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10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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Ein paar Brocken wurden auf den Boden geworfen und von Ramsays Mädchen und anderen Hunden verschlungen.
    Die Mädchen freuten sich, ihn zu sehen. Sie erkannten ihn an seinem Geruch. Die Rote Jeyne trabte herüber und leckte ihm die Hand, und Helicent kroch unter den Tisch, rollte sich zu seinen Füßen zusammen und knabberte an einem Knochen. Sie waren gute Hunde. Es war einfach zu vergessen, dass jede von ihnen nach einem Mädchen benannt war, das Ramsay gejagt und getötet hatte.
    Müde, wie er war, hatte Theon genug Appetit für ein wenig Eintopf, den er mit Bier hinunterspülte. Inzwischen ging es in der Halle rauer zu. Zwei von Roose Boltons Spähern waren durch das Jagdtor zurückgekommen und berichteten, Lord Stannis käme nur noch im Schneckentempo voran. Seine Ritter saßen auf Schlachtrössern, und die großen Tiere blieben im Schnee stecken. Die kleinen Pferde der Bergstämme, die so sicher auf den Beinen waren, kamen mit dem Wetter besser zurecht, berichteten die Kundschafter, aber die Stammesleute wagten nicht, zu weit vorauszureiten, weil das Heer sonst in zwei Teile auseinanderfallen würde. Lord Ramsay befahl Abel, ein Marschlied zu Ehren von Stannis zu singen, der durch den Schnee stapfte, und so griff der Barde erneut zur Laute, während eines der Waschweiber dem Sauren Alyn sein Schwert entlockte und Stannis nachahmte, wie er gegen Schneeflocken kämpfte.
    Theon starrte in die letzten Reste seines dritten Krugs, als Lady Barbra Staublin in die Halle gerauscht kam und zwei ihrer geschworenen Schwerter losschickte, um ihn zu sich zu holen. Als er vor dem Podest stand, musterte sie ihn von oben bis unten und schnüffelte. »Das sind ja immer noch die gleichen Kleider, die Ihr auf der Hochzeit getragen habt.«
    »Ja, Mylady. Das sind die Kleider, die man mir gegeben hat.« Diese Lektion hatte er auf Dreadfort gelernt: zu nehmen, was gegeben wurde, und niemals um mehr zu bitten.
    Lady Staublin trug schwarz, wie immer, jedoch mit einem Saum aus Grauwerk an den Ärmeln. Der hohe, steife Kragen ihres Kleides umrahmte ihr Gesicht. »Ihr kennt diese Burg.«
    »Früher, ja.«
    »Irgendwo unter uns ist die Gruft, wo die alten Stark-Könige in der Dunkelheit sitzen. Meine Männer konnten bislang keinen Weg dorthin finden. Sie haben alle Gewölbe und Keller durchsucht, sogar die Verliese, aber …«
    »Von den Verliesen aus kann man die Gruft nicht betreten, Mylady.«
    »Könnt Ihr mir den Weg nach unten zeigen?«
    »Dort unten gibt es nichts außer …«
    »Toten Starks? Genau. Und alle meine liebsten Starks sind tot, wie es der Zufall will. Kennt Ihr den Weg oder nicht?«
    »Ich kenne ihn.« Er mochte die Gruft nicht, hatte sie nie gemocht, aber sie war ihm nicht fremd.
    »Zeigt ihn mir. Feldwebel, holt eine Laterne.«
    »Mylady sollte sich einen warmen Mantel anziehen«, warnte Theon. »Wir müssen hinaus in die Kälte.«
    Als sie die Halle verließen, schneite es heftiger, und Lady Staublin hatte sich in Zobel gehüllt. Eingemummt in ihre Kapuzenmäntel, konnte man die Wachen draußen kaum mehr von den Schneemännern unterscheiden. Nur ihr Atem, der als Nebelwölkchen in der Luft hing, bewies, dass sie noch am Leben waren. Auf den Wehrgängen brannten Feuer, ein vergeblicher Versuch, die Dunkelheit zu vertreiben. Ihre kleine Gruppe kämpfte sich durch weichen, unberührten Schnee, der fast bis zu den Waden reichte. Die Zelte im Hof waren halb begraben und unter dem Gewicht eingesackt.
    Der Eingang zur Gruft gehörte zum ältesten Teil von Winterfell nahe dem Ersten Fried, der seit Hunderten von Jahren nicht mehr benutzt wurde. Ramsay hatte ihn bei der Plünderung von Winterfell niedergebrannt, und was nicht ein Raub der Flammen geworden war, war nach und nach eingestürzt. Nun standen nur noch die nackten Grundmauern, die an einer Seite offen waren, so dass sich das Innere mit Schnee füllte. Überall lag Schutt, große Bruchstücke von zerplatzten Steinen, verbrannte Balken und zerbrochene Wasserspeier. Der Schnee hatte das meiste bedeckt, nur ein Teil eines Wasserspeiers ragte noch aus der Wehe. Das groteske Gesicht fauchte blind den Himmel an.
    Hier haben sie Bran gefunden, als er abgestürzt ist. Theon war an dem Tag auf der Jagd gewesen und mit Lord Eddard und König Robert geritten, ohne etwas von den schlechten Neuigkeiten zu ahnen, die sie in der Burg erwarteten. Er erinnerte sich an Robbs Gesicht, als man es ihm erzählt hatte. Niemand hatte geglaubt, der verkrüppelte Junge würde überleben. Die

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