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10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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Augenhöhlen waren mit Eiter gefüllt. Er hätte in Dorne bleiben sollen. Er hätte ein Frosch bleiben sollen. Nicht allen Männern ist es bestimmt, mit Drachen zu tanzen. Als er den Jungen wieder zudeckte, fragte er sich, ob es jemanden geben würde, der seine Königin zudeckte, oder ob ihre Leiche unbetrauert irgendwo im hohen Gras des Dothrakischen Meeres lag, wo sie blind in den Himmel starrte, bis ihr das Fleisch von den Knochen fiel.
    »Nein«, sagte er laut. »Daenerys ist nicht tot. Sie hat diesen Drachen geritten. Ich habe es mit meinen eigenen Augen gesehen.« Das hatte er schon hundert Mal gesagt … aber mit jedem Tag, der verstrich, konnte er es weniger glauben. Ihr Haar stand in Flammen. Das habe ich auch gesehen. Sie brannte … und wenn auch ich nicht gesehen habe, wie sie gefallen ist, so schwören es doch hunderte andere.
    Der Tag kroch über die Stadt. Trotz des Regens durchflutete ein trübes Licht den Himmel im Osten. Und mit der Sonne traf auch der Schurschädel ein. Skahaz trug wie immer einen schwarzen Faltenrock, Beinschienen und einen starken Brustpanzer. Die Messingmaske unter seinem Arm war neu – ein Wolfskopf mit heraushängender Zunge. »So«, sagte er zum Gruß, »der Narr ist tot, oder?«
    »Prinz Quentyn ist kurz vor Sonnenaufgang gestorben.« Selmy überraschte es nicht, dass Skahaz Bescheid wusste. Innerhalb der Pyramide verbreiteten sich Nachrichten schnell. »Hat sich der Rat versammelt?«
    »Sie erwarten die Hand unten.«
    Ich bin keine Hand, hätte eine Stimme in ihm am liebsten geschrien. Ich bin nur ein einfacher Ritter, der Beschützer der Königin. Ich wollte das alles nicht. Aber da die Königin verschwunden war und der König in Ketten lag, musste jemand regieren, und dem Schurschädel vertraute Ser Barristan nicht. »Gibt es irgendwelche Nachrichten von der Grünen Grazie?«
    »Sie ist noch nicht in die Stadt zurückgekehrt.« Skahaz hatte sich dagegen ausgesprochen, die Priesterin zu entsenden. Und Galazza Galare war selbst auch nicht gerade erpicht auf die Aufgabe gewesen. Sie würde gehen, räumte sie ein, um des Friedens willen, doch Hizdahr zo Loraq wäre besser geeignet, um mit den Weisen Herren zu verhandeln. Allerdings gab sich Ser Barristan nicht so leicht geschlagen, und am Ende hatte die Grüne Grazie den Kopf geneigt und versprochen, ihr Bestes zu geben.
    »Wie sieht es in der Stadt aus?«, fragte Selmy den Schurschädel.
    »Alle Tore wurden geschlossen und verrammelt, wie Ihr befohlen habt. Wir durchsuchen die Stadt nach Söldnern oder Yunkai’i, die möglicherweise in der Stadt zurückgeblieben sind, und verhaften oder vertreiben alle, die wir erwischen. Die meisten haben sich allerdings versteckt, ohne Zweifel in den Pyramiden. Die Unbefleckten haben die Mauern und Türme bemannt und sind auf jeden Angriff vorbereitet. Auf dem Platz stehen zweihundert Hochgeborene in ihren Tokars im Regen und schreien nach einer Audienz. Sie verlangen Hizdahrs Freilassung und meinen Tod, und sie wollen, dass Ihr diese Drachen erschlagt. Irgendwer hat ihnen erzählt, Ritter könnten das besonders gut. Aus der Pyramide von Hazkar werden immer noch Leichen geborgen. Die Großen Herren von Yherizan und Uhlez haben ihre Pyramiden den Drachen überlassen.«
    Das alles wusste Ser Barristan bereits. »Und die Schlachterliste?«, fragte er und fürchtete die Antwort.
    »Neunundzwanzig.«
    » Neunundzwanzig? « Das war weitaus schlimmer, als er es sich vorgestellt hatte. Die Söhne der Harpyie hatten vor zwei Tagen ihren Schattenkrieg wieder aufgenommen. Drei Morde in der ersten Nacht, neun in der zweiten. Aber von neun auf neunundzwanzig in nur einer Nacht …
    »Vor Mittag werden wir bei dreißig sein. Warum werdet Ihr so grau, alter Mann? Was habt Ihr erwartet? Die Harpyie will Hizdahrs Freilassung, deshalb hat er seine Söhne wieder mit Messern auf die Straßen geschickt. Die Toten sind allesamt Befreite und Schurschädel, so wie früher auch. Einer gehörte zu mir, ein Messingtier. Das Zeichen der Harpyie wurde neben den Leichen hinterlassen, mit Kreide auf dem Pflaster oder an der Wand. Außerdem hinterlassen sie Botschaften: » Die Drachen müssen sterben«, schreiben sie, » Harghaz der Held« . Auch » Tod für Daenerys« wurde gesehen, ehe der Regen die Worte auslöschte.
    »Der Blutzoll …«
    »Neunundzwanzighundert Goldstücke aus jeder Pyramide, ja«, knurrte Skahaz. »Er wird eingetrieben … aber der Verlust einiger Münzen wird die Harpyie nicht aufhalten. Das

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