10 - Operation Rainbow
glauben! Tut sie dir noch weh, die Schulter, Sean?«
»Nee, tut... tut nich weh, Jimmy. D-die anderen... wie viele...«
»Von uns, meinst du? Zehn! Zehn haben es geschafft, Sean. Die sitzen schon sicher im Unterschlupf, Mann.«
»Gut.« Die Augen wurden aufgeschlagen und sahen jemanden mit weißer Arzthaube und Schutzmaske stehen, aber der Blick war unstet, das Bild blieb verschwommen. Das Zimmer ... ja, es war ein Krankenhaus... ein Tropf an der Seite... oben an der Decke rechteckige Kacheln in Metallfassung... fluoreszierendes grünes Licht. Seine Kehle war trocken und wund vom Schlauch, den man eingeführt hatte, aber das machte ihm nichts. Er wähnte sich noch in einer Traumwelt, ringsum kam ihm alles unwirklich vor. Er schwebte in einem rosafarbenen, undurchdringlichen Nebel. Wenigstens war Jimmy Carr an seiner Seite.
»Roddy... wo ist Roddy?«
»Roddy hat's erwischt, Sean«, erwiderte Bellow. »Tut mir leid. Für ihn kam alles zu spät.«
»Oh verdammt«, keuchte Grady. »Nicht Roddy...«
»Sean, wir brauchen Informationen, aber rasch!«
»W-was... Informationen...«
»Der Typ, der uns die Infos gegeben hat, wir müssen doch Kontakt aufnehmen, aber wir wissen nicht, wie wir an ihn rankommen.«
»Josef, meinst du?«
Volltreffer , dachte Paul Bellow. »Genau, Sean. Wir müssen Josef kontaktieren, wegen...«
»... dem Geld? Das hab ich in meiner Brieftasche, Junge.«
Oha , dachte Clark und wandte sich um. Bill Tawney hatte Gradys Habseligkeiten auf einem fahrbaren Tablett vor sich liegen. In der Brieftasche fanden sich zweihundertzehn Britische Pfund, hundertsiebzig Irische Pfund und einige Papierstreifen. Auf einem gelben Klebzettel standen zwei Nummern, jeweils sechsstellig, ohne weitere Angaben. Ein Nummernkonto in der Schweiz oder anderswo? Fragte sich der Agent.
»Wie kommen wir da ran, Sean? Wir brauchen Nachschub, mein Liebet, möglichst bald… «
»Schweizer Kommerzialbank in Bern… anrufen… Kontonummer und Geheimzahl in… in meiner Brieftasche… «
»Gut. Danke, Sean! Und dieser Josef… wie war noch sein Nachname? Können wir ihn anrufen? Bitte, Sean. Wir müssen rasch handeln, Sean.« Bellows gewfälschter irischer Akzent hätte keinen Betrunkenen täuschen können, aber kein Schnaps konnte jemanden so benommen machen, wie es Grady noch immer war.
»W-weiß nicht… Er ruft uns an, immer… Josef Andrejewitsch ruft mich über Robert an… durch das Netzwerk… gab mir nie seine Kontaktnummer…«
»Sein Nachname, Sean, wie war der, den hast du mir nie gesagt! «
»Seroff. Josef Andrejewitsch Seroff… aus Russland… KGB-Typ… Bekaa-Tal, muss so zwanzig Jahre her sein…«
»Aber über Rainbow hat er uns gute Tips gegeben, oder? «
»W-wieviele haben wir … wie viele? «
»Zehn, Sean. Zehn konnten wir umlegen, bevor wir weg mussten, aber auf der Flucht im Jaguar wurdest du angeschossen, weißt du noch? Aber wir haben’s ihnen gezeigt, Sean, ein für alle mal gezeigt haben’s wir ihnen!« versicherte Bellow.
»Gut… sehr gut… gezeigt… alle getötet… alle…« flüsterte Grady aus dem Halbdämmer.
»Noch nicht ganz, du Arsch«, flüsterte Chavez leise im Hintergrund.
»Und die zwei Frauen? Jimmy, haben wir…«
»Aber ja, Sean. Die hab ich eigenhändig niedergeknallt. Aber nochmal zu dem Russen, Sean, ich muss mehr von ihm wissen. «
»Josef? Guter Mann… KGB, hat das Geld und die Drogen gebracht… Geld in rauhen Mengen… sechs Millionen… sechs! Und das Kokain«, fügte Grady hinzu. Eine Miniaturkamera auf dem Stativ neben dem Bett nahm alles auf. »Hat’s zum Shannon gebracht. Weißt du doch… in dem kleinen Flieger, das Geld… den Stoff aus Amerika… glaub ich wenigstens, aus Amerika… muss doch sein… wo er jetzt amerikanisch redet wie ein Fernsehsprecher… verrückt… dabei ist er doch Russe, Jimmy…. «
»Josef Andrejewitsch Seroff? «
Die Gestalt unter der Bettdecke schien zu nicken. »So machen sie das mit dem Namen, Jimmy. Josef, Sohn des Andrew… «
»Sieht man ihm den Russen an, Sean?
»Wie ich sieht er aus… groß… braune Haare und Augen… rundes Gesicht… spricht viele Sprachen… Bekaa-Tal, guter Mann… das war 1968… uns oft geholfen… «
Clark wandte sich flüsterns an Tawney. »Wie kommen wir voran, Bill? «
»Tja, vor Gericht lässt sich das alles nicht verwerten, aber… «
»Scheiß auf’s Gericht, Bill! Hilft uns das weiter? Passt das zu den übrigen Informationen? «
»Der Name Seroff ist mir unbekannt. Wir
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