10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES
Erle Stanley Gardner, zum Beispiel, bedeutet immer eine Geschichte über Perry Mason und die unvermeidliche Gerichtssaalszene mit all ihren spritzigen Gesetzesfeuerwerken. Rex Stout hat seinen Nero Wolfe, den sagenhaften Detektiv, der seinen Sekretär die ganze Arbeit machen läßt.«
»Und«, fügte ich hinzu, »John Dickson Carr schreibt über Gideon Fell, der ein Experte in der Lösung von Kriminalfällen ist, die hinter verschlossenen Türen stattfinden.«
»Genau!« rief er aus. »Ich habe eine Serie schon halb geplant, aber ich brauche dazu noch einen zugkräftigen, außergewöhnlichen Helden. Ich beabsichtige, eine Reihe über ›perfekte Verbrechen‹ zu schreiben.«
»Ich bin nicht so auf Draht«, sagte ich. »Ich habe immer angenommen, daß die sogenannten ›perfekten Verbrechen‹ jene wären, bei denen der Verbrecher straflos mit der Beute unter einem Arm und seinem Mädchen an der anderen Hand davonspaziert.« Er sagte: »Von Ihrer Warte aus gesehen, wäre ein perfektes Verbrechen eines, bei dem keinerlei Anhaltspunkte existieren, wie auch nicht die Tatsache des Verbrechens selbst – ausgenommen jenen Spuren, die der Täter absichtlich aus irgendeinem eigennützigen Grund in seinen Plan einbezogen hat. Das ist doch Ihre Ansicht, nicht wahr?«
Ich nickte. Sie war es tatsächlich und wurde in genau denselben Worten ausgedrückt, die ich gegenüber Chief Weston gebraucht hatte.
»Jedoch«, fuhr er sanft fort, »Sie werden mir recht geben, wenn ich sage, daß ein Hinweis gewöhnlich das Ergebnis eines Versehens oder Fehlers im fertigen Plan ist, oder aber das Ergebnis eines unglücklichen Umstandes.«
»Richtig.«
»Aber in einem wirklich perfekten Verbrechen gäbe es keinen Fehler, kein Versehen.«
»Ja, aber fallen Sie da nicht in eine Grube, die Sie sich selbst gegraben haben?«
»Keineswegs«, antwortete er. »Hinweise müssen klug ausgedacht, geschaffen und in einer solchen Weise gegeben werden, daß die Angelegenheit letzten Endes doch als Verbrechen erkannt und nicht als Unglück, Selbstmord oder ähnliches bezeichnet wird. Andernfalls«, sagte er freundlich lächelnd, »würden wir über einen ›vollkommen zu rechtfertigenden Mord‹ und nicht über ein ›perfektes Verbrechen‹ schreiben.«
Ich nickte wieder.
»Und, natürlich« ‚’beendete er, »müssen die Hinweise deutlich genug sein, um auch den Grund des Verbrechens zu enthüllen – wenn schon nicht irgendeiner Person des Buches, so doch wenigstens dem Leser.«
Mr. Wood entspannte sich und nippte an seinem Drink. Von oben hörte man Geräusche, die ziemlich klar andeuteten, daß Florence und Mrs.
Wood im Begriff waren, zurückzukommen. Ich nahm an, daß dieses Gespräch jeden elterlichen Argwohn beseitigt hatte.
Ich sagte: »Etwas haben Sie nicht erwähnt«, und hielt einen Augenblick inne, um es wirken zu lassen. »Dem Hindu bedeutet Perfektion die Einflechtung eines beinahe unmerklichen Fehlers, so daß man den Ausführenden der Perfektion nicht der Annahme beschuldigen kann, gottgleich zu sein. Soll Ihr ›perfektes Verbrechen‹ perfekt in den Augen des Verbrechers oder in den Augen der Polizei sein?« Er sagte: »Ah, Captain Snell, das ist tatsächlich eines meiner unangenehmsten Probleme.«
Mrs. Wood kam nun herein, gefolgt von Florence. Das Mädchen hatte sein durchnäßtes Aussehen verloren. Die moderne Alchimie hatte es in eine graziöse junge Dame verwandelt, und ich sah mich gezwungen, meine geschätzten achtzehn Jahre um einige weitere zu erhöhen. Sie nickte ihrem Väter freundlich zu, lächelte mich an und kam dann zu mir, da sie bemerkt hatte, daß mein Glas leer war. Ich dankte ihr,
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