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10 - Operation Rainbow

10 - Operation Rainbow

Titel: 10 - Operation Rainbow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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kaum.
    Nein, ihre »Gäste« waren von der menschlichen Gesellschaft ausgestoßen. Nicht gewaltsam zwar, aber doch endgültig wie seinerzeit die Juden im Nazireich. Wofür Archer und Killgore durchaus Verständnis aufbrachten. Wie weit hatte es der Mensch denn gebracht? Diese Exemplare des gottähnlichen Zweibeiners taugten weniger als die Versuchstiere, deren Platz sie jetzt einnehmen sollten. Und den Umgang empfand Archer, die ein Herz für Kaninchen und sogar für Ratten hatte, als weniger angenehm. Killgore amüsierte das. Ihm waren sie bestenfalls gleichgültig, wenigstens betrachtete er sie nicht als Einzelwesen. Was zählte, war doch die Gattung insgesamt, sonst nichts. Und ihre sogenannten »Gäste« waren Untermenschen, ohne jeden Nutzen für die Gattung. Killgore hingegen schon. Archer auch, von ihren dümmlichen politisch-sexistischen Marotten abgesehen. Damit kehrte Killgore zu seinem Schreibtisch zurück und notierte ein paar Daten, erledigte den Papierkram. Morgen würden sie die medizinische Generaluntersuchung durchführen. Das dürfte mit Sicherheit ein Heidenspaß werden.

2 -  AUFSATTELN

    Die ersten zwei Wochen waren ein vielversprechender Auftakt. Chavez lief jetzt mühelos seine acht Kilometer. Er absolvierte auch die erforderliche Anzahl Liegestütze mit seinen Männern und traf bei Schießübungen besser als die Hälfte von ihnen, wenn auch nicht annähernd so gut wie Connolly und der Amerikaner Hank Patterson. Denen mußten die Pistolen in die Wiege gelegt worden sein, dachte Ding, nachdem er dreihundert Kugeln am Tag verfeuert hatte, um mit ihnen gleichzuziehen. Vielleicht sollte er mal sein Schießeisen überholen lassen? Der hier stationierte SAS hatte einen Waffenmeister, der, wie man munkelte, so geschickt war, als hätte ihn Sam Colt selbst in die Lehre genommen. Wenn der Abzug ein wenig leichter und griffiger wäre, vielleicht. Aber das war im Grunde genommen bloß Firlefanz. Pistolen waren Sekundärwaffen. Mit ihren H & K lOer-MPs konnte jede Blindschleiche, schneller als man denken konnte, einer Zielperson auf fünfzig Meter drei Kugeln in den Kopf jagen. Es war fast beängstigend. Seine Truppe bestand aus den besten Sold aten, denen er je begegnet war. Und Ding selbst mußte am Schreibtisch sitzen und in den verhaßten Akten pinseln. Er schnaubte verächtlich. Gab es irgendwen auf der Welt, der gern in Akten wühlte?
    Die gesamte Truppe verbrachte überraschend viel Zeit mit Lesen und am Schreibtisch. Hauptsächlich Fahndungsberichte: Welcher Terrorist sich gerade wo aufhielt, nach Erkenntnissen dieses Geheimdienstes oder jenes Polizeireviers oder irgendwelcher geldgieriger Denunzianten. Freilich waren die meisten Informationen überholt und fast wertlos; trotzdem studierten sie, was das Zeug hielt. In den meisten Akten lagen Fotos der überlebenden Terroristenführer. Carlos, der Schakal - er mußte jetzt Mitte fünfzig sein und saß in einem französischen Hochsicherheitstrakt. Hinter dem waren sie seinerzeit alle hergewesen. Die Fotos von ihm waren mit Computer bearbeitet, um seinem jetzigen Alter zu entsprechen. Sie wurden lebensechten Fotos aus Frankreich gegenübergestellt. Die Männer vertrieben sich die Zeit damit, sich Physiognomien der Täter einzuprägen. Wer weiß, in einer dunklen Nacht an unbekanntem Ort konnte ein Lichtblitz eines der Gesichter erleuchten - und im Handumdrehen mußte man entscheiden, ob man auf den fraglichen Kopf anlegte. Denn wenn man schon die Chance bekam, einen zweiten Carlos Iljitsch Ramirez unschädlich zu machen, wollte man sie sich nicht entgehen lassen. Denn dann, überlegte Ding, würde man in keiner Polizeikantine mehr seinen Drink zahlen müssen, so berühmt war man. Schade nur, daß sie mit dem Altpapier auf dem Schreibtisch gar nichts anfangen konnten. Wenn ihnen der nächste Carlos wirklich ins Netz ging, dann nur, weil irgendein Dorfbulle in Sao Paolo, Brasilien, oder Klein-Kleckersdorf oder sonstwo von dem oder jenem Informanten etwas gehört hatte und sich das Haus mal ansehen ging. Wenn dann der Groschen fiel bei all den Steckbriefen, mit denen Polizeireviere in aller Welt zugepflastert sind, kam es auf die Gerissenheit dieses speziellen Bullen an, ob er den Betreffenden an Ort und Stelle dingfest machen konnte. Oder ob er, wenn die Lage ein bißchen brenzlig wurde, seinem Vorgesetzten Bericht erstattete und der nach Verstärkung rief. Dann würde sich womöglich ein Einsatzkommando wie Dings Team-2 heimlich auf den Weg

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