10 - Operation Rainbow
unerwartet genau, eine beiläufige Bemerkung eines Beteiligten zu einem Freund, und der betreffende Ermittler kommt dahinter und rollt den Fall vollständig auf. So einfach war das! Und im Zweifelsfall begünstigte der Zufall immer die andere Seite.
Deshalb mußte man alles tun, um den Zufall weitmöglichst auszuschalten. Dabei war alles so gut gelaufen. Der Aktionsplan war hieb- und stichfest - und zwar grundsätzlich und von Anfang an. John Brightling hatte ihn erdacht. Die Terroristen in Europa zu aktivieren, hatte weltweit das Augenmerk auf die terroristische Bedrohung gelenkt, und das gab seiner Firma die Chance, den Vertrag für die Überwachung der Olympischen Spiele zu bekommen. Doch dann war dieses verdammte Rainbow-Team aufgekreuzt und hatte drei größere Zwischenfälle in den Griff bekommen - der Teufel mochte wissen, wer den dritten ausgelöst hatte! Und zwar so vorbildlich, daß die Australier auf die Idee verfielen, denen die Aufsicht zu übertragen, wenigstens zum Teil. Und wenn sie herkamen, würden sie auch bleiben und alles begutachten. Dann würden sie auch die Spiele betreuen, und wenn ihnen die Idee mit den chemischen Kampfstoffen einleuchtete, würden sie das perfekte Verbreitungssystem besonders im Auge behalten und -
Wenn das Wörtchen »wenn« nicht war, rief sich Henriksen zur Ordnung. Eine Menge »Wenns« waren dabei. Was mußte nicht alles schiefgehen, um ihr Projekt noch zu vereiteln! Bekam er die Rainbow-Leute zu Gesicht, würden sie sich vielleicht ablenken lassen. Das tröstete ihn ein wenig. Schließlich war ein Experte für Kampfstoffe bei ihm angestellt, und es war fraglich, ob sie einen hatten. Mit ein wenig List und Tücke würde sein Mann den Job unter ihren Augen erledigen, ohne daß sie etwas merkten. Darauf war er schließlich vorbereitet.
Ruhe bewahren , befahl er sich, als die Stewardeß mit den Drinks kam und ihm Wein nachschenkte. Nicht nervös werden . Aber er fand keine Ruhe. Seine Erfahrung als Fahnder sagte ihm, daß nichts dem Zufall überlassen bleiben durfte und sämtliche Konsequenzen einbezogen werden mußten. Wenn sein Mitarbeiter verhindert war, womöglich durch einen Unfall, konnte das gesamte Projekt plötzlich enthüllt werden. Und das war schlimmer als ein Scheitern. Das hieß, wenn er Glück hatte, lebenslange Haft, was er auf gar keinen Fall hinnehmen wollte. Nein - er stand aus mehr als einem Grund hinter dem Projekt. Seine Aufgabe bestand in erster Linie darin, die Welt vor der Zerstörung zu retten. Und in zweiter Linie wollte er dabei sein und genießen, was zu retten er angetreten war.
Schon deshalb waren Risiken jeder Art und jeden Umfangs nicht zu akzeptieren. Er mußte sie ausschalten, um jeden Preis. Dabei konnte ihm dieser Russe helfen, Popov. Was mochte er bei seiner Englandreise ausspioniert haben? Mit den richtigen Informationen versehen, konnte er sich einen Plan ausdenken, wie er mit der Rainbow-Bande auch direkt fertig wurde. Wäre doch auch ganz interessant. Er lehnte sich im Sitz zurück und wählte einen Film, den er oberflächlich verfolgte, um seine eigentlichen Überlegungen zu kaschieren. Zehn Minuten später war er fest entschlossen. Mit den richtigen Leuten und bei Ausnutzung aller Vorteile konnte es klappen.
***
In einem unscheinbaren Restaurant am Südrand von Manhattan nahm Popov ein einsames Abendessen zu sich. Hier speiste man angeblich gut, aber das Lokal sah so schmuddelig aus, als hausten nachts hier die Ratten. Der Wodka war indessen hervorragend, und wie immer halfen ihm ein paar Drinks dabei, abstrakt zu denken.
Was wußte er überhaupt von John Brightling? Auf wissenschaftlichem Gebiet war der Mann ein Genie, und ebenso überzeugten seine geschäftlichen Finessen. Vor ein paar Jahren noch war er mit einer ebenso brillanten Person verheiratet gewesen, die jetzt als wissenschaftliche Beraterin beim Präsidenten arbeitete. Doch mit der Ehe ging es bergab, und jetzt hüpfte sein Arbeitgeber von einem Bert ins andere. Er war einer der gefragtesten Wissenschaftler in ganz Amerika, mit ansehnlichen finanziellen Mitteln im Hintergrund und regelmäßigen Erwähnungen in den Klatschspalten der Boulevardpresse, was wohl schon seiner Exgattin mißfallen hatte.
Gute Verbindungen pflegte er zu Politikern, die Zugang zu Geheimmaterial hatten. Operation Rainbow war eindeutig als »schwarz« klassifiziert, aber er hatte nur einen Tag gebraucht, um ihren Namen und den Namen ihres Kommandanten herauszufinden. Nur einen
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