10 - Operation Rainbow
sich, was? Also, ich bin dabei, wenn nicht gerade wieder irgendein Terrorist durchdreht und wir abberufen werden. Der sollte sich im Fall des Falles besser vorsehen, denn dann gibt's richtig Zoff mit mir!«
»Ich weiß, daß ich mich auf dich verlassen kann.« Sie setzte sich neben ihn, und wie üblich nahm er ihre Hand und küßte sie. »Junge oder Mädchen?«
»Wir haben auf das Ultraschall-Bild verzichtet, weißt du noch? Wenn es ein Junge wird...«
»Soll er Agent werden, wie sein Vater und Großvater!« Ding zwinkerte ihr listig zu. »Wir werden zeitig mit Sprachunterricht anfangen.«
»Und wenn er einen anderen Beruf ergreifen will?«
»Wird er nicht«, winkte Domingo Chavez zutiefst überzeugt ab. »Er wird lernen, daß seine Vorfahren echte Kerle waren, und ihnen in nichts nachstehen wollen. Das ist so bei den Latinos, Schatz« - er küßte sie erneut - »da tritt man in die ehrwürdigen Fußstapfen seiner Ahnen!« Daß er es selbst so hielt, konnte er nicht behaupten; sein Vater war viel zu früh gestorben, um einen prägenden Eindruck auf ihn hinterlassen zu können. Sei's drum. Domingos Vater Esteban war LKW-Fahrer gewesen. Viel zu langweilig, dachte Domingo.
»Und was ist mit den Iren? Ich dachte, bei denen war das auch üblich.«
»Allerdings«, grinste er. »Deshalb gibt's auch so viele Iren beim FBI.«
***
»Erinnerst du dich an Bill Henriksen?« wollte Augustus Werner von Dan Murray wissen.
»Der hat doch mal bei dir im Geiselrettungsteam gearbeitet? Leicht überkandidelt, der Typ, stimmt's?«
»Hat sich klaftertief in die Umweltgeschichte verrannt, Bäume umarmt und solches Zeug. Aber in Quantico hat er sich bewährt. Jetzt hat er mir einen wirklich guten Tip für Rainbow gegeben.«
»Tatsache?« Als das Codewort fiel, blickte der FBI-Direktor sofort auf und kniff die Augen zusammen.
»In Spanien haben sie einen Air-Force-Hubschrauber benutzt. Die Medien durften nichts filmen, aber auf Überwachungs-Videos findet sich eine Aufnahme davon. Bill meint, sie hätten sich nicht ausreichend getarnt. Und recht hat er damit!«
»Mag sein«, räumte der FBI-Direktor ein, »aber in der Praxis...«
»Daß es praktische Erwägungen gibt, ist mir klar. Aber es ist ein Problem!«
»Andererseits denkt Clark sowieso schon daran, mit Rainbow an die Öffentlichkeit zu gehen. Einer seiner Leute hätte ihn darauf gebracht, heißt es. Wenn man den Terrorismus bekämpfen will, sollte man keinen Hehl daraus machen, daß ein neuer Sheriff in der Stadt ist. Er hat sich zwar noch nicht entschieden, eine entsprechende Empfehlung an die Agentur zu geben. Aber offenbar spielt er nach wie vor mit dem Gedanken.«
»Interessant«, sinnierte Gus Werner. »Jetzt begreife ich, worauf das hinausläuft, besonders nach drei gescheiterten Attentaten. Wäre ich eins dieser Scheusale, würde ich mich gut vorsehen, bevor ich mir noch einmal den Zorn Gottes aufs Haupt lade. Aber diese Kerle denken doch gar nicht wie stinknormale Zeitgenossen, oder?«
»Nicht hundertprozentig, aber Abschreckung bleibt Abschreckung. Was John darüber sagte, scheint mir bedenkenswert. Wir könnten an geeigneter Stelle durchsickern lassen, daß wir eine geheime multinationale Anti-Terror-Einheit betreiben.« Murray schwieg einen Moment.
»Und was soll die Firma dazu sagen, wenn sie darauf angesprochen wird?« wollte Werner wissen.
»Vielleicht streitet sie es ab«, räumte der Direktor ein. »Aber wie schon gesagt, Johns These geht mir nicht mehr aus dem Kopf.«
»Ich verstehe ja, was er meint, Dan. Wenn die Welt davon erfährt, werden sich manche Terroristen gut überlegen, was sie tun. Andererseits wird man kommen und uns löchern. Im Handumdrehen hast du die Reporter vor der Tür und die Leute auf der Titelseite von USA Today . Ich sehe schon die Berichte darüber, wenn sie mal einen Job vermasseln, von Leuten geschrieben, die selbst noch nicht mal ein Gewehr abstauben könnten.«
»In England könnte man einen inoffiziellen Hinweis geben«, fiel Murray ein. »Dann kommt es wenigstens nicht in die Lokalpresse.«
»Aber was ist, wenn es in der Washington Post erscheint? Meinst du, die liest kein Mensch?« feixte Werner. Er erinnerte sich noch gut an die Scherereien, in die das FBI und sein Geiselrettungsteam mit Waco und Ruby Ridge geriet, als er selbst Kommandant der Einheit war. Die Pressefritzen hatten in der Berichterstattung beide Vorfälle vollkommen verdreht - aber damit mußte man nun mal rechnen bei den Medien. »Wie viele
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