10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES
etwas Neues und Schreckliches von der Gesellschaft getrennt. Bei Danner geschah dies durch den Rächer, während der Bettler unter dem Angewiesensein auf die Mitmenschen litt, was ihn von diesen trennte. Dreißig Jahre zuvor hätte er von Menschen unbeachtet leben können, weil ihn die Maschinen umsorgten. Daß ein Bettler überhaupt sein Dasein fristen konnte, mußte darauf hinweisen, daß die Gesellschaft bereits Anzeichen für ein erwachendes Mitgefühl zu zeigen begann, aber das war Danner gleichgültig.
Er würde nicht lange genug am Leben bleiben, um zu sehen, wie die Sache ausging.
Er wollte mit dem Bettler sprechen, obwohl dieser versuchte, mit seinem Wägelchen zu entfliehen.
»Hören Sie zu!« sagte Danner eindringlich, während er ihm folgte und in seinen Taschen kramte. »Ich möchte Ihnen etwas sagen. Es ist nicht so, wie man glauben könnte. Ich fühle mich …«
Er war in jener Nacht ziemlich betrunken und verfolgte den Bettler, bis dieser ihm das Geld vor die Füße warf und hastig das Weite suchte, während Danner sich gegen die Wand eines Gebäudes lehnte und an deren Festigkeit zu glauben versuchte. Aber nur der Schatten des Rächers, den die Straßenbeleuchtung auf ihn warf, war Wirklichkeit.
Etwas später in derselben Nacht griff er den Rächer an. Er erinnerte sich dumpf daran, irgendwo ein Stück Rohr gefunden und damit Funkengarben aus den breiten, unzerstörbaren Schultern über ihm geschlagen zu haben. Dann war er kreuz und quer durch eine Unzahl von Gäßchen gerannt und hatte sich zuletzt in einer finsteren Hauseinfahrt versteckt und gewartet, bis stete Schritte die Stille der Nacht durchbrachen.
Erschöpft war er in Schlaf gefallen.
Am nächsten Tag erreichte er endlich Hartz.
»Was ist schiefgegangen?« fragte Danner. In der vergangenen Woche hatte er sich ziemlich verändert. Sein Gesicht war durch seine Ausdruckslosigkeit der metallenen Maske des Roboters seltsam ähnlich geworden.
Hartz versetzte der Tischkante nervös einen Schlag und zog eine Grimasse, als ihn die Hand schmerzte. Der Raum schien nicht durch das Pulsieren der Maschinen darunter, sondern aus seiner eigenen gespannten Energie heraus zu vibrieren.
»Etwas ist schiefgegangen«, erwiderte er. »Ich weiß nur noch nicht, was. Ich …«
»5ie wissen es nicht!« Danner verlor einen Teil seiner Unbewegtheit.
»So haben Sie doch Geduld!« Hartz vollführte besänftigende Gesten mit den Händen.
»Halten Sie noch ein wenig aus! Es wird alles in Ordnung gehen. Sie können …«
»Wieviel Zeit habe ich noch?« fragte Danner. Er blickte sich über die Schulter nach dem Rächer um, der hinter ihm stand, als richte er an ihn und nicht an Hartz die Frage. Man merkte, daß er sie schon viele Male an das leere Stahlgesicht gerichtet hatte, und daß er es ohne Hoffnung auch in Zukunft tun würde, bis er endlich Antwort erhielt – aber nicht in Worten.
»Nicht einmal das kann ich herausfinden«, entgegnete Hartz. »Verdammt, Danner! Das war eben das Risiko. Damit mußten Sie rechnen.«
»Sie sagten, Sie könnten den Komputer beeinflussen. Ich sah, wie Sie es taten. Ich möchte wissen, warum Sie Ihr Versprechen nicht einhalten!«
»Es ist etwas danebengegangen, das sagte ich Ihnen doch schon. Es hätte funktionieren müssen. Im Augenblick, wo es notwendig wurde, habe ich die Daten eingegeben, die Sie hätten schützen sollen.«
»Und warum ist nichts geschehen?«
Hartz stand auf und begann, auf dem federnden Teppich auf und ab zu gehen. »Ich weiß es einfach nicht. Wir verstehen die Maschinen eben nicht so vollkommen, das ist alles. Ich habe geglaubt, es tun zu können. Aber …«
»Sie haben es geglaubt !«
»Ich weiß, daß ich es tun kann. Ich versuche es ja noch immer. Ich versuche
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