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10 - Operation Rainbow

10 - Operation Rainbow

Titel: 10 - Operation Rainbow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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fand Popov; seine Ex-Erau schien, nach den Fotos und beigegebenen Informationen, nicht nur attraktiv zu sein, sondern auch gebildet. Intellektuell gleichrangige Partner hatten es eben schwerer. Nur wenige männliche Amerikaner hielten es mit klugen Frauen unter einem Dach aus. Peinlich genug für die Schwächlinge - und nur ein schwacher Mann würde sich davon irritieren lassen.
    Aber nichts wies darauf hin, daß der Mann mit Terror oder Terrorismus zu tun hatte. Er war nie selbst Opfer eines Anschlags geworden, nicht einmal eines simplen Straßenraubs, wenn es nach der New York Times ging. Andererseits gerieten solche Themen nicht oft in die Schlagzeilen. Vielleicht handelte es sich um einen Vorfall, der nie ans Licht der Öffentlichkeit gekommen war. Aber wenn er sein Leben so entscheidend beeinflußt hatte - wäre es doch irgendwie bekannt geworden, oder?
    Vielleicht. Fast mit Sicherheit, dachte er. Doch fast war eine heikle Einschränkung für einen altgedienten Abwehroffizier. Schließlich war sein Auftraggeber Geschäftsmann. Ein Genie auf wissenschaftlichem Gebiet und als Unternehmer. Dahin tendierten seine Leidenschaften, wie es schien. Es gab viele Fotos des Mannes mit Frauen, eine gutaussehender als die andere, aber selten zweimal dieselbe, die ihn bei Wohltätigkeitsbällen oder anderen gesellschaftlichen Ereignissen begleiteten. Popov fühlte sich an hübsche Trophäen erinnert, die man erlegte und an die Wand hängte, wo noch Platz war, bis zur nächsten Jagdsaison. Wie war der Mann einzuschätzen, für den er arbeitete?
    Popov mußte sich eingestehen, daß er ratlos war, was ihn zunehmend irritierte. Sein Leben lag jetzt in der Hand eines Mannes, dessen Motive er nicht begriff. Ohne sie zu kennen, konnte er die Gefahr nicht einschätzen, in die er sich bei seinen Einsätzen begab. Falls der Zweck anderen bekannt, sein Arbeitgeber entdeckt und verhaftet wurde, mußte er, Popov, ebenfalls mit strafrechtlicher Verfolgung rechnen.
    Doch während der Ex-KGB-Mann die letzten Zeitschriftenjahrgänge an die Lesesaaltheke zurückbrachte, fiel ihm eine ganz einfache Lösung ein. Er mußte bloß immer einen gepackten Koffer und zwei falsche Pässe bereithalten. Beim kleinsten Anzeichen von Ärger würde er so rasch wie möglich den nächsten Flughafen aufsuchen und sich nach Europa zurückziehen. Wozu hatte er schließlich dort das Geld deponiert? Es reichte längst, um sich ein paar Jahre bequem durchs Leben zu schlagen, länger, wenn er einen guten Investmentberater fand. Von der Bildfläche zu verschwinden war nicht allzu schwer, dafür war er schließlich ausgebildet, sagte er sich und trat auf die Fifth Avenue hinaus. Man brauchte nur fünfzehn bis zwanzig Minuten Vorwarnzeit..., aber wie konnte er sichergehen, daß er sie bekommen würde?

    ***

    Das Bundeskriminalamt hatte wieder einmal ganze Arbeit geleistet, stellte Bill Tawney fest. Alle sechs Terroristen waren innerhalb von achtundvierzig Stunden identifiziert worden, und während die ausführlichen Verhöre ihrer Lebenspartner, Nachbarn und Bekannten noch andauerten, wußte die Polizei schon genug, um es an die österreichischen Kollegen weiterzugeben. Von hier gelangte es an die britische Botschaft in Wien, von dort nach Hereford. Das Konvolut enthielt auch ein Foto sowie den Grundriß des Hauses, das Fürchtner und Dortmund bewohnt hatten. Einer von beiden war offenbar künstlerisch talentiert gewesen, wie Tawney bemerkte. Im Bericht stand, sie hätten ihre Gemälde über eine Galerie im Ort verkauft, natürlich mit Pseudonym signiert. Wahrscheinlich stiegen sie jetzt im Wert, dachte der Six-Mann und blätterte weiter. Einen Computer hatten sie auch besessen, aber dessen Dateien gaben nicht viel her. Einer der beiden, nach Meinung der deutschen Ermittler Fürchtner, schrieb langatmige politische Analysen, die im Anhang beigegeben, aber noch nicht übersetzt waren. Dr. Bellow würde sie vielleicht lesen wollen, dachte Tawney. Ansonsten gab es nicht viel Bemerkenswertes. Bücher, darunter viele zu politischen Themen, die meisten in der ehemaligen DDR gedruckt und verlegt. Fernseher, Stereoanlage, eine Schallplatten- und CD-Sammlung mit klassischer Musik. Bescheidener Mittelklassewagen, gut gepflegt, versichert bei einer Agentur im Ort, unter ihren Decknamen Siegfried und Hanna Kolb. Enge Bekannte hatten sie nicht in der Umgebung, waren meist unter sich geblieben, und nach außen hin schien alles in Ordnung - niemand wußte viel über sie zu sagen.

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