10 - Operation Rainbow
gedacht, daß... aber verdammt, ich sollte es besser wissen, wie?«
»Es ist ein starkes Tabu, vielleicht das nachhaltigste«, räumte Dr. Bellow ein. »Aber so wie sie die Kleine getötet haben... da gab's kein Zögern, er schoß wie auf ein Pappschild. - Ideologen«, fuhr der Psychologe nach einer Pause fort, »ordnen ihren Glaubensgrundsätzen alles andere unter. Das läßt sie rational erscheinen, aber nur innerhalb ihres Denksystems. Unser Freund Mr. Eins hat sich etwas vorgenommen, und an diesem Ziel wird er festhalten.«
***
Das Überwachungssystem taugte wirklich etwas, stellte der Ingenieur fest. Die am Burgfenster befestigte Linse maß nur zwei Millimeter an der breitesten Stelle und konnte, selbst wenn man sie bemerkte, leicht für einen Wassertropfen oder ein Luftbläschen im Glas gehalten werden. Die Qualität der Übertragung war nicht überwältigend, aber sie zeigte, wo sich die Kerle aufhielten, und je genauer man hinschaute, desto besser konnte man Details auf dem unterscheiden, was zuvor wie ein verwaschenes Schwarzweißfoto ausgesehen hatte. Er zählte jetzt sechs Erwachsene, und mit dem siebenten oben auf dem Dach gab es nur noch drei, deren Aufenthalt unbekannt war. Und zeigte das Bild wirklich alle Kinder? Bei ihnen fiel es schwerer, sie zu zählen. Ihre Hemden waren alle von gleicher Farbe, und das Rot zeigte sich bei der Schwarzweiß-Übertragung als diffuses Grau. Einen sah man noch im Rollstuhl, aber die übrigen waren zu unscharf, um sie einzeln wahrzunehmen.
***
»Er geht jetzt wieder nach Westen«, berichtete Johnston. »Jetzt ist er auf der Westseite.«
»Los«, zischte Noonan Vega zu.
»Und die Leiter?« Sie hatten sie eingefahren und seitlich hinter die Büsche gelegt.
»Laß sie liegen.« Noonan entfernte sich gebückt und hatte nach wenigen Sekunden die Imbißbude erreicht. »Noonan an Kommandant. Kümmert euch wieder um die Kameras, ja?«
»Ausgeschaltet«, hörte Clark vom Ingenieur.
»Kamera 21 ist aus. Macht, daß ihr weiterkommt, Tim.«
Noonan schlug Vega auf die Schulter und rannte dreißig Meter weiter. »Okay. Jetzt die 23 abschalten.«
»Geschehen«, erklärte der Ingenieur.
»Auf geht's!« befahl Clark.
Fünfzehn Sekunden später waren sie in Sicherheit. Noonan lehnte sich gegen eine Hauswand und holte tief Luft. »Danke, Julio.«
»Gern geschehen, Mann«, gab Julio zurück. »Hoffentlich funktioniert unser Kameraspion.«
»Bestimmt«, versprach der FBI-Mann, und damit kehrten sie in den unterirdischen Befehlsstand zurück.
»Die Fenster sprengen? Hat das Zweck, Paddy?« fragte Chavez, als sie dort waren.
Connolly sehnte sich nach einer Zigarette. Schon vor Jahren hatte er aufgehört - das tägliche Joggen fiel ihm zu schwer, wenn er rauchte -, doch manchmal schien ihm, als wäre es eine Möglichkeit, sich besser konzentrieren zu können. »Sechs Fenster... drei oder vier Minuten für jedes... Nein, ich glaube, das ist keine Alternative, Sir. Für zwei könnte ich geradestehen, aber nur, wenn die Zeit reicht.«
»Wie stabil sind die Fensterrahmen?« fragte Clark. »Dennis?«
»Metallrahmen, in Granitstein befestigt«, gab der Parkdirektor achselzuckend zurück.
»Moment!« Der Ingenieur blätterte ein Blatt das Burggrundrisses um, dann noch eins. »Hier sind zwei Oberlichter - nur mit Mörtel verputzt. Die könnte man wohl einfach eintreten, nehme ich an.«
Die bloße Annahme überzeugte Ding nicht recht, aber welche Scheibe hielt schon stand, wenn ein starker, zweihundert Pfund schwerer Mann sie mit dem Stiefelabsatz traktiert?
»Wie sieht's mit Leuchtgranaten aus, Paddy?«
»Wir könnten's versuchen«, gab Paddy zurück. »Das halten die Rahmen bestimmt nicht aus, Sir.«
»Meinetwegen.« Chavez beugte sich über die Lagepläne. »Sie kriegen Zeit genug, zwei Fenster zu sprengen - dieses hier und dieses.« Er tippte auf die eingezeichneten Stellen. »Bei den anderen vier nehmen wir Blitzknaller und schwingen uns eine Sekunde später herein. Eddie hier, ich hier, und Louis dort an der Ecke. Wie geht's mit deinem Bein, George?«
»Tut fast gar nicht mehr weh«, versetzte Sergeant Tomlinson, verzog aber das Gesicht. Er würde ein Fenster eintreten müssen, sich hineinschwingen, auf dem Betonboden landen, rasch auf die Füße kommen und schießen... und das Leben der Kinder stand auf dem Spiel. Durfte er dieses Risiko eingehen? »Besser, ein anderer macht es, Ding.«
»Oso, glaubst du, das könntest du schaffen?«
»Aber klar doch!«
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