10 - Operation Rainbow
etwas, das die Gegenseite nicht weiß. Ist aber unwahrscheinlich in dieser Situation.«
»Vermutlich werden sie ein Fluchtfahrzeug verlangen...
Hubschrauber?«
»Mag sein«, nickte Covington. »Zu einem Flughafen, wo ein Passagierflugzeug wartet, internationale Besatzung - aber wohin? Libyen womöglich. Aber wird Libyen sie reinlassen? Wo sonst könnten sie hin? Nach Rußland? Glaube kaum. Ins Bekaa-Tal im Libanon war's möglich, aber Zivilflieger landen da nicht. Immerhin waren sie so schlau, sich von der Polizei abzuschirmen. Wetten, daß die Geisel, die sie rausgelassen haben, ihre Gesichter nicht kennt?« Covington schüttelte den Kopf.
»Amateure sind sie nicht«, wandte Clark ein. »Ihre Waffen lassen doch auf ein gewisses Maß an Ausbildung und Professionalität schließen.«
»Stimmt, Sir. Aber intelligent sind sie nicht. Ich wäre nicht mal überrascht zu hören, daß sie etwas Bargeld mitgehen lassen wie gewöhnliche Einbrecher. Trainierte Terroristen vielleicht, aber keine guten.«
Und was soll das sein, ein >guter< Terrorist? fragte sich John. An diesen Fachausdruck mußte er sich wohl noch gewöhnen.
***
Der BA-Flug landete zwei Minuten früher als vorgesehen und glitt auf den Flugsteig. Ding hatte sich während des Flugs mit Dr. Bellow unterhalten. Die Psychologie dieser Branche war ihm ein Buch mit sieben Siegeln, hier hatte er allerhand nachzuholen - und zwar so rasch wie möglich. Dem Soldaten lag so etwas fern; die Psychologie des Kriegswesens wurde allenfalls von höherrangigen Offizieren besorgt, die sich überlegten, welche Manöver der Feind als nächstes durchführen würde. Dieser Kampf wurde jedoch auf Einheiten-Ebene ausgetragen. Alle neuen Aspekte der Auseinandersetzung mussten einbezogen werden. Ding löste den Sicherheitsgurt, noch bevor das Flugzeug zum Halt kam. Letztlich endete doch alles auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner: Stahl gegen Weichziel.
Chavez stand auf und reckte sich, dann lief er zum Ausgang und setzte sein Pokerface auf. Draußen im Passagiertunnel ging er zwischen zwei Zivilisten, die ihn mit Krawatte und Anzug wohl für einen Firmenmanager hielten. Als er in die Flughafenhalle kam, nahm er sich vor, in London einen schickeren Anzug zu kaufen, um die Tarnung, die er und seine Männer anlegen mußten, noch glaubwürdiger zu machen. Eine Art Chauffeur stand draußen und hielt eine Tafel hoch, die seinen Namen trug. Chavez ging direkt auf ihn zu.
»Warten Sie auf uns?«
»Ja, Sir. Wenn Sie bitte mitkommen wollen...«
Team-2 folgte ihm durch namenlose Korridore, dann betraten sie einen Konferenzsaal mit zweitem Ausgang. Dort trat ihnen ein Polizist in Uniform entgegen; den buntbesternten Achselklappen nach zu schließen, gehörte er der Führungsriege an.
»Sie sind...« begann er.
»Chavez.« Ding streckte ihm die Hand entgegen. »Domingo 80
Chavez.«
»Spanier?« fragte der Bulle merklich überrascht.
»Amerikaner. Und Sie, Sir?«
»Roebling. Markus Roebling«, gab er zurück, als das Team im Konferenzsaal versammelt und die Tür geschlossen war. »Folgen Sie mir bitte.« Roebling schloß die Tür am anderen Saalende auf, die über eine Außentreppe ins Freie führte. Eine Minute später saßen sie in einem Kleinbus, der den Flugha-fenparkplatz verließ und in die Autobahn einbog. Ding warf einen Blick zurück und sah, wie der Lieferwagen hinter ihnen aufschloß, der zweifellos ihre Ausrüstung transportierte.
»Okay, was gibt es Neues?«
»Nichts seit dem Mord von heute nachmittag. Wir verhandeln über Telefon mit ihnen. Keine Namen, niemand konnte bisher identifiziert werden. Sie verlangen, herausgebracht und außer Landes geflogen zu werden, geben aber noch nicht preis, wohin sie wollen.«
»Was erzählt der Mann, der ihnen entwischt ist?«
»Es sind vier, und sie sprechen deutsch, als wäre es, wie er sagt, ihre Muttersprache: Redewendungen, Aussprache und so weiter. Ihre Waffen stammen aus der tschechischen Republik, und offenbar machen sie rücksichtslos Gebrauch davon.«
»Scheint so. Wie weit ist es? Können meine Männer irgendwo die Kleider wechseln?«
Roebling nickte. »Es ist alles vorbereitet, Major Chavez.«
»Danke, Sir.«
»Kann ich mit der befreiten Geisel sprechen?« erkundigte sich Dr. Bellow.
»Wir sind angewiesen, vorbehaltlos mit Ihnen zu kooperieren - in vernünftigem Rahmen, versteht sich.«
Chavez wunderte sich über die letzten, einschränkenden Worte. Was sie bedeuteten, würde sich wohl noch zeigen. Daß der
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