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10 - Geheimagent Lennet und der Spinnenbaron

10 - Geheimagent Lennet und der Spinnenbaron

Titel: 10 - Geheimagent Lennet und der Spinnenbaron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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diesen Kleidungsstücken anhaftete, da sie lange auf Lager gelegen hatten, würde sich bald verlieren. Lennet flog mit der Abendmaschine nach London: Es kam natürlich nicht in Frage, daß er nach Amerika flog. Er schlief in einem Hotel am Flugplatz von Croydon, und er erwachte nachts mehrfach, weil er sonderbare Alp träume hatte: Er träumte, daß ihm der falsche Prinz das Gesicht mit einer Metallbürste striegelte, oder daß seine Oberlippe mit einem Laserstrahl behandelt wurde. Doch es war nur der Schnurrbart, der die Haut reizte.
    Um neun Uhr morgens landete er dann auf dem Flugplatz Orly bei Paris. Ein junger Bursche, etwa in seinem Alter, ein breites, ein wenig angespanntes Lächeln in einem durchtriebenen Gesicht, schwang ein kleines Plakat, auf dem stand: Welcome, Dickie Hogan!
    Lennet ging auf den Burschen zu und streckte ihm die Hand entgegen. 
    »Hi!« sagte der andere. »My name es Michel Dargent.
    Call me Mick.«
    »Sprechen Sie französisch«, unterbrach Lennet. »Ich bin nach Frankreich gekommen, um hier französisch zu sprechen, und ich will also auch französisch sprechen.«
    »Sie sprechen toll«, rief Mick. »Für einen Ausländer ist das geradezu sensationell.«
    »Solange es nicht so gut ist, wie Ihr Französisch, ist es nicht bewundernswert«, antwortete Lennet trocken. »Wenn ich besser spräche als Sie, dann wäre es annehmbar. Ich bin ein Perfektionist.«
    »Das ist ja das Tolle. Wie hat Ihnen London gefallen?«
    »London kam mir sehr provinziell vor.«
    »Ich hoffe, Paris gefällt Ihnen besser.«
    »Ich hoffe es auch. Wenn ich nur Zeit hätte, es mir anzusehen.«
    »Monsieur Saint-Amarante hat mir gesagt, daß Sie gleich in die Normandie fahren möchten.«
    »Monsieur Saint-Amarante befolgt das, was mein Vater gesagt hat. Mein Vater meint, ich müßte gleich in die Normandie fahren.«
    »Und Sie?«

    Lennet ging auf den Burschen mit dem Schild zu 
    »Ich bin ganz sicher, daß die Normandie nicht so gut ist wie Kalifornien.«
    »Das ist natürlich ein Unterschied.«
    »Habt Ihr Kokospalmen, Brotfruchtbäume, Weinberge, Mexikaner und Disneyland in der Normandie?«
    »Das natürlich nicht.«
    »Das habe ich eben auch meinem Vater gesagt. Aber sehen Sie, Mick, mein Vater findet, daß ich modern bin, liberal und antiamerikanisch. Er verdächtigt mich vieler solcher Dinge. Also muß ich die Haare kurz tragen, weil er sie kurz getragen hat, also muß ich einen Schnurrbart haben, weil er in meinem Alter einen hatte. Er will, daß ich die Stellen besuche, an denen er früher einmal geglänzt hat. Im letzten Jahr war es Wagadugu, weil er 1930 in Wagadugu einen Vortrag gehalten hat. Jetzt ist es der Landungsplatz der Invasion und das Schloß von Bourbons-Valoys. Er nennt das: Die väterliche Autorität wieder stärken.«
    »Ich kann das nachfühlen.«
    »Ach! Gehören Sie zur gesellschaftlichen Elite?«
    »Aber sicher. Das LA.D.S. beschäftigt nur Leute, die zur gesellschaftlichen Elite zählen.«
    »Das beruhigt mich. Nicht meinetwegen, sondern wegen meinem Vater.«
    »Er scheint nicht sehr umgänglich zu sein, Ihr Vater.«
    »Was wollen Sie? Er tut seinen Job als Vater so gut er kann. Übrigens, hier ist mein Koffer. Der da aus Leder, und dann noch dieses Ding da mit der Kleidung. Kümmern Sie sich darum? Was für ein Auto haben Sie?«
    »Einen Renault 16.«
    »Na ja, gut. Gott sei Dank leide ich nicht unter Platzangst. In Amerika fahre ich immer nur mit einem Cadillac.«
    »Haben Sie einen Cadillac für sich allein?«
    »Yes. Oh, Entschuldigung, ich wollte sagen: Ja. Mein Vater ist ein Snob. Er hat eine Ente, einen 2 CV. Aber natürlich fährt er niemals damit. Geben Sie dem Gepäckträger Trinkgeld! Aber ein fürstliches, eines, das Dickie Hogans würdig ist.« Die beiden jungen Leute stiegen in den Renault.
    »Soll ich Sie irgendwohin zum Essen bringen?« fragte Mick.
    »Ja. Zu einem Drugstore, bitte.«
    »Zu einem Drugstore?«
    »Ja. Mein gutgebauter Magen kann die französische Küche nicht vertragen.«
    »Die amerikanische Küche ist einfacher. Das stimmt.«
    »Meinen Sie, daß ich in all den alten Baracken, in denen ich übernachten muß, auch normal zu essen bekomme?«
    »Ich fürchte nein, Dickie.«
    »Dann werde ich sicher krank. Wir kaufen noch einen Kasten Cola, bevor wir Paris verlassen. Dann bin ich wenigstens mit Getränken gut versorgt.«
    »Sie denken an alles, Dickie. Ich werde' es mir fürs nächste Mal merken.«
    Im Augenblick läuft ja alles wie geschmiert, dachte Lennet.

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