10 - Operation Rainbow
draußen die Wachhunde bellen? Die haben immer Lust auf Frischfleisch, auch wenn's nur für den hohlen Zahn reicht...«
»Domingo, wir sind zivilisierte Menschen und dürfen nicht...« .
» Zivilisiert? Am Arsch, John! Der Kerl da wollte meine Frau umbringen und mein Baby!«
O'Neil riß die Augen weit auf. »Nein, wirklich nicht! Wir hatten nicht vor...«
»Ach nee, Stinker«, höhnte Chavez. »Und die Scheißknarren hattet ihr wohl dabei, weil ihr sie von eurem Charme überzeugen wolltet? Du Frauen-Killer. Und Baby-Killer dazu.« Chavez spie ihm ins Gesicht.
»Ich habe niemanden getötet, nicht einen Schuß abgegeben heute...«
»Ist ja großartig. Unfähig und feige bist du auch noch. Findest du, als unfähiger Feigling hast du ein Recht auf deinen Schwanz?«
»Wer ist der russische Informant?« fragte Clark.
»Seans Freund, Seroff. Er hat das Geld und die Drogen...«
» Drogen? Hörst du, John, Drogenheinis sind die auch noch!«
»Wo ist das Geld?« bohrte John nach.
»Schweizer Bank, Nummernkonto. Josef hat es eingerichtet, sechs Millionen Dollar - und - und Sean hat ihn gebeten, uns zehn Kilo Kokain mitzubringen, das wir verkaufen wollten. Wir brauchten das Geld, für weitere Aktionen...«
»Wo ist der Stoff jetzt?« wollte Clark als nächstes wissen.
»Auf der Farm - an der Küste...« O'Neil stammelte eine Lagebeschreibung und den Namen der Stadt, die Chavez in seinem versteckten Kassettenrecorder mitschnitt.
»Dieser Seroff, wie sieht der aus?« O'Neil lieferte eine Personenbeschreibung.
Chavez lehnte sich zurück und schluckte, wenigstens äußerlich, seine Wut herunter. Dann grinste er sogar. »Alles klar, John, reden wir mit den anderen. Danke, Timmy. Darfst deinen Schrumpelschwanz behalten.«
***
Es war spät am Nachmittag, als sie über die Provinz Quebec flogen. Der Sonnenglanz spiegelte sich in hundert Seen, von denen manche noch immer eisbedeckt waren. Popov hatte als einziger Passagier der ersten Klasse während des ganzen Flugs kein Auge zugetan. Wieder und wieder durchdachte er die Sachlage. Hatten die Engländer Grady gefangennehmen können, würden sie seinen wichtigsten Decknamen wissen, der auch in seinen Reisedokumenten stand. Die würde er heute noch vernichten müssen. Außerdem bekamen sie eine Personenbeschreibung; allerdings hatte er kaum auffallende physische Kennzeichen. Grady kannte außerdem die Nummer des Schweizer Kontos, das Dmitrij eröffnet hatte, doch war das Geld bereits auf ein anderes überwiesen, über das man ihn nicht aufspüren konnte. Theoretisch war es denkbar, daß der Gegner den Informationen nachging, die Grady lieferte - darüber gab sich Popov keinen Illusionen hin. Oder sie würden sich sogar Fingerabdrücke holen... doch das war eher unwahrscheinlich, denn weder verfügte der westliche Geheimdienst über seine Vergleichsproben, noch kannte man ihn dort. Sonst hätte man ihn schon lange vorher festgenommen.
Was blieb also übrig? Ein Name, der bald verschwinden würde, eine Beschreibung, die auf Millionen anderer Männer seines Alters paßte, und ein aufgelöstes Bankkonto. Im Grunde viel zu wenig. Er mußte allerdings bald herausfinden, wie Gelder in dieser Höhe in der Schweiz überwiesen wurden, und ob auch dieser Vorgang vom Bankgeheimnis gedeckt war, das seine Anonymität sicherte. Zum Glück war das zweite Konto auch nur eine trübe Quelle. Er hatte es durch einen Anwalt einrichten lassen, der ihn nicht verraten konnte, da er ihn nur vom Telefon her kannte. Es gab also keine Verbindung zwischen Gradys Informationen und seinem jetzigen Aufenthaltsort, und das war gut so. Allerdings mußte er sich genau überlegen, ob er die 5,7 Millionen Dollar auf dem zweiten Konto jemals anbrechen wollte, aber da gäbe es auch Mittel und Wege. Vielleicht durch einen anderen Anwalt, beispielsweise in Liechtenstein, wo das Bankgeheimnis noch strenger gehütet wurde als in der Schweiz? Das war zu erwägen. Ein auf europäisches Finanzrecht spezialisierter US-Anwalt konnte ihm die notwendigen Auskünfte geben, ebenfalls völlig anonym.
Du bist in Sicherheit, Dmitrij Arkadejewitsch, redete sich Popov ein. Reich und in Sicherheit, aber nur, wenn er keine weiteren Risiken mehr einging. Mit seiner Agententätigkeit für John Brightling war es vorbei. Wenn er erst in O'Hare war, würde er den nächsten Flieger nach New York nehmen, in seine Wohnung zurückkehren, Brightling Bericht erstatten und sich nach einem narrensicheren Fluchtweg umsehen. Würde
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