noch klein gewesen war, und sie hatte sie wie einen Morgenstern geschwungen, wann immer man ihr mit Gemüse gedroht hatte. Allerdings hat Arya ihre Puppen nie in Stücke gerissen. Der Schwertarm des Toten lag ein paar Schritte weiter weg, und der Schnee darunter färbte sich rot.
    »Lass ihn los«, schrie Jon. »Wun Wun, lass ihn los.«
    Wun Wun hörte nicht oder verstand nicht. Der Riese blutete ebenfalls aus Schwertwunden an Bauch und Arm. Er schwang den toten Ritter gegen den grauen Stein des Turms, wieder und wieder und wieder, bis der Kopf des Mannes rot und breiig wie eine Sommermelone war. Der Mantel des Ritters flatterte durch die kalte Luft. Er war eben noch weiß gewesen, mit Silbertuch gesäumt und mit blauen Sternen besetzt. Blut und Knochen flogen in alle Richtungen.
    Männer strömten aus den umgebenden Bergfrieden und Türmen. Nordmänner, Freies Volk, Männer der Königin … »Bildet eine Reihe!«, befahl Jon Snow ihnen. Bei dem Toten handelte es sich um Ser Patrek vom Königberg; sein Kopf war zwar zum größten Teil verschwunden, aber das Wappen war so eindeutig wie sein Gesicht. Jon wollte es nicht riskieren, dass Ser Malegorn oder Ser Brus oder irgendeiner der anderen Ritter der Königin den Versuch unternahmen, ihn zu rächen.
    Wun Weg Wun Dar Wun heulte erneut und drehte und zerrte an Ser Patreks anderem Arm. Er riss in einem Schauer hellroten Blutes aus der Schulter. Wie ein Kind, das Blütenblätter von einem Gänseblümchen zupft, dachte Jon. »Leder, rede mit ihm, beruhige ihn. In der Alten Sprache, er versteht die Alte Sprache. Zurück , ihr anderen. Steckt den Stahl ein, wir machen ihm Angst.« Konnten sie denn nicht sehen, dass der Riese verletzt war? Jon musste der Sache ein Ende bereiten, sonst würden noch mehr Männer sterben. Sie hatten keine Ahnung, wie stark Wun Wun war. Ein Horn, ich brauche ein Horn. Er sah das Glänzen von Stahl und fuhr in die Richtung herum. » Keine Klingen!«, schrie er. »Docht, steck das Messer …«
    … ein, wollte er sagen. Als Docht Whittlestick ihm in den Hals stach, wurde das Wort zu einem Grunzen. Jon wich dem Messer aus, so dass der Stahl kaum über seine Haut kratzte. Er hat mich geschnitten. Als er die Hand seitlich an den Hals legte, quoll Blut zwischen seinen Fingern hervor. » Warum? «
    »Für die Wache.« Docht stach erneut zu. Diesmal packte Jon sein Handgelenk und verdrehte ihm den Arm, bis er den Dolch fallen ließ. Der schlaksige Bursche wich zurück und erhob die Hände, als wollte er sagen: Ich war es nicht, ich war es nicht. Männer schrien. Jon griff nach Longclaw, aber seine Finger waren steif und schwerfällig geworden. Irgendwie bekam er das Schwert nicht aus der Scheide.
    Dann stand Bowen Marsh vor ihm, und Tränen rannen ihm über die Wangen. »Für die Wache.« Er schlug Jon in den Bauch. Als er die Hand zurückzog, blieb der Dolch dort stecken.
    Jon sackte auf die Knie. Er fand das Heft des Dolchs und zerrte ihn heraus. In der kalten Nachtluft dampfte die Wunde. »Ghost«, flüsterte er. Schmerz durchflutete ihn. Durchbohr sie mit der Spitze. Als ihn der dritte Dolch zwischen die Schulterblätter traf, ächzte er und fiel mit dem Gesicht voran in den Schnee. Das vierte Messer spürte er nicht mehr. Nur die Kälte …

Die Hand der Königin
    Das Sterben des dornischen Prinzen dauerte drei Tage lang.
    Seinen letzten rasselnden Atemzug tat er in der trüben, tristen Morgendämmerung, als ein kalter Regen aus dem schwarzen Himmel prasselte und die Ziegelstraßen der alten Stadt in Flüsse verwandelte. Der Regen hatte die schlimmsten Brände gelöscht, aber noch immer stieg Rauch aus den schwelenden Ruinen der Pyramide von Hazkar auf, und die große schwarze Pyramide von Yherizan, die Rhaegal sich als Heimstatt auserkoren hatte, ragte in der Düsternis auf wie eine fette Frau, die mit orange glühenden Juwelen geschmückt war.
    Vielleicht sind die Götter am Ende doch nicht taub, dachte Ser Barristan Selmy, während er die ferne Glut betrachtete. Ohne den Regen hätte das Feuer

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