10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES
ausgeführt werden, daß die Manipulation nie aufgedeckt wird.
Am Anfang plant unser Psi-Mann peinlichst genau. Aber bald erscheint das unnötig, da die armen Menschlein nicht einmal wissen, daß sie beschwindelt werden. Er hat keinen wirklichen Gegner, an dem er seine Fähigkeiten messen könnte, und so beginnt er, herumzuspielen. Er hinterläßt Spuren, zuerst, um den tatsächlichen Intelligenz- und Fähigkeitsstand seiner Mitmenschen festzustellen. Dann hinterläßt er zweideutige Anhaltspunkte, um zu beobachten, welchen Weg seine armen Tölpel gehen würden. In einer Welt, die über das parapsychologische Phänomen spottet, hinterläßt er Anhaltspunkte, die die Theorie unterstützen, daß nur ein Psi-Verbrecher diese gräßliche Tat begangen haben konnte. Wird einer dieser unwissenden Affen die Wahrheit erkennen? Und wenn, wird er in höhergestellter Position sein oder einer von den Fleißigen, die den Höhergestellten Kaffee holen? Wenn die Arbeit eines Psi-Mannes als solche erkannt wird, wie wird die kluge Polizei vorgehen, und was wird sie mit dem Beweisstück machen, das er zurückgelassen hat?
Und nun, Mr. Wood, ist unser Psi-Mann gelangweilt, weil es niemanden auf der Welt gibt, der ihn herausfordert, und er wird nachlässig durch die wachsende Verachtung, die er für seine Mitmenschen ob deren Unfähigkeit empfindet. Und ganz zuletzt zeigt er sich selbst und fordert sie spöttisch auf, gegen ihn einzuschreiten. Und das«, schloß ich und nickte ihm zu, »könnte das ›perfekte Verbrechen‹ sein, in dem sich Ihr außersinnlicher Verbrecher letzten Endes selbst enthüllt.«
»Aber warum«, fragte Mrs. Wood verstört, »sollte eine so talentierte Person zum Verbrecher werden – oder glauben Sie, daß alle außersinnlich begabten Menschen …?«
Ich wandte mich lächelnd an sie. »Mrs. Wood, ich sprach nicht von außersinnlich begabten Menschen im allgemeinen. Ich bezog mich auf einen ganz bestimmten Typ.«
»Er erscheint mir recht unglaubwürdig.«
»Im Gegenteil, meine Liebe«, widersprach Mr. Wood. »Captain Snell hat da eine erstaunlich genaue Skizze von unserem Psi-Mann angefertigt, und ich möchte fast sagen, er könnte unendlich lang damit fortfahren und genauere Einzelheiten schildern.«
»O ja, wirklich«, sagte ich. »Aber ich muß es dem professionellen Schreiber überlassen, zu entscheiden nämlich, was der hervorragende Polizist unternimmt, wenn er die Tat als die eines Psi-Mannes erkennt. Wird er zum Beispiel mutig genug sein, die Angelegenheit Chief Weston oder Kommissar Stone zu erzählen? Oder wird er sich darauf beschränken, über das Problem mit einer durchnäßten jungen Dame zu diskutieren, die so zufällig verfügbar und gleichzeitig willens war, über Psi-Methoden zu sprechen?«
»Captain Snell«, stieß Florence Wood hervor, »um Himmels willen, wovon reden Sie?«
»Von Ihrem Vater«, sagte ich.
Mr. Wood sprang in die Bresche. »Ich bin sicher, Captain Snell dramatisierte zu deinen Gunsten. Denn Captain Snell weiß sehr wohl, wie unmöglich es ist, einen Telepathen dazu zu bringen, daß er sich bloßstellt.«
Florence Woods Ausdruck verwandelte sich in ein leicht gelangweiltes Lächeln. »Es hörte sich fast an, als wolle er dich irgendeiner Sache beschuldigen.«
»Meinst du – vielleicht – des Gedankenlesens?« fragte er mit einem kräftigen Lachen, das dieses Thema beendete.
*
Sowohl Mr. Wood als auch ich verstießen gegen die meisten der Gesellschaftsregeln durch ironische Freundlichkeit. Er begrüßte mich vor allen als willkommenen Gast und stichelte durch die zur Schau getragene wohlwollende Toleranz, da er mir unterstellte, mein Hauptinteresse sei
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