10 - Operation Rainbow
Brightling ihn aufhalten?
Eigentlich mußte er es tun. Er und Henriksen waren die einzigen auf der Welt, die den Firmenchef mit dem geplanten Massenmord in Verbindung bringen konnten. Mag sein, daß er sich Popovs gewaltsam entledigen wollte. Aber Henriksen würde ihn davon abbringen, denn auch er war ein Profi und kannte die Spielregeln. Popov hatte ein Tagebuch geführt und dieses an einem sicheren Ort hinterlegt: im Tresor einer Anwaltskanzlei in New York, mit genauesten Instruktionen. Von dort drohte also ebenfalls keine Gefahr, solange seine »Freunde« die Spielregeln beachteten - an die er, Popov, sie vorsorglich erinnern würde.
Warum sollte er überhaupt nach New York zurückkehren? Er konnte doch jetzt schon untertauchen? Die Versuchung war groß, aber... Nein. Er mußte Brightling und Henriksen vorwarnen, daß sie ihn von nun an in Ruhe lassen sollten. Weshalb das auch in ihrem eigenen Interesse war, würde er ihnen schon erklären. Übrigens pflegte Brightling außerordentlich gute Kontakte zur US-Regierung, und die Informationen über ihn konnten Popov zum eigenen Schutz dienen. Man konnte nicht vorsichtig genug sein.
Nach all diesen Überlegungen entspannte sich Popov schließlich. Noch neunzig Minuten bis Chicago. Unter ihm lag ein riesiger Kontinent, weiträumig genug, um unterzutauchen, und jetzt hatte er ausreichend Geld. Das war die Sache wert.
***
»Okay. Was hat uns das alles gebracht?« fragte John bei der Lagebesprechung mit den führenden Befehlshabern.
»Den Namen. Josef Seroff. In unserer Londoner Datenbank befindet er sich nicht«, erklärte Cyril Holt vom Sicherheitsdienst. »Und beim CIA?«
Clark schüttelte den Kopf. »Wir haben zwei Personen dieses Namens registriert. Einer ist tot. Der andere ist Mitte Sechzig und lebt als Pensionär in Moskau. Was ist mit der Beschreibung?«
»Sie paßt wenigstens zu dem hier!« Holt schob ein Foto über den Konferenztisch.
»Kenne ich das nicht schon?«
»Das ist das Foto von dem Mann, mit dem sich Iwan Kirilenko vor ein paar Wochen in London getroffen hat. Es paßt ins übrige Puzzle, John. Wir glauben, daß er am Versuch, eure Organisation auszukundschaften, beteiligt war. Anschließend ist er dann bei Grady aufgetaucht - das klingt schlüssig, denke ich.«
»Und wie kriegen wir mehr heraus?«
»Wir könnten die Russen fragen - ebenso wie der CIA unterhalten auch wir gute Verbindungen zu Sergej Golowko, und vielleicht hilft er uns sogar. Ich werde mich nach Kräften dafür einsetzen«, versprach Holt.
»Was wissen wir noch?«
»Diese Nummern«, warf Bill Tawney ein. »Eine ist möglicherweise eine Geheimzahl für ein Bankkonto, die andere vielleicht die Zugangsnummer für Transaktionen. Wir werden die Polizeikollegen in der Schweiz darauf ansetzen. Natürlich erfahren wir nur etwas, wenn das Geld nicht gewaschen wurde, versteht sich. Und wenn das Konto noch besteht, woran ich nicht zweifle.«
»Die Waffen«, erklärte der anwesende Polizeichef, »sind, nach den alten Seriennummern zu schließen, sowjetischen Ursprungs, aus der Fabrik in Kazan. Sie sind schon über zehn Jahre alt, doch abgefeuert wurde keine vorher. Was die Drogensache angeht, habe ich den Tip an Dennis Maguire, den Chef der Garda weitergegeben. Die Sache kommt morgen in die Fernsehnachrichten. Bei der Durchsuchung fanden sich zehn Pfund reines Kokain - >rein< nach dem Maßstab der medizinischen Qualität. Solches Zeug kommt sonst höchstens aus dem Pharmalabor! - Im Straßenhandel muß das Millionen wert sein«, fuhr der Polizeichef fort. »Und sowas liegt in einem halbverfallenen Bauernhaus an der irischen Westküste herum.«
»Drei der sechs Gefangenen sind identifiziert«, berichtete Holt. » Einer konnte seiner Verletzungen wegen noch nicht mit uns sprechen. Ach ja, sie haben Handys benutzt, um sich zu verständigen. Sehr umsichtig von diesem Noonan, frühzeitig die Verteilerstationen zu sperren. Sonst hätte es wer weiß wie viele Menschenleben kosten können!«
Am anderen Ende des Konferenztisches nickte Chavez. Es schauderte ihn schon bei der bloßen Vorstellung. Hätten sie sich absprechen können...! Herrje, es wäre ein schwarzer Tag für Rainbow geworden; und es war ohnehin schon schlimm genug. Bald würden sie vor Gräbern stehen. Die Männer würden ihre Gardeuniformen anlegen und Aufstellung nehmen und Salut feuern... und dann mußten sie Ersatz finden für die Gefallenen. Mike Chin lag drüben im Militärhospital, das Bein in Gips, da sein
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