10 - Operation Rainbow
Ihnen das noch niemand erzählt?«
»Tja, äh... nein, aber man sagt mir, das System hier sei gesichert, weil es mit 128 Bit...«
»Klar, das ist der STU-3-Standard. Dieses System war bei Ihrer Regierung rund zwanzig Jahre lang im Gebrauch. Inzwischen sind die meisten zu STU-4 übergegangen. Glauben Sie, solche Weiterentwicklungen werden nur gemacht, um Geld aus dem Fenster zu werfen? Oder könnte es dafür eine andere Erklärung geben, Dr. Brightling? Als ich für den KGB unterwegs war, haben wir nur Einmai-Blöcke benutzt. Das ist ein Geheimcode aus zufälligen Transpositionen, der nur einmal Verwendung findet. Daher kann man ihn nicht knacken, aber der Umgang damit ist sehr lästig. Eine einzige Botschaft zu senden kann Stunden dauern. Und leider eignet er sich fast gar nicht für verbalen Austausch. Ihre Regierung hat ein System, daß sich TAP-DANCE nennt, ganz ähnlich im Konzept, aber wir konnten es nie kopieren.«
»Wollen Sie damit sagen, man ist imstande, jeden meiner Anrufe abzuhören?«
Popov nickte. »Aber sicher. Was meinen Sie, warum ich alle wichtigen Unterredungen mit Ihnen persönlich führe?« Jetzt war er wirklich erschüttert, dachte Dmitrij Arkadejewitsch. Dieses Genie hatte wirklich keine Ahnung, wie der Hase läuft. »Wollen Sie mir jetzt nicht endlich verraten, weshalb ich diese Missionen durchführen sollte?«
***
»Ja, Herr Minister... ausgezeichnet... Danke!« Bob Aukland drückte die Aus-Taste und steckte das Handy in seine Westentasche. Dann wandte er sich wieder an Bill Henriksen. »Gute Nachrichten! Auch die Rainbow-Truppe wird uns in Sicherheitsfragen beraten.«
»Wirklich?« Bill ließ sich nichts anmerken. »Naja, wenn es keinen Schaden anrichtet...«
»Bißchen enttäuscht?« fragte der Polizist.
»Aber nein, wirklich nicht«, log Henriksen. »Ein paar von denen werde ich kennen, und bestimmt kennen sie mich auch.«
»Ihr Honorar bleibt dasselbe«, versprach der Australier. Sie stiegen wieder in den Wagen. Auf dem Rückweg hielten sie noch an einer Kneipe und tranken ein Bierchen, bevor er den Amerikaner zum Flughafen brachte.
Verdammter Mist , dachte Henriksen. Wieder war es das Gesetz des Zufalls, das ihm diesmal freilich ein Bein stellte. Anfangs hätte er vor Wut die Wände hochgehen mögen. Aber dann redete er sich ein, daß es eigentlich nichts ausmachte, so lange er keinen Fehler machte. Vielleicht war ihm diesem Entwicklung sogar von Nutzen - versuchte er sich einzureden.
***
Er durfte Popov nicht zu viel verraten, dachte Brightling. Ansonsten setzte er großes Vertrauen in ihn - schließlich wußte Popov genug, um ihn in den Knast oder gar auf den elektrischen Stuhl zu bringen. Aber ihm das Endziel verraten? Das durfte er nicht riskieren. Er wußte nicht, welche Einstellung Popov zu dem Thema Umwelt und Natur hatte. Deshalb ließ sich seine Reaktion auf eine solche Offenbarung schwer einschätzen. Popov konnte ihm gefährlich werden, nicht anders als ein auf die Faust abgerichteter Raubvogel, der jedoch selbständig blieb, bereitwillig ein Frettchen oder Kaninchen tötete und jederzeit das Weite suchen und sein Leben in der Wildnis fortführen konnte... Nicht zum ersten Mal überlegte Brightling, ob er Bill Henriksen auf den potentiellen Störfaktor ansetzen sollte. Er würde schon wissen, was zu tun war. Ein ehemaliger FBI-Agent wußte, wie man in Mordfällen ermittelt, und gewiß auch, wie man Ermittler in die Irre führt, und schon wäre der Störfaktor beseitigt.
Dann ging Brightling die Trümpfe durch, die ihm blieben. Wie konnte er sie einsetzen, um seine Position und sein Projekt besser abzusichern? Sollte diese Operation Raiiibow ihm Scherereien machen, konnte man dann direkt gegen sie vorgehen? Sie vielleicht zerstören oder besser ablenken, indem man ihre Kräfte an anderer Stelle band?
»Ich muß zuerst noch darüber nachdenken, Dmitrij«, erwiderte er schließlich.
Popov nickte ernüchtert. Was mochte seinem Auftraggeber in den fünfzehn Sekunden, die er für die Antwort brauchte, durch den Kopf gegangen sein?
Jetzt war er es, der sich erschüttert zeigte. Eben erst hatte er John Brightling von den Gefahren unterrichtet, die seine Tätigkeit als Drahtzieher terroristischer Aktionen mit sich brachte, vor allem aufgrund der ungeschützten Verständigung. Letzteres machte dem Mann besonders zu schaffen. Er hätte ihn früher warnen sollen, doch irgendwie war nie die Rede darauf gekommen, und Dmitrij Arkadejewitsch merkte jetzt, daß hier
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