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10 - Geheimagent Lennet und der Spinnenbaron

10 - Geheimagent Lennet und der Spinnenbaron

Titel: 10 - Geheimagent Lennet und der Spinnenbaron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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Stücke…«
    »… essen nämlich nicht die dort oben. Wenn sie das glauben, dann irren sie sich«, ergänzte Pierre trocken.
    »Übrigens merkt er den Unterschied gar nicht«, fügte Jean hinzu. »Und die Gäste noch weniger«, setzte Marthe hinzu.
    »Eines Tages bestellte er junges Perlhuhn. Und die hatten wir bereits alle aufgegessen. Ich habe ihnen gewöhnliche Hähnchen serviert, mit einer guten Soße, und keiner hat den Unterschied bemerkt. Ich habe einfach gesagt, es sei ein altes Rezept.« Alle lachten.
    »Bleiben Sie lange?« fragte Marietta. »Nur eine Nacht.«
    »Aha, dann gibt es also heute abend noch zerbrochenes Geschirr«, bemerkte Marietta und brach in lautes Gelächter aus.
    »Schweigen Sie, Mademoiselle Marietta«, mahnte Jean, der sich große Mühe gab, nicht in die allgemeine Heiterkeit einzustimmen. »Es gibt Leute, die Bescheid wissen und andere, die es nicht tun. Lassen Sie sich das gesagt sein.«
    Lennet fand diese Bemerkung schon recht eigentümlich. Nach dem ausgezeichneten Essen, und nachdem er sich herzlich bedankt hatte, lief er dem Zimmermädchen nach und holte sie auf dem Gang ein.
    »Ihr wart sehr nett«, sagte er.
    »Das ist doch ganz natürlich, Monsier. Wir sind doch gut mit Ihnen ausgekommen. Und die Himbeeren mit Sahne hat Madame Marthe extra für Sie gemacht. Die waren gar nicht vorgesehen. Sie hat gesehen, daß Sie gute Dinge zu schätzen wissen, nicht wie die anderen.«
    »Wie die anderen, die das Geschirr zerbrechen.« Mariettas Augen funkelten.
    »Aha, ich sehe schon, worauf Sie hinauswollen. Sie sind neugierig. Sie wollen mehr wissen, stimmt's?«
    »Kann schon sein.«
    »Aber Jean hat mir befohlen, den Mund zu halten. Sie haben es doch gehört!«
    »Schmeißt Ihr Chef mit Geschirr wenn er wütend wird?«
    »O nein. Das ist es überhaupt nicht.«
    »Marietta, seien Sie nett. Sagen Sie mir, worum es sich handelt. Ich bin dann auch stumm wie ein Karpfen, ich verspreche es.« Marietta zögerte.
    »Achten Sie genau auf die große chinesische Vase, die in der Bibliothek auf dem Kamin steht«, flüsterte sie endlich. »Mehr darf ich Ihnen nicht sagen.« Und sie rannte lachend davon.

Die chinesische Drachenvase
    Lennet ging sofort in die Bibliothek. Auf dem Kamin stand eine riesige Vase, die chinesisch aussah und mit verschiedenen kunstvollen Drachen und Dämonen verziert war. Der Geheimagent sah hinein: Sie war leer. Er hob sie hoch und besah sie von unten: nichts.
    In diesem Augenblick hörte er Stimmen. Lennet, der dem Prinzen hier nicht begegnen wollte, zog sich rasch auf die Terrasse zurück. Kurz darauf kam auch Mr. Burton, der von verschiedenen Punkten aus die Abenddämmerung fotografiert hatte. Er schlug Lennet zur Abwechslung wieder mal kräftig auf die Schulter, wohl um ihm zu zeigen, daß ihm leid tat, was heute abend geschehen war.
    Lennet schlenderte in den Park. Es wurde Nacht. Von seinem Standort aus konnte er alles beobachten und also auch sehen, wenn sich einer aus dem Haus entfernte.
    Nach und nach gingen im Erdgeschoß die Lichter aus, dafür gingen im ersten Stockwerk immer mehr Lichter an, und auch manche Mansarde wurde hell. Lennet wartete, er wußte nicht, worauf.
    Nach einer Stunde erloschen die Lichter im ersten Stockwerk, aber dafür wurden die beiden Fenster der Bibliothek im Erdgeschoß hell. Einige Augenblicke verstrichen, dann vernahmen die feinen Ohren des Geheimagenten ein fernes Geräusch, das nicht zu identifizieren war. Es mochte sein, daß die Vase in der Bibliothek zerbrochen war, es konnte aber auch etwas völlig anderes gewesen sein.
    Eine weitere Viertelstunde verstrich. Die Fenster der Bibliothek wurden dunkel.
    Lennet verließ seinen Beobachtungsposten und ging ins Haus. Indirektes Licht erhellte die Gänge. Er mußte also nicht wie im letzten Schloß sich an der Wand entlangtasten.
    Er ging direkt in die Bibliothek. Wenn ihm jemand begegnete, konnte er sagen, er habe ein Buch gesucht.
    Daran war nichts Auffälliges.
    Er betrat den großen Raum, der mit Büchern tapeziert war, die niemand las und schaltete das Licht ein: der Marmorkamin war leer.
    Die große chinesische Vase war verschwunden. Wenn sie zerbrochen ist, müßten doch noch Scherben zu finden sein, dachte Lennet. Er kniete nieder und suchte den Teppich ab.
    Nichts!
    In diesem Augenblick hörte er Motorengeräusche.
    Rasch löschte er das Licht und rannte ans Fenster. Er sah einen großen Wagen, den er für einen Chrysler hielt, aus der Garage kommen und die Allee

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