10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES
Florence.
Um mich ihm anzupassen, nahm ich seine Gastfreundschaft an und benützte sie, ihn und seine Familie zu bespitzeln.
Es gibt Mittel und Wege, einen angeblich Taubstummen zu entlarven – der Mensch existiert nicht, der nicht bei einem unerwarteten Revolverschuß hochfährt, ganz egal, wie gut er darauf trainiert sein mag, den Tauben zu spielen.
Ich wußte, daß ein ähnlicher Versuch bei einem Telepathen nicht wirken würde, aber ich mußte es trotzdem probieren. Ich jagte sowohl Mrs. Wood als auch Florence über eine Anzahl von Gedankenhürden. Demgegenüber nahm Mr. Wood eine ruhige, tolerante Haltung ein. Er verstand und war als nüchtern denkender Mensch gewillt, gewisse Anzüglichkeiten eines Mannes hinzunehmen, der an seiner Tochter interessiert ist. Er verzieh mir, daß ich seine Frau in Gedanken beleidigte, da er um meine Bemühungen wußte, herauszufinden, ob seine Frau telepathisch veranlagt sei. Letzten Endes sagte er mir glatt heraus, ich möge doch meine fruchtlosen Bemühungen einstellen, da weder seine Frau noch Florence eine Spur von außersinnlicher Fähigkeit hätten. Daß die schockierten und ärgerlichen Antworten ausgeblieben seien, wäre auf die Tatsache zurückzuführen, daß ein sorgfältig geschulter Telepath meine Absicht wahrgenommen und dementsprechend nichtssagend reagiert habe.
Weiterhin behauptete Mr. Wood, keine von beiden wüßte um seine außersinnliche Gabe, und er sei auch fest entschlossen, es dabei zu belassen.
So kam ich hin und wieder zum Abendessen und traf gelegentlich Florence.
Daß überhaupt nichts weiterging, brachte Chief Weston bald zum Bersten. Er rief mich zu sich, und ich ging, da ich wußte, daß Ärger eben nicht immer vermieden werden kann. Man muß eben die Vorwürfe einstecken.
Er begann gleich mit: »Und was haben Sie nun eigentlich unternommen?«
»Chef, ich habe …«
»Sie halten sich an einen halbgebackenen Schriftsteller namens Wood.«
»Edward Hazlett …«
»Weil«, brüllte er, »die erste Person, die Sie trafen, als Sie Ihre Nase aus der Wohnung von Gordon Andrews steckten, Florence Wood war!«
»Nun ja, Chef, Sie müssen verstehen …«
»Vielleicht haben Sie angenommen, sie sei gerade durch die Wände der Wohnung spaziert? Und natürlich holten Sie aus Ihrer Tasche sofort ein Gerät und untersuchten die Spitze des Schirms nach Blutflecken, bevor Sie ihn wegwarfen?«
»Sie müssen verstehen …«
»Snell, wären Sie auch so verdammt galant gewesen, hätten Sie es mit einer häßlichen alten Hexe in einem Kleid aus Rattenfellen zu tun gehabt, die einen toten Heilbutt, gewickelt in altes Zeitungspapier, mit sich herumgetragen hätte?«
»Aber, Chef …«
»Und so nehmen Sie eine galante Haltung an und entdecken plötzlich den Wunsch, die liebliche Maid im Polizeiwagen nach Hause zu bringen, nachdem Sie sie aus ihrem Wassergrab gerettet haben.«
»Aber …«
»Snell, ich wette, das Wood-Mädchen war nicht nasser als Sie. Und so lassen Sie den Zufall für sich arbeiten?« Es war mehr als ein Zufall. Florence Wood war über eine Stunde im strömenden Regen und peitschenden Wind gewesen. Jede Hausfrau hätte mir bestätigt, daß nur längerer Aufenthalt im Regen diesen vollkommen durchnäßten Zustand hervorrufen konnte. Oh, Daddy Wood war gerade der Richtige, um sich ein Kunststück auszudenken, bei dem er einen derartigen Regenguß niedergehen ließ, damit seine Tochter bis auf die schöne weiße Haut durchnäßt wurde.
Was den Schirm betraf, so könnte die Wunde tatsächlich von einem rapierartigen Stoß verursacht worden sein. Aber ein Vergleich zwischen der Tiefe der Wunde und der Länge der Spitze zeigte, daß der tiefste
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