10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES
gewesen sein mußte, denn sie sagte:
»Es tut mir leid, Mr. Hartz ist nicht hier. Er wird heute auch nicht mehr kommen.«
Der Schirm verblaßte.
Danner öffnete die Tür. Seine Knie zitterten. Der Roboter stand so, daß er ihm den Weg versperrte. Einen Augenblick lang standen sie einander gegenüber. Danner hörte sich plötzlich unkontrolliert kichern, was sogar er als aufkommende Hysterie erkannte. Der Roboter sah mit den Speiseresten auf der Brust auch gar zu lächerlich aus. Danner entdeckte zu seiner Überraschung, daß er die ganze Zeit über noch eine Serviette aus dem Restaurant in der Linken gehalten hatte.
»Mach Platz!« sagte er zu dem Roboter. »Laß mich hinaus! Du Narr, weißt du nicht, daß alles ein Irrtum ist?« Seine Stimme zitterte. Der Roboter quietschte schwach und trat zurück.
»Es ist schlimm genug, daß du mir folgst«, sagte Danner. »Aber du könntest wenigstens rein sein. Ein beschmutzter Robot ist unerträglich – einfach zuviel …« Der Gedanke war so idiotisch; er hörte Tränen in seiner Stimme mitschwingen. Halb lachend, halb weinend reinigte er die stählerne Brust mit der Serviette und warf sie dann weg.
In dem Augenblick, wo er das harte Metall unter seinen Fingern fühlte, drang endlich die Erkenntnis durch die schützende Schicht der Hysterie, und er erinnerte sich an die unumstößliche Tatsache: Er würde nie mehr in seinem Leben allein sein. Niemals, solange er atmete. Und wenn er stürbe, so durch diese stählernen Arme, vielleicht an dieser stählernen Brust, während sich das ausdruckslose Gesicht über das seine beugte – das letzte, was er in seinem Leben sehen würde. Nicht einen Mitmenschen, sondern den schwarzen Stahlschädel des Rächers.
*
Er benötigte fast eine Woche, um Hartz zu erreichen. Während dieser Zeit hatte er seine Ansichten darüber geändert, wie lange es dauerte, bis ein von einem Rächer Verfolgter dem Wahnsinn verfiele. Das letzte, was er nachts sah, war, wie das Licht von der Straße durch die Vorhänge seines teuren Appartements auf die Metallschulter seines lebenden Gefängnisses fiel. Jedesmal, wenn er aus seinem unruhigen Schlummer erwachte, konnte er das schwache Quietschen vernehmen, das von irgendeinem Mechanismus unter dem Panzer verursacht wurde. Und jedesmal erwachte er, um sich zu fragen, ob es wohl zum letztenmal gewesen sein sollte. Würde der tödliche Streich während des Schlafes fallen? Und was für ein Streich? Auf welche Weise führten die Rächer ihre Exekutionen durch? Es war jedesmal eine kleine Erleichterung, das Morgenlicht auf den stummen Wächter neben seinem Bett fallen zu sehen. Aber konnte man das noch Leben nennen? War es die Belastung wert?
Er behielt sein Zimmer im Hotel. Vielleicht hätte es die Direktion lieber gesehen, wenn er ausgezogen wäre, doch machte man ihm keine diesbezügliche Andeutung. Wahrscheinlich wagte man es nicht. Das Leben um ihn nahm eine eigenartig durchsichtige Beschaffenheit an, wie etwas hinter einer unsichtbaren Wand. Danner hatte nur noch den Wunsch, Hartz zu sprechen. Die alte Sehnsucht nach Luxus, Unterhaltung, Reisen war verschwunden. Er wäre nicht allein gereist.
Er verbrachte Stunden in der öffentlichen Bibliothek und las alles, was es über die Rächer zu lesen gab. Dort war es auch, wo er den beiden erschreckenden Zeilen begegnete, die Milton schrieb, als die Welt noch klein und einfach war – zwei geheimnisvollen Zeilen, die erst dann ihre fürchterliche Bedeutung erlangten, als der Mensch aus Stahl den Rächer nach seinem Ebenbild formte.
Doch die zweiarmige Maschine schlägt einmal zu!
Sieh hinter Dich! Sag, findest Du noch Ruh?
Danner blickte zu seiner eigenen zweiarmigen
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