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10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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Augen der steinernen Schattenwölfe ebenfalls. Die Gesichter wühlten blasse Erinnerungen auf. Einige Namen fielen ihm ungebeten wieder ein, die geisterhafte Stimme von Maester Luwin flüsterte sie ihm zu. König Edrick Schneebart, der den Norden hundert Jahre lang beherrscht hatte. Brandon der Schiffsbauer, der in den Sonnenuntergang gesegelt war. Theon Stark, der Hungrige Wolf. Mein Namensvetter. Lord Beron Stark, der sich mit Casterly Rock verbündet hatte, um gegen Dagon Greyjoy, den Lord von Pyke, Krieg zu führen, damals, in jenen Tagen, als die Sieben Königslande, wenn auch nicht dem Namen nach, von dem Bastardzauberer regiert worden waren, den man Blutrabe nannte.
    »Diesem König fehlt ein Schwert«, stellte Lady Staublin fest.
    Das stimmte. Theon erinnerte sich nicht daran, welcher König es war, aber das Langschwert, das er hätte halten sollen, war verschwunden. Roststreifen markierten die Stelle, wo es gelegen hatte. Der Anblick beunruhigte ihn. Er hatte oft gehört, das Eisen in den Schwertern sorge dafür, dass die Toten in ihren Gräbern eingesperrt blieben. Wenn ein Schwert fehlte …
    Es gibt Geister in Winterfell. Und ich bin einer von ihnen.
    Sie gingen weiter. Barbra Staublins Gesicht wurde bei jedem Schritt härter. Dieser Ort gefällt ihr nicht besser als mir. Theon hörte sich sagen: »Mylady, warum hasst Ihr die Starks?«
    Sie sah ihn eingehend an. »Aus dem gleichen Grund, aus dem Ihr sie liebt.«
    Theon stolperte. »Sie lieben? Ich habe nie … Ich habe ihnen diese Burg geraubt, Mylady. Ich habe … habe Bran und Rickon töten lassen, ihre Köpfe auf Spießen zur Schau gestellt, ich …«
    »Ihr seid mit Robb Stark in den Süden geritten, habt im Whispering Wood und in Riverrun an seiner Seite gekämpft und seid als sein Gesandter zu den Iron Islands zurückgekehrt, um mit Eurem Vater zu verhandeln. Barrowton hat dem Jungen Wolf ebenfalls Männer geschickt. Ich habe ihm so wenig geschickt, wie ich wagte, aber einige musste ich ihm überlassen oder Winterfells Zorn auf mich herabbeschwören. Also hatte ich meine eigenen Augen und Ohren in diesem Heer. Man hat mich über alles auf dem Laufenden gehalten. Ich weiß, wer Ihr seid. Ich weiß, was Ihr seid. Und jetzt beantwortet meine Frage: Warum liebt Ihr die Starks?«
    »Ich …« Theon legte eine behandschuhte Hand an eine Säule. »… ich wollte einer von ihnen sein …«
    »Und das war unmöglich. Wir haben mehr gemeinsam, als Ihr ahnt, Mylord. Aber kommt.«
    Ein Stück weiter standen drei Grabmäler enger beieinander. Hier blieben sie stehen. »Lord Rickard«, stellte Lady Staublin fest und betrachtete die Figur in der Mitte. Die Statue ragte über ihnen auf – mit langem Gesicht, Bart und ernster Miene. Er hatte die gleichen Steinaugen wie die anderen, sah aber traurig aus. »Sein Schwert fehlt ebenfalls.«
    Das stimmte. »Jemand muss hier unten gewesen sein und Schwerter gestohlen haben. Brandons Schwert ist auch verschwunden.«
    »Das würde ihm gar nicht gefallen.« Sie zog einen Handschuh aus und berührte sein Knie, blasse Haut auf dunklem Stein. »Brandon hat sein Schwert geliebt. Er hat es so gern gewetzt. ›Es soll scharf genug sein, um einer Frau die Möse zu rasieren‹, pflegte er zu sagen. Und wie gern er es benutzt hat. ›Ein blutiges Schwert ist wunderschön‹, hat er mir einmal erzählt.«
    »Ihr kanntet ihn«, sagte Theon.
    Im Licht der Laterne sahen ihre Augen aus, als würden sie brennen. »Brandon war als Mündel in Barrowton, beim alten Lord Staublin, dem Vater desjenigen, den ich später geheiratet habe, aber die meiste Zeit hat er auf dem Pferd in den Bachlanden verbracht. Er ritt für sein Leben gern. Seine kleine Schwester ist in dieser Hinsicht ganz nach ihm gekommen. Sie waren zwei Zentauren, die beiden. Und mein Hoher Vater hat stets gern den Gastgeber für den Erben von Winterfell gespielt. Mein Vater hatte großen Ehrgeiz, was das Haus Ryswell anging. Er hätte meine Jungfräulichkeit jedem Stark angeboten, der zufällig vorbeikam, aber das brauchte er gar nicht. Brandon hat sich nie gescheut zu nehmen, was er wollte. Jetzt bin ich alt, eine vertrocknete Frau und schon viel zu lange Witwe, aber ich kann mich noch genau erinnern, wie mein Jungfernblut auf seinem Schwanz glänzte, in der Nacht, in der er mich genommen hat. Ich glaube, Brandon hat der Anblick auch gefallen. Ein blutiges Schwert ist wunderschön, ja. Es tat weh, aber es war ein süßer Schmerz.
    An dem Tag, an dem ich erfuhr, dass Brandon

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