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10 - Operation Rainbow

10 - Operation Rainbow

Titel: 10 - Operation Rainbow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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zufriedengab. »Wie Sie meinen, Sir. Aber Sie geben eine Menge Geld aus, von dem ich nicht erkennen kann, wie es wieder hereinkommen soll.« Die Frage nach dem Ertrag brachte Popov absichtlich an, um zu sehen, wie sein Auftraggeber reagierte.
    Die Reaktion war unübersehbar gelangweilt. »Geld spielt keine Rolle.«
    Und obwohl auch diese Antwort vorauszusehen war, überraschte sie Popov. Während seines Berufslebens als sowjetischer KGB-Mann hatte er stets knausern müssen mit dem, was er Leuten zahlte, die ihr Leben und ihre Freiheit dafür riskierten. Meist erwarteten sie weit mehr, als sie je bekamen, weil Material und Informationen weit mehr wert waren, als die Regierung dafür hergeben wollte. Dieser Mann hatte schon mehr ausgegeben als Popov in über fünfzehn Jahren Außendienst - und das für nichts, für zwei grobe Fehlschläge. Und doch ließ er sich vor Dmitrij Arkadejewitsch keine Enttäuschung anmerken. Was zum Teufel steckte dahinter?
    »Was ging in diesem Fall schief?« wollte der Chef wissen.
    Popov zuckte die Schultern. »Die Leute waren besten Willens, aber sie haben wohl die taktischen Fähigkeiten der Polizei unterschätzt. Sie sind wirklich sehr raffiniert vorgegangen«, versicherte er seinem Auftraggeber. »Was mich nicht weiter überrascht. Heutzutage verfügt die Polizei in aller Welt über hochgradig ausgerüstete Anti-Terror-Einheiten.«
    »War es die österreichische Polizei, die...?«
    »Jedenfalls hieß es so in der Presse. Ich bin dem nicht weiter nachgegangen. Sollte ich mich umhören?«
    Ein Kopfschütteln. »Nein, war bloß persönliche Neugier.«
    Es ist euch also gleichgültig, ob eine Aktion glückt oder fehlschlägt , dachte Popov. Aber warum in aller Welt finanziert ihr sie dann? Es kam ihm nicht logisch vor. Ganz und gar nicht - und eigentlich hätte es Popov irritieren sollen. Doch es kümmerte ihn wenig.
    Soviel war klar: Sein Auftraggeber finanzierte Mord - zumindest versuchten Mord, im aktuellen Fall. Offenbar verfügte er über unbegrenzte Mittel und großen Einfluß, doch gerade solche Männer hatten mehr Angst vor Verlusten als vor dem Tod. Immer wieder kam der ehemalige KGB-Offizier auf dasselbe zurück: Worauf lief das alles hinaus? Weshalb arrangierte er diese Anschläge und ließ Popov - was tun? War es, um die verbleibenden internationalen Terrorristen auszurotten? Ergab das einen Sinn? Wurde Popov als Lockvogel eingesetzt, als agent provocateur, der sie aus dem Hinterhalt locken und den Anti-Terror-Kommandos aller Länder vor die Flinte treiben sollte? Dmitrij beschloß, ein paar Erkundigungen über seinen Arbeitgeber einzuziehen. Allzu schwer konnte das nicht sein; die New York Public Library lag keine zwei Kilometer von der Fifth Avenue entfernt.
    »Was waren das denn für Menschen?«
    »Wen meinen Sie?« fragte Popov überrascht.
    »Dortmund und Fürchtner«, erklärte der Chef.
    »Idioten. Sie glaubten noch fest an den Marxismus-Leninismus. Auf ihre Weise nicht dumm, technisch sogar einigermaßen gewieft, aber ihr politisches Urteilsvermögen war mehr als dürftig. Sie waren unfähig, in einer gewandelten Welt ihren Standpunkt zu wechseln. Das kann gefährlich sein. Sie haben nichts dazugelernt, und deshalb mußten sie sterben.« Einen freundlicheren Nachruf konnte ihnen Popov nicht widmen. Sie hatten die Werke von Karl Marx und Friedrich Engels und ihrer Nachfolger studiert - dieselben, deren Leitsätzen auch Popov zeitlebens gefolgt war. Doch schon als Schüler hatte sich Popov darüber hinweggesetzt, und seine Auslandserfahrung als KGB-Offizier hatte das Vertrauen in die akademischen Theorien des 19. Jahrhunderts dann noch mehr erschüttert. Bereits der erste Flug mit einer US-Passagiermaschine, als er dem freundlichen Geplauder auf den Nachbarsitzen lauschte, hatte ihn eines Besseren belehrt. Hans und Petra dagegen waren überzeugt gewesen, ihnen werde etwas vorenthalten, obwohl sie doch im kapitalistischen System, inmitten von Wohlstand und Konsumgütern, ihr Auskommen hätten finden können. Vielleicht waren sie gewissermaßen ein Spiegelbild seiner selbst, dachte Dmitrij Arkadejewitsch; ebenso unbefriedigt wie er, wollten sie eine bessere Welt. Aber nein, er wollte sie immer nur für sich, während die beiden ihr Paradies allen Menschen zugedacht hatten, die von guten Kommunisten beherrscht werden sollten. Und um diese Utopie zu erreichen, ließen sie bereitwillig Unschuldige über die Klinge springen, diese Narren. Seinem Arbeitgeber schien Popovs

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