10 - Geheimagent Lennet und der Spinnenbaron
Weise. Da diese Informationen zu bestätigen scheinen, was ich immer schon angenommen hatte, daß diese Organisation ,Leben auf dem Schloß' nicht so ganz sauber ist, nehme ich den zweiten Teil der Aufgabe selbst unter meine Fittiche. Genaugenommen, ich habe bereits damit begonnen. Heute um halb zwölf hat Saint-Amarante einen Anruf aus Washington erhalten.
Dieser Anruf kam über unsere Leitung nach New York und zwar unter dem Namen B. W. Hogan: Senator und Mitglied der Atomkomission. Dieser Hogan hat einen Sohn namens Richard, der Dickie genannt wird. Der Vater hat offensichtlich von der Existenz von L.A.D.S. gehört, und da sein Sohn zur Zeit eine Europareise plant, will der Vater, daß er die Reise mit dieser Organisation macht. Wir haben die Hogans gewählt, weil der Sohn sich zur Zeit auf einer Kreuzfahrt durch Polynesien befindet, und der Vater in der Wüste Nevada ist, so daß man beide nicht erreichen kann. Ist das klar?«
»Völlig klar, Hauptmann.«
»Dickie Hogan kommt morgen früh in London an. Von dort fliegt er weiter nach Paris. Er wird bei der Landung des Flugzeugs von einem Reiseführer der L.A.D.S.
namens Michel Dargent in Empfang genommen.
Abgekürzt heißt der Mann Mick. Mick ist seit zwei Tagen frei, nachdem er ein schwedisches Paar durch die Provence begleitet hat. Dickie Hogan läßt sich zum Schloß des Herrn von Bourbons-Valoys bringen. Als Vorwand: Dickies Vater war bei der Invasion dabei und war einer der ersten Offiziere, die dorthin gekommen sind.
Am Tag darauf läßt sich Dickie die Pferdezucht von Haras du Pin zeigen und übernachtet dann in Schloß Cresilian.
Anschließend geht es in den Süden Frankreichs. Wir haben da mehrere Etappen vorgesehen, aber wir werden sie wohl nicht brauchen, denn während des kurzen Aufenthalts im Schloß von Bourbons-Valoys und auf Cresilian, werden wir vermutlich genug Informationen bekommen, die es uns ermöglichen einzugreifen.«
»Und wer wird Dickie Hogan spielen, Hauptmann?«
»Sie.«
»Ich? Aber Hauptmann…«
»Nun?«
»Ich spreche doch gar nicht amerikanisch.«
»Sie werden eben nur französisch sprechen, mit einem ganz leichten Akzent natürlich.«
»Man wird mich wiedererkennen.«
»Das glaube ich nicht. Sie wissen selbst, daß wir hier sehr geschickte Maskenbildner haben.«
»Aber angenommen, irgendeine Kleinigkeit verrät mich?«
Montferrand sah seinen jungen Offizier lange an.
»Um ehrlich zu sein«, sagte er schließlich, »dies ist genau das, was ich erhoffe. In der ersten Zeit studieren sie das L.A.D.S. wie es auch ein richtiger amerikanischer Tourist machen könnte. Am Ende dieser ersten Zeit werden Sie entweder erkannt oder eben nicht. Erkennt man Sie nicht, so setzen Sie ihren Auftrag fort, bis Sie entdeckt haben, was mit dem L.A.D.S. oder seinen Kunden los ist. Erkennt man Sie dagegen, nun, mein lieber Lennet, dann werden die, die Sie erkannt haben, sich wahrscheinlich durch ihre Reaktionen verraten.«
»Anders gesagt, ich bin der Köder in der Falle.«
»Im zweiten Falle, ja.«
»Kann ich wenigstens eine Waffe mitnehmen?«
»Das wäre wohl zu verräterisch. Aber wir werden versuchen, Sie so im Auge zu behalten, daß wir rechtzeitig eingreifen können. Wir können es uns auch nicht leisten, einfach Ihr Leben aufs Spiel zu setzen.«
Belastungsprobe für eine Verkleidung
Wie immer war die Verkleidung, die die Fachleute des Geheimdienstes schufen, eine reine Meisterleistung.
Zuerst wurden trotz der Klagen Lennets seine Haare zu einem Bürstenhaarschnitt verkürzt. Dann wurden sie dunkelblond mit einem roten Anflug gefärbt. Braune Kontaktlinsen veränderten die Augenfarbe, so daß Lennet einen völlig veränderten Blick hatte. Einer seiner Zähne wurde mit einer Goldkrone überzogen, so daß auch sein Lächeln anders aussah als zuvor. Ein künstlicher Gaumen veränderte die Aussprache. Und schließlich wurde als I-Tüpfelchen auch noch ein kleiner Bart auf die Oberlippe geklebt.
»Hält garantiert eine Woche«, sagte der Schminkmeister.
»Vorausgesetzt, daß Sie nicht versuchen, ihn abzurasieren, er wächst sicher nicht nach.«
Als Lennet sich im Spiegel betrachtete, erkannte er sich selbst kaum mehr.
In den verschiedenen Stellen des FND empfing anschließend seine Kleidung und die übrigen Dinge, die man für eine Reise braucht. Natürlich hatte alles amerikanische Etiketten, die Farben waren nach dem vermutlichen Geschmack von Dickie Hogan ausgesucht.
Der leicht verstaubte Geruch, der all
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