10 - Operation Rainbow
Einwechseln nach London geschickt wird.«
»Verstehe«, nickte Andre. »Wir deponieren das Geld also nur und heben es wieder vom Konto ab, um den Gästen herausgeben zu können. Wieviel Kleingeld haben wir denn so in petto?«
»Zum Herausgeben?« Der andere zuckte die Schultern. »Das werden so zwei, drei Millionen sein - mindestens. In britischen Pfund gerechnet. Für die Buchhaltung ist schließlich der Computer zuständig!« Er deutete auf den Monitor.
»Ein seltsamer Ort«, murmelte Andre und meinte es ernst. Dann nickte er seinem Vorgesetzten zu und verschwand in Richtung Stechuhr und Umkleidekabine. Es war ein nützlicher Tag für ihn gewesen. Seine Rourinegänge im Park hatten frühere Eindrücke bestätigt, und sein Plan zur Durchführung der Aktion war jetzt perfekt und mußte nur noch zur Ausführung kommen.
Vierzig Minuten später saß er in seinem Apartment, schlürfte einen Burgunder und dachte gründlich nach. Seit über einem Jahrzehnt war er bei Action Directe für Organisation und Logistik zuständig; rund elf Morde hatte er geplant und durchgeführt. Doch dieser Anschlag übertraf alle anderen und bildete wohl den Höhepunkt seiner Karriere. So etwas erforderte gründliche Überlegung. An der Wand hing ein Grund riß vom Woldpark, den er genauestens studierte, von vorn bis hinten, Eingänge, Ausgänge, mögliche Zufahrtsstraßen, für die Polizei, mögliche Blockaden. Wo sollte er sein eigenes Wachpersonal stationieren? Wohin wurden die Geiseln gebracht? Wo sollte er sie gefangen halten? Wie würden sie alle herauskommen? Andre ging den Plan wieder und wieder durch, klopfte ihn auf Schwachstellen ab, suchte nach Fehlern. Die spanische Polizei, die Beamten der Guardia Civil würden gewaltsam durchgreifen wollen. Vor denen hatte er großen Respekt, trotz ihrer komischen Hüte. Seit mehr als einer Generation hatten sie die Basken bekämpft und daraus ihre Schlüsse gezogen. Zweifellos gab es bereits Katastrophen pläne, gemeinsam mit Worldpark entwickelt, denn dieses Ziel war allzu verlockend für Terr... für progressive Kämpfer, korrigierte sich André. Er durfte die Polizei nicht auf auf die leichte Schulter nehmen. Zweimal hätten sie ihn fast getötet oder verhaftet in Frankreich, doch beide Male nur, weil er Fehler gemacht hatte. Diesmal mußte er Fehler vermeiden. Er würde sie ausschalten - durch die Wahl seiner Geiseln, indem er seine Entschlossenheit zeigte, sie als politische Manövrier masse zu benutzen, und indem er ebenso hart durchgriff wie die Guardia Civil selbst. Mit dieser Entschlossenheit konfrontiert, mußten sie klein beigeben. So autoritär sie sich zeigten, ihre Achillesferse war die gute alte bürgerliche Sentimentalität. Ihm selbst verlieh die Reinheit seiner Ziele eine Schlagkraft, die er benutzen wollte. Er würde sein Ziel erreichen, sonst gingen viele dabei drauf, mehr als die Regierungen von Spanien oder Frankreich verkraften konnten. Sein Plan war schon fast perfekt. Er hob den Hörer ab und wählte eine Auslandsnummer.
***
Früh am Abend kam Pete wieder zu ihm. Er war blaß geworden und schien noch mürrischer zu sein, sich aber auch noch elender zu fühlen, seiner gekrümmten Haltung nach zu schließen.
»Wie geht's uns denn jetzt?« fragte Dr. Killgore heiter.
»Der Magen tut mir echt weh, Doc. Hier unten«, stöhnte Pete und zeigte auf die Stelle.
»Das macht uns noch immer Probleme, hm? Paß auf, legen wir dich doch mal auf die Bank hier und machen eine gründliche Diagnose«, schlug der Arzt vor und legte Mundschutz und Handschuhe an. Der Gesundheits-Check war oberflächlich und im Grunde völlig überflüssig. Wie ehester vor ihm war Pete bereits todgeweiht, ohne es zu wissen. Das Heroin hatte ihm lediglich das Unwohlsein genommen, den Schmerz gelindert und ihn in ein chemisches Nirwana versetzt. Sorgfältig nahm Killgore eine weitere Blutprobe für die spätere mikroskopische Analyse.
»Mein Lieber, ich fürchte, das müssen wir durchstehen. Aber ich gebe dir noch eine Spritze zur Schmerzlinderung, einverstanden?«
»Gern, Doc. Die letzte hat mir gutgetan.«
Killgore füllte eine weitere Kanüle und injizierte das Heroin in dieselbe Vene wie zuvor. Wieder sah er, wie Pete die braunen Augen aufriß und sich entspannte. Der Schmerz ließ nach und wich einer Empfindungslosigkeit, die einen chirurgischen Eingriff möglich gemacht hätte, ohne daß der arme Kerl zusammengezuckt wäre.
»Wie geht's denn den anderen, Pete?«
»In Ordnung.
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