10 - Operation Rainbow
fehlschlug. Wollte er die Rainbow-Truppe wirklich so schädigen, daß sie nicht imstande war - imstande war zu was? Ihn bei einer ganz anderen Aktion zu stören?
Wieder rannte Popov vor die berühmte Steinmauer und schlug mit dem Schädel dagegen. Er hatte zwei Anschläge in die Wege geleitet, die nichts anderes bewirkt hatten, als die Weltöffentlichkeit an die Bedrohung durch den Terrorismus zu erinnern. Henriksen unterhielt eine internationale Beraterfirma auf diesem Gebiet; das gesteigerte Bewußtsein für Gefahrenpotentiale verhalf ihm zu Aufträgen. Doch auf den ersten Blick war das eine ziemlich teure und allzu beschwerliche Art und Weise, Werbung zu betreiben. Gewiß war das, was er mit solchen Aufträgen verdiente, weit weniger als die Summen, die Popov bereits ausgegeben, geschweige denn eingesackt hatte. Und wieder mußte er sich ins Gedächtnis rufen, daß John Brightling und die Horizon Corporation das Geld bereitstellten - vermutlich Brightling persönlich -, und nicht Henriksens Global Security, Inc. Beide Firmen teilten zwar die Ziele, nicht jedoch ihre Finanzierung.
Deshalb , dachte Popov über seinem weißen Chablis, steckt Brightling hinter der gesamten Angelegenheit, während Henriksen nur ein Zuträger ist, der ihm mit Rat und Tat zur Seite steht.
Aber, ein Ziel bestand darin, Henriksen den Beratervertrag für die Olympischen Spiele zu verschaffen, die in wenigen Wochen begannen. Das wiederum war sowohl Brightling als auch Henriksen sehr wichtig. Offenbar tat Henriksen etwas, das für Brightling von größter Bedeutung war. Zweifellos half er ihm bei der Verwirklichung eines Plans, worin immer der bestehen mochte.
Doch was führten Brightling und seine Firma im Schilde? Horizon Corporation und ihre zahlreichen internationalen Filialen waren im Bereich der medizinischen Forschung tätig. Die Firma stellte Medikamente her und gab alljährlich Unsummen aus für neue Patente. Sie war der weltweit größte Forschungsbetrieb; in ihren Laboren waren Nobelpreisträger beschäftigt, und wie er aus seiner Internet-Recherche wußte, arbeiteten sie im neuen, vielversprechenden Bereich der Gentechnologie. Wieder schüttelte Popov den Kopf. Was hatte die Herstellung gentechnisch veränderter Heilmittel mit Terrorismus zu tun?
Er erinnerte sich an den biochemischen Angriff auf die USA, der erst wenige Monate zurücklag. Rund fünftausend Menschen waren ihm zum Opfer gefallen; der Wunsch der Amerikaner und ihres Präsidenten nach Vergeltung war nur allzu verständlich. Dem Dossier nach, das man Popov überlassen hatte, kam dem Chef der Rainbow-Truppe, Clark, und seinem Schwiegersohn Chavez eine verschwiegene, aber entscheidende Rolle bei der Beendigung des blutigen Krieges zu.
Popov jagte allein das Wort >Bio-Krieg< einen Schauer nach dem anderen über den Rücken. Bei dieser Auseinanderset zung hatte das Schlimmste verhindert werden können; zumal Amerika mit gewohnter Härte und Schnelligkeit auf den Schlachtfeldern von Saudi-Arabien reagiert hatte. Heute würde keine Nation mehr wagen, einen Angriff auf die USA in Erwägung zu ziehen. Ihre Armee wurde respektiert und wegen ihrer tödlichen Schlagkraft auch gefürchtet.
Popov trank den Wein aus und ließ das leere Glas in der Hand kreisen, während er in der Ferne den grünen Küstenstreifen Englands entdeckte. Bio-Krieg. Ein Begriff, der einen vor Ekel und Widerwillen zurückschaudern ließ. Horizon Corporation steckte mitten in entscheidenden, für die Medizin unabdingbaren Versuchen. Kein Wunder, daß Brightlings Geschäfte auch der biologischen Kriegsführung dienten - aber mit welchem möglichen Ziel? Es war eine Privatfirma, kein Staat! Man verfolgte auch keine eigenen außenpolitischen Ziele. Ebensowenig kam ein kriegerisches Engagement in Frage. Firmen führten keine Kriege, außer vielleicht gegen die Konkurrenz. Doch wenn sie bloß hinter wohlgehüteten Firmengeheimnissen her waren, wozu dann all das Blutvergießen? Das war doch Unsinn. Wieder einmal mußte sich Popov eingestehen, daß er - bildlich gesprochen - vor einer Mauer stand, an der er sich ebensogut den Schädel einschlagen konnte.
***
»Alle herhören«, rief Sergeant Major Dick Voss. »Erstens ist die Klangqualität der Digitalgeräte so gut, daß ihr die Stimmen erkennen könnt wie bei einem normalen Gespräch im Wohnzimmer. Zweitens sind die Frequenzen so ausgelegt, daß bei zwei verschiedenen Teams vor Ort man eins im linken Ohr hört und das andere im rechten - damit
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