10 - Geheimagent Lennet und der Spinnenbaron
Burton. Lennet konnte nur ihr Gesicht erkennen.
Während er noch überlegte, ob er eingreifen sollte oder nicht, hörte er plötzlich direkt hinter sich eine Stimme:
»Rühr dich nicht, mein Kleiner, sonst knall ich dich ab. Hoch die Arme, los!«
Offensichtlich war das ein Wachtposten. »Ich weiß nicht, wie Sie sich das vorstellen: Die Arme heben, ohne mich zu bewegen«, sagte Lennet, um Zeit zu gewinnen.
»Mach keine Witze«, sagte der andere. »Hoch die Arme und ein bißchen schneller.«
Der Geheimagent hob die Arme und fragte: »Für wen halten Sie sich eigentlich?«
Der andere klopfte mehrmals an die Tür des Hauses.
»Aufmachen!« schrie er. »Ich bin's, Prosper. Ich habe hier einen Burschen erwischt, der am Fenster spionierte.« Man hörte das Geräusch von Schlössern und Riegeln.
»Vorwärts, und zwar langsam!« befahl Prosper. Lennet bewegte sich nicht. »Die Tür ist links. Los, habe ich gesagt.« Lennet bewegte sich nicht, als sei er taub.
Ein bißchen durcheinandergebracht, drückte ihm Prosper die Pistole in den Rücken. Darauf hatte der Geheimagent gewartet.
Er fuhr auf dem rechten Fuß herum, machte dabei einen Schritt nach vorn und mit einem scharfen Schlag der Linken schlug er die bewaffnete Hand seines Gegners zur Seite.
Der Schuß ging los, aber es war zu spät. Lennet erwischte die Hand des anderen, zog und schlug gleichzeitig mit der anderen Hand zu, genau auf den Solarplexus. Eine perfekte Demonstration von Karate.
»Vorwärts, und zwar langsam!« befahl Prosper
Prosper ließ die Pistole fallen, fiel auf den Rücken und rang nach Atem.
Aber da war nicht nur Prosper. Im Türrahmen erschien ein kräftiger Kerl. Er wollte seinem Kameraden zu Hilfe eilen und stürzte sich sofort auf Lennet.
Mit einem raschen Sprung zur Seite wich der Geheimagent dem Anprall aus. Dann, als der andere sich ihm wieder zuwandte, begrüßte Lennet ihn mit einem Tritt in den Magen, gefolgt von einem scharfen Handkantenschlag auf die Halsseite. Die langen Trainingsstunden in der Selbstverteidigung machten sich doch manchmal bezahlt.
Prosper keuchte am Boden. Sein Kumpel lehnte an der Wand und keuchte ebenfalls. Lennet überlegte kurz, ob er Jenny zu Hilfe eilen oder sich aus dem Staub machen sollte.
Ein dritter Mann, der sich jetzt auf der Schwelle zeigte und eine große Pistole in der Hand hatte, entschied die Frage sehr rasch. Er war zu weit entfernt, als daß man ihn mit bloßen Händen hätte angreifen können. Anscheinend verfügte der Gegner hier über eine Festung, und es war nicht im Traum daran zu denken, hier allein anzugreifen.
Lennet sprang mit einem Satz hinter den Chrysler, um dem Mann mit der Pistole kein Ziel zu bieten. Dann zog er seine eigene Pistole und schoß in die Luft, um seinen Rückzug zu decken. Die bewaffnete Gestalt stürzte vor.
Lennet raste davon. Die Schüsse hatten sicher Nachbarn aufgeschreckt und diese würden die Polizei benachrichtigen. Die wiederum würde Jenny schützen, falls diese des Schutzes bedurfte. Für Lennet war es das beste, wenn er vom Kampfplatz verschwand, bevor die Polizei eintraf.
Nach einem Sprint, mit dem er auf jedem Sportplatz geglänzt hätte, rannte Lennet zu seinem Wagen, startete und raste davon. Die anderen versuchten zwar, ihn zu verfolgen, aber nach zehn Metern ging den Reifen des Chrysler die Luft aus, und der dicke Wagen stand plattfüßig mitten auf der Fahrbahn.
Ohne auf Geschwindigkeitsbegrenzungen zu achten, raste Lennet aufs flache Land hinaus und in Richtung Schloß. Er hielt nur einmal kurz an einer Nachttankstelle an, um Benzin nachzufüllen.
Um halb vier am Morgen stellte er endlich den Wagen in die Garage, goß kaltes Wasser über die Kühlerhaube, um sie abzukühlen und wischte sie dann trocken. Dann ging er durch die Verbindungstür zwischen Garage und Schloß ins Haus.
Er war noch nicht ganz eine halbe Stunde in seinem Zimmer, als er hörte, wie der Chrysler zurückkam. Auf den Renault wartete er vergeblich.
Unausgeschlafen und müde stieg Lennet wenige Stunden später die Treppe hinab. Er frühstückte in der Küche. Die muntere Marietta servierte frische Brötchen und herrlich duftenden Kaffee.
»Nun?« fragte sie. »Haben Sie gehört, wie sie das Geschirr zerbrochen haben?«
»Nein, Marietta, aber ich habe gesehen, daß die chinesische Vase nicht mehr da ist. Ich vermute, daß sie zerbrochen wurde.«
»Was?« machte Marietta und spielte die völlig Unwissende. »Die chinesische Vase ist nicht mehr da? Oh,
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