10 - Operation Rainbow
Flugkapitäne auf Linienmaschinen auch nicht aufgebrummt.« Diese Glückspilze brauchten bloß zu fliegen, obwohl ihre Fliegerei ungefähr so aufregend war wie Trockenschwimmen.
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Chavez hatte sich noch immer nicht an den englischen Humor gewöhnt, weshalb ihn die Comedy-Serie des Lokalsenders meistens langweilte. Allerdings hatte er auch Kabelanschluß, und so konnte er auf seinem Lieblingssender historische Reportagen und Filme ansehen,
»Nur eins, Ding!« mahnte Patsy. Jetzt, wo sie kurz vor der Niederkunft stand, wollte sie ihren Ehemann lieber nüchtern um sich haben, und das hieß, daß er nur ein Bier und nicht mehr trinken durfte.
»ja, Liebling.« Frauen hatten irgendwie das Talent, die Männer herumzukommandieren, dachte Domingo, blickte in das fast leere Glas und kämpfte die Lust auf ein zweites nieder. Es war herrlich, sein Bier im Kasino zu trinken und mit seinen Kumpels in lockerer, behaglicher Atmosphäre zu fachsimpeln, von Mann zu Mann. Doch in nächster Zeit würde er sich freiwillig keine fünfzig Meter von seiner Frau entfernen, und sie konnte seinen Bereitschafts-Piepser anwählen, wenn er unterwegs war. Das Baby hatte sich in die Geburtslage gedreht, was immer das heißen mochte; er wußte schon, daß es jeden Augenblick so weit sein konnte, auch wenn er das »gedreht« nicht deuten konnte. Jetzt jedenfalls hieß es, daß es für ihn nur ein Bier am Abend gab, obwohl er mit dreien noch stocknüchtern war... vielleicht sogar mit vier...
So saßen sie in ihren weichen Sesseln nebeneinander. Ding wollte gleichzeitig fernsehen und Geheimdienstberichte studieren. Anscheinend war Ding der einzige, der dazu fähig war, wie seine Frau verwundert und genervt feststellte, die ein medizinisches Fachblatt las und Anmerkungen auf den breiten Rand des Glanzpapiers kritzelte.
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Bei Clarks zu Hause sah es nicht viel anders aus, nur daß hier eine Filmkassette im Videorecorder steckte und vor sich hin dudelte.
»Gibt's was Neues im Büro?« fragte Sandy.
Im Büro , dachte John unwillig. Früher hatte sie ihn gefragt, wenn er vom Außendienst zurückkehrte: »Bist du okay?« Und immer war ein besorgter Unterton in ihrer Stimme gewesen, weil er ihr niemals - jedenfalls fast nie - von seinen Einsätzen erzählte. Jetzt bestätigte sie ihm nur einmal mehr, daß er ein Federfuchser geworden war. Danke, Schatz , dachte er. Laut sagte er: »Nö, eigentlich nicht. Und wie läuft's in der Klinik?«
»Ein Verkehrsunfall gleich nach dem Mittagessen. Aber nichts Ernstes.«
»Und - wie macht sich Patsy?«
»Sie wird einmal eine großartige Ärztin sein, wenn sie lernt, locker zu bleiben. Ich bin jetzt seit über zwanzig Jahren in der Unfallstation, weißt du! Sie versteht viel mehr als ich von der Anatomie, bloß muß sie die Praxis besser kennenlernen. Aber insgesamt schlägt sie sich sehr tapfer!«
»Glaubst du manchmal, du hättest deinen Doktor machen sollen?« fragte ihr Ehemann.
»Das Zeug dazu hatte ich, nehme ich an - aber damals hatten wir keine Gelegenheit dazu!«
»Wie geht's denn dem Baby?«
Sandy mußte grinsen. »Sie ist genauso ungeduldig wie ich. Man gerät an einen Punkt, wo man einfach nur will, daß es endlich kommt und basta.«
»Macht sie sich Sorgen?«
»Nein. Dr. Reynolds redet ihr gut zu, und Patsy geht es hervorragend. Ich bin mir nur nicht sicher, ob ich schon das Zeug zur Großmutter habe!« fügte Sandy lachend hinzu.
»Ich kann dich verstehen, Baby! Es kann also jeden Moment kommen, hm?«
»Das Baby hat sich gestern gedreht. Anscheinend will es nicht mehr warten!« .
John dachte über Domingo nach. Er bestand darauf, daß es ein Junge werden mußte , so schön wie sein Vater - und zweisprachig, jefe , wie er immer mit seinem Latino-Grinsen hinzufügte. Mit seinem Schwiegersohn hätte er es schlimmer treffen können. Ding war ein kluger Kopf, hatte die schnellste Auffassungsgabe, die ihm je begegnet war. Vom jungen Stabsfeldwebel und leichten 11-Bravo-lnfanterist der US-Army hatte er sich zum respektablen Außendienstler der CIA gemausert, mit Magisterabschluß an der George-Mason-Universität... Und jetzt überlegte er zuweilen, noch zwei Jahre dranzuhängen und seinen Dr. phil. zu machen. Vielleicht sogar in Oxford, wie Ding Anfang der Woche meinte, wenn er das mit den Urlaubszeiten geregelt kriegte. Wenn das kein Knüller war - ein Chicano aus dem Ostviertel von L. A. mit einem Doktorhut aus Oxford! Eines Tages konnte er noch Abteilungsdirektor werden, und dann
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