10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)
kann allein Blut.«
»Das behauptet Ihr.« Wieder die Geiseln. Er würde sie alle umbringen, wenn ich es zuließe. » Ich habe Euch die ersten hundert Mal schon verstanden. Nein.«
»Die Hand der Königin«, murrte Skahaz voller Abscheu. »Die Hand einer alten Frau, glaube ich, runzlig und schwach. Ich bete darum, dass Daenerys bald zu uns zurückkehrt.« Er setzte sich die Wolfsmaske auf. »Euer Rat wird langsam ungeduldig.«
»Es ist der Rat der Königin, nicht meiner.« Selmy tauschte den nassen Mantel gegen einen trockenen, schnallte das Schwert um und begleitete den Schurschädel die Treppe hinunter.
In der Säulenhalle gab es heute keine Bittsteller. Obwohl er den Titel der Hand angenommen hatte, würde sich Ser Barristan nicht anmaßen, in Abwesenheit der Königin Hof zu halten, und auch Skahaz mo Kandaq gestattete er dies nicht. Hizdahrs groteske Drachenthrone hatte er entfernen lassen, doch die einfache Bank mit den Kissen, die der Königin so gut gefallen hatte, ließ er nicht zurückholen. Stattdessen war mitten in der Halle ein runder Tisch aufgestellt worden, um den herum sich alle auf hohen Stühlen versammeln und als Gleichgestellte miteinander sprechen konnten.
Sie erhoben sich, als Ser Barristan, begleitet von Skahaz Schurschädel, die Marmortreppe herunterkam. Marselen von den Männern der Mutter war anwesend, auch Symon Striemenrücken, der Kommandant der Freien Brüder. Die Tapferen Schilde hatten einen neuen Kommandanten gewählt, einen schwarzhäutigen Sommermenschen namens Tal Toraq, denn ihr alter Hauptmann, Mollono Yos Dob, war von der Fahlen Mähre davongetragen worden. Grauer Wurm sprach für die Unbefleckten und wurde von drei Eunuchenfeldwebeln mit bronzenen Stachelhelmen begleitet. Die Sturmkrähen waren durch zwei erfahrene Söldner vertreten, einen Bogenschützen namens Jokin und einen säuerlichen Axtkämpfer, der einfach als der Witwer bekannt war. Sie beide hatten in Daario Naharis’ Abwesenheit gemeinsam den Befehl. Der größte Teil des Khalasars der Königin war mit Aggo und Rakharo auf die Suche nach Daenerys ins Dothrakische Meer gezogen, aber der schielende Jaqqa Rhan Rommo mit den krummen Beinen war gekommen, um für die Reiter zu sprechen, die zurückgeblieben waren.
Und gegenüber von Ser Barristan saßen vier ehemalige Wachen von König Hizdahr am Tisch, die Arenakämpfer Goghor der Gigant, Belaquo Crackbones, Camarron der Gnadenlose und die Gesprenkelte Katze. Selmy hatte auf ihrer Anwesenheit bestanden, gegen alle Einwände von Skahaz Schurschädel. Einst hatten sie Daenerys Targaryen geholfen, diese Stadt zu erobern, und das sollte nicht in Vergessenheit geraten. Mochten sie brutale Mordgesellen mit Blut an den Händen sein, so hatten sie dennoch auf ihre Weise Treue bewiesen … gegenüber König Hizdahr, ja, aber auch gegenüber der Königin.
Als Letzter stampfte der Starke Belwas in den Saal.
Der Eunuch hatte der Todesgöttin ins Gesicht geschaut, so nah, dass er ihr einen Kuss auf die Lippen hätte hauchen können. Das hatte ihn gezeichnet. Er sah aus, als hätte er fünfundzwanzig Pfund Gewicht verloren, und die dunkelbraune Haut, die sich, von hundert verblichenen Narben gezeichnet, zuvor über die mächtige Brust und den riesigen Bauch gespannt hatte, hing nun in losen Falten an ihm herab und schwabbelte wie eine viel zu große Robe um ihn herum. Seine Schritte waren langsamer und schienen weniger sicher als zuvor.
Dennoch wurde dem alten Ritter bei seinem Anblick warm ums Herz. Er hatte die Welt mit dem Starken Belwas durchquert, und er wusste, er konnte sich auf ihn verlassen, wenn es zum Kampf kommen sollte. »Belwas. Wir freuen uns, dass Ihr Euch zu uns gesellen könnt.«
»Weißbart.« Belwas lächelte. »Wo sind Leber und Zwiebeln. Der Starke Belwas ist nicht mehr so stark wie früher, deshalb muss er essen, damit er wieder zu Kräften kommt. Man hat den Starken Belwas krank gemacht. Irgendjemand muss dafür sterben.«
Irgendjemand wird sterben. Vermutlich werden viele sterben. » Setzt Euch, mein Freund.« Nachdem sich Belwas niedergelassen und die Arme vor der Brust verschränkt hatte, fuhr Ser Barristan fort: »Quentyn Martell ist heute Morgen kurz vor Sonnenaufgang gestorben.«
Der Witwer lachte. »Der Drachenreiter.«
»Ein Narr, würde ich sagen«, warf Symon Striemenrücken ein.
Nein, nur ein Junge. Ser Barristan hatte die Torheiten seiner eigenen Jugend nicht vergessen. Ȇber die Toten wollen wir nicht schlecht sprechen. Der Prinz
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