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10 - Operation Rainbow

10 - Operation Rainbow

Titel: 10 - Operation Rainbow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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allerhand vor. Die Videobänder der Nachrichtensendungen hatte er sich verschaffen können und wollte sich jetzt die Terroranschläge unter seiner Ägide noch einmal näher ansehen. In beiden Fällen sprachen die Reporter Deutsch - erst Schwyzerdütsch, dann Wienerisch; das Hochdeutsche beherrschte er wie seine Muttersprache. Er saß mit griffbereiter Fernbedienung im Sessel, spulte gelegentlich zurück, wenn etwas seine besondere Aufmerksamkeit erregte, und merkte sich jedes Detail. Die interessantesten Passagen waren natürlich die, in denen die Männer zu sehen waren, die jeweils so entschlossen durchgegriffen hatten. Leider war die Bildqualität miserabel. Fernsehschirme gaben hochwertiges Filmmaterial einfach nicht adäquat wieder, schon gar nicht, wenn bei schlechter Ausleuchtung und aus zweihundert Metern Entfernung gedreht wurde. Der erste Mitschnitt von dem Anschlag in Bern zeigte mehr als neunzig Sekunden lang Bilder von der Eingreiftruppe vor dem Befreiungsschlag - dieser Teil war damals im Fernsehen nicht ausgestrahlt worden, erst hinterher. Sie bewegten sich wie aufeinander abgestimmt, was den Russen irgendwie ans Ballett erinnerte, so merkwürdig stilisiert und graziös krochen die Männer in schwarzer Kluft von links und rechts heran, bis ein blendender Blitz die Explosion ankündigte und das Bild schwankte - Kameraleute reagieren oft nervös auf solchen Lärm. Vom Gewehrfeuer hörte man nichts; die Waffen waren demnach schallgedämpft - damit niemand erriet, woher geschossen wurde. Aber das war hier nicht weiter wichtig, weil die Terroristen längst tot waren, bevor sie aus dieser Information Nutzen ziehen konnten. Aber so gehörte es sich nun mal. Es war ein Handwerk, mit festen Abläufen wie beim Profisport, deren Spielregeln mit tödlicher Macht durchgesetzt wurden. Der Einsatz war binnen Sekunden vorüber, und die Truppe verließ das Gebäude, während die Berner Polizei das Chaos beseitigte. Die Männer in Schwarz verhielten sich unauffällig, wie disziplinierte Soldaten auf dem Schlachtfeld. Kein Posieren, kein triumphierendes Händeschütteln - nein, dafür waren sie zu gut trainiert. Nicht einmal für ein Zigarettchen ließen sie sich Zeit... außer dem einen, der sich die Pfeife anzündete. Was folgte, war das übliche Blabla der Reporter über diese Eliteeinheit der Polizei, die alle Geiseln unversehrt hatte retten können, undsoweiter, undsoweiter. Popov erhob sich, um die Kassette auszuwechseln.
    Über die Wiener Mission war im Fernsehen noch weniger zu sehen gewesen, schon wegen der Lage des Anwesens. Hübsches Schloß hatte der alte Knabe; hätte keine schlechte Datscha für den Zaren abgegeben. Hier hatte die Polizei erbarmungslos die Berichterstattung zensiert, was Popov für sehr umsichtig hielt, auch wenn es ihm wenig half. Der Mitschnitt zeigte mit schöner Regelmäßigkeit die Fassade des Landhauses, unterlegt mit monotonem Geschwafel des Fernsehkommentators, der endlos dieselben Phrasen drosch und seine Zuschauer wissen ließ, daß sich die Polizei sehr zugeknöpft verhielt. Die Bilder zeigten, wie sich Wagen näherten, offenbar war es die Ankunft der österreichischen Eingreiftruppe. Interessant, daß sie bei der Ankunft zivil gekleidet waren und erst jetzt in Kampfanzüge schlüpften... hier wurde offenbar grün bevorzugt... Dann merkte er, daß es grüne Überzüge auf regulärer schwarzer Kluft waren. Was mochte das bedeuten? Die Österreicher hatten zwei Scharfschützen mit Nachtsichtgeräten, die rasch wieder einstiegen und im Wagen hinters Schloß gebracht wurden. Der Befehlshaber der Truppe war kein Riese, stellte Popov fest, ähnlich wie der Mann in Bern. Man sah aus großer Entfernung, wie er sich über Papiere beugte - zweifellos Grundriß, Lageplan oder Luftaufnahme des Anwesens. Kurz vor Mitternacht waren sie spurlos verschwunden, und Popov sah nur noch das von riesigen Scheinwerfern erleuchtete Schloß vor sich, begleitet von weiteren idiotischen Spekulationen des überaus schlecht informierten TV-Journalisten... Dann, kurz nach Mitternacht, hörte man das ferne Plopp eines Gewehrs, gefolgt von zwei weiteren Plopps . Die Kamera zeigte, wie Uniformierte wild durcheinanderliefen. Zwanzig Polizisten, Maschinenpistolen im Anschlag, stürmten den Vordereingang. Wichtigtuerisch vermeldete der Reporter die plötzlich einsetzenden Aktivitäten, die auch der dümmste Fernsehzuschauer mit eigenen Augen sehen konnte, gefolgt von allgemeinem Tohuwabohu. Dann die freudige

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