10 - Operation Rainbow
kam jetzt ein zivil gekleideter Mann ins Bild, der sich dem Polizeioffizier näherte. Er sprach kurz mit ihm, zog einen Diplomatenausweis hervor und entfernte sich wieder, verschwand aus dem Blickfeld.
»Hier Tony Armitage. Wer ist dran?«
»Bill Tawney.«
»Tja, wenn Dennis Sie kennt, sind Sie wohl unser >Six<-Mann. Was kann ich für Sie tun, Sir?«
»Was hat Ihnen die Polizei erzählt?« Tawney schaltete den Lautsprecher ein.
»Er hat die Situation nicht mehr in Griff. Die Kantonspolizei sei schon verständigt.«
»Mr. C?« fragte Chavez vom Sessel her.
»Nehmt den Hubschrauber und macht euch auf den Weg, Ding. In Gatwick bleibt ihr und wartet weitere Instruktionen ab.«
»Verstanden. Team-2 ist unterwegs, Mr. C.«
Chavez lief die Treppe herab, gefolgt von Price. Sie sprangen in den Wagen, der sie in weniger als drei Minuten zu Team-2 brachte.
»Wenn Ihr vor der Glotze gesessen seid, Leute, wißt ihr ja, was los ist. Auf die Plätze! Wir fliegen nach Gatwick.« Sie waren fast aus der Tür, als es einem mutigen Schweizer Polizisten gelungen war, den Zivilisten in Sicherheit zu bringen. Der Bildschirm zeigte, wie sie ihn zu einem Überfallwagen brachten, der sofort losraste. Wieder teilte sich fast alles über die Körpersprache mit. Die versammelten Ordnungshüter, die bisher müßig in der Gegend herumgestanden waren, verschanzten sich jetzt nervös hinter der Deckung ihrer Fahrzeuge, fingerten an ihren Waffen herum und harrten der Dinge, die da kommen mochten.
»Gleich geht die Liveschaltung auf den Sender«, meldete Bennett. »Sky News übernimmt in ein paar Minuten.«
»Das hat bestimmt was zu bedeuten«, mutmaßte Clark.
»Wo ist Stanley?«
»Der ist schon in Gatwick«, erklärte Tawney. Clark nickte. Stanley würde den Einsatz als Kommandant mit Team-2 gemeinsam durchführen. Auch Dr. Paul Bellow war fort. Stanley und Chavez brauchten ihn als Berater für die psychologische Taktik bei ihrer Befreiungsaktion. Jetzt konnte er nicht viel mehr tun als dasitzen, allenfalls Kaffee und ein zünftiges Abendbrot bestellen. Clark schob einen der Sessel heran und setzte sich vor den laufenden Fernseher.
3 - WAFFEN UND GNOME
Der Helikopterflug dauerte exakt fünfundzwanzig Minuten und brachte Team-2 in den Passagierflugbereich. Zwei LKWs warteten bereits. Chavez ließ die Männer ihre Ausrüstung für den Weitertransport zum British-Airways-Terminal verladen.Dort überwachten zwei eigens abgestellte Polizisten, wie das Transportgut des Team-2-LKW als letztes im Flieger verstaut wurde, um bei Ankunft in Bern zuerst von Bord gebracht zu werden.
Doch vorerst galt es, das Startsignal abzuwarten. Chavez zerrte das Handy heraus, klappte es auf und tippte die Schnellwahl eins.
»Clark«, meldete sich die Stimme, sobald das verschlüsselte Rufsignal durchgedrungen war.
»Ding hier, John. Hat sich Whitehall inzwischen gemeldet?«
»Wir warten noch, Domingo. Der Anruf muß in Kürze kommen. Der Kanton hat den Fall nach oben weitergegeben. Das Justizministerium prüft den nächsten Schritt.«
»Dann mach den ehrwürdigen Herrschaften klar, daß diese Maschine hier in zwanzig Minuten abhebt. Die nächste geht erst in anderthalb Stunden, es sei denn, wir nähmen Swiss Air. Von denen startet eine in vierzig Minuten, die nächste in eineinviertel Stunden.«
»Verstehe. Aber wir müssen abwarten, Ding.«
Chavez fluchte auf Spanisch. Er hatte es geahnt. Er wußte, daß es ihm keinen Spaß machte. »Roger, Six. Team-2 hält in Gatwick die Stellung.«
»Geht klar, Team-2. Rainbow-Six, Ende!«
Chavez klappte das Handy zu und steckte es in die Brusttasche. »Alle mal herhören«, brüllte er seiner Truppe über den Lärm der Düsenmotoren zu. »Wir warten hier, bis der Marschbefehl kommt!« Die Männer nickten. Sie hatten es nicht weniger eilig als ihr Boß, aber was sollte man machen! Die britischen Teammitglieder waren solche Prozeduren gewöhnt und nahmen's leichter als die Amerikaner.
***
»Sag Whitehall, daß uns noch zwanzig Minuten bis zum Start bleiben, Bill. Danach wäre eine Stunde Verzögerung fällig.«
Tawney nickte und hängte sich ans Telefon, um seine Kontakte im Außenministerium spielen zu lassen. Dann meldete er sich bei der britischen Botschaft in Genf, die bereits über das technische Hilfsangebot einer SAS-Einsatztruppe informiert war. Seltsam war, daß der Schweizer Außenminister bereits mehr wußte als der Mann, der das Angebot machte. Doch das Ja von dort kam bemerkenswert
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