10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES
Parowen Scryban, den ich zweimal wegen dieser Blasphemie getötet habe. Es ist ein wenig Trost, zu wissen, daß die Regierung in der Zeit zurückschlüpfte und ihn nach hier rettete; er muß sich an seinen feinen doppelten Tod noch gut erinnern können.
Nun aber muß ich ihn wieder töten.
Wie er in den Aufenthaltsraum geht, hab’ ich ihn. Er ist klein, schlank, müde von der Anstrengung des Tanzens. Er stürzt vornüber, mit mir auf dem Rücken.
Ich töte ihn jetzt, obwohl sie in einigen Stunden kommen werden und ihn wieder zurückholen, und alles wird nicht geschehen sein. Mich kümmert das Schreien nicht: Drücken. Drücken, allmächtiger Gott!
*
Wenn die Schläge meinen Kopf von hinten treffen, macht das keinen Unterschied. Scryban ist jetzt tot, der Verräter. Ich rolle mich weg von ihm und lasse es geschehen, daß man mich in eine Zwangsjacke steckt.
Viele Lichter treffen meine Augen. Viele Stimmen sprechen. Ich liege bloß da, glaube, zwei von den Stimmen zu erkennen, eine männliche und eine weibliche.
Der Mann sagt: »Ja, Inspektor, ich weiß, daß Adoptiveltern für ihre Kinder verantwortlich sind. Wir passen auf Alex auf, so gut wir können, aber er ist verrückt. Rückfällig! Ich – mein Gott, Inspektor, ich hasse diese Kreatur!«
»Das darfst du nicht sagen!« schreit die Frau. »Was er auch immer anstellt, er ist unser Sohn.«
Es klingt zu schrill, um wahr zu sein. Ich weiß nicht, weshalb sie sich darüber so aufregen. Daher öffne ich meine Augen und sehe sie an. Sie ist eine fabelhafte Frau, aber ich sehe weder die Frau noch den Mann; sie interessieren mich jetzt nicht. Scryban jedoch erkenne ich.
Er steht da und reibt sich den Hals. Es ist ein Durcheinander mit seinen zwei Gesichtern, die vermengt sind wie ein Picasso.
Er atmet, also weiß ich, daß sie zurückgekommen sind und ihn neuerlich gerettet haben. Keine Angst; er wird sich daran erinnern.
Der Mann, der Inspektor genannt wird (und wer, frage ich, möchte gern so heißen?), geht hinüber, um mit Scryban zu sprechen.
»Ihr Vater sagt mir, Sie seien der Bruder dieses Verrückten«, wendet er sich an Scryban. Judas senkt den Kopf, fährt aber fort, sich den Hals zu massieren.
»Ja«, sagt er. Er ist so ruhig, wie die Frau schrill war; seltsam, wie verschieden die Leute sind! »Alex und ich sind Zwillingsbrüder. Ich wechselte meinen Namen vor einigen Jahren – Sie wissen ja, der Ruf … War so besser für meine berufliche Laufbahn …«
Wie schrecklich müde und ausgelaugt ich mich fühlte.
Wer ist wessen Bruder, frage ich mich, wer bemuttert wen? Ich habe Glück; ich nenne keine Verwandten mein eigen. Diese Leute sehen traurig aus. Wie die Traurigsten im ganzen Universum.
»Ich finde, ihr seht aus, als seid ihr älter geworden«, schreie ich plötzlich.
Das veranlaßt den Inspektor, zu mir herüberzukommen und sich vor mir aufzubauen, was ich gar nicht mag. Er hat Knie in der Mitte seiner Beine. Ich tue so, als sei ich einer der Meergötter auf Benvenuto Cellinis Salzstreuern, und so geht er schließlich weg, um mit Gatten zu sprechen.
»In Ordnung«, sagte er. »Ich sehe, das ist einer jener Fälle, für den man niemanden verantwortlich machen kann. Ich werde es arrangieren, daß man die Wiedererweckung abbläst. Diesmal wird der Teufel, wenn er tot ist, auch tot bleiben.«
Gatte umarmt Scryban. Fabelhafte Frau beginnt zu weinen. Alles Verräter! Ich fange an zu lachen, und ich tue das so laut und kräftig und fürchterlich, daß es sogar mich erschreckt.
Was keiner von ihnen begreift, ist: das dritte Mal werde ich wieder auferstehen.
ENDE
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