10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES
wenn er auch dem Angeklagten damit nicht nützte. »Der Klügste unter uns kann zum besten gehalten werden. Aber ich glaube nicht, daß ich zum besten gehalten werde. Das ist meine Meinung.«
Der Verteidiger seufzte. »Wie man mich erinnerte, sind Meinungen kein Beweis.« Er setzte sich murmelnd. »Äußerst fatal, äußerst fatal!«
»Fünfter Zeuge!«
»Zehnter Zeuge!«
»Sechzehnter Zeuge!«
Mit diesem, dem sechzehnten, endete die Liste des Staatsanwalts. Man hätte leicht vier- oder fünfmal soviel Zeugen gehabt, aber diese waren die Auslese. Sie hatten etwas Konkretes auszusagen, etwas, das der Öffentlichkeit helfen sollte, ein für allemal zu entscheiden, ob man Lebewesen wie Maeth tolerieren, sie ausweisen oder noch Schlimmeres mit ihnen anstellen sollte. Es handelte sich bei dieser Frage um die öffentliche Sicherheit, und daher sollte die Öffentlichkeit darüber entscheiden, ob sie bereit war, Risiken irgendwelcher Art einzugehen. Im Hinblick darauf waren die Aussagen dieser sechzehn Zeugen ein beträchtlicher Anschlag gegen die Freiheit oder gar das Leben dieses eigenartigen Geschöpfes mit den goldenen Augen in der Anklagebank.
Sich seiner vorteilhaften Stellung bewußt, wandte sich der Staatsanwalt an den Angeklagten: »Warum kamen Sie eigentlich auf diese Welt?«
»Um meiner eigenen zu entfliehen.«
»Und Sie erwarten, daß wir das glauben?«
»Ich erwarte nichts«, schrieb Maeth geschäftig mit der Kreide. »Ich hoffe nur.«
»Was erhoffen Sie sich?«
»Güte.«
Das brachte den Fragesteller aus der Fassung. Da ihm kein Raum für eine Erwiderung blieb, war er eine Weile still und dachte sich etwas anderes Verfängliches aus.
»Ihre eigene Welt paßte Ihnen also nicht. Was paßte Ihnen daran nicht?«
»Alles«, antwortete Maeth.
»Sie wollen damit sagen, daß Sie versagt haben?«
»Ja.«
»Und nun betrachten Sie diese Welt als Abladeplatz für Versager?«
Keine Antwort.
»Ich nehme an, daß Ihr Vorwand Unsinn ist; Ihre ganze Geschichte ist erfunden. Ich vermute, daß Ihre Beweggründe, hierherzukommen, viel tiefer liegen und dunkler sind, als Sie zugeben wollen. Ich gehe sogar noch weiter und behaupte, daß Sie gar nicht aus der Gegend von Prokyon kommen, sondern von irgendwo anders, von einem Ort, der ein gutes Stück näher liegt, wie zum Beispiel Mars.« Noch immer keine Antwort.
»Sind Sie sich darüber im klaren, daß Raketen-Ingenieure Ihr beschädigtes Raumschiff einer langen und gründlichen Überprüfung unterzogen und darüber berichtet haben?«
Maeth stand da, rührend geduldig, seine Augen in die Feme gerichtet, als wollten sie Frieden suchen, und sagte nichts.
»Sind Sie sich dessen bewußt, daß aus ihren Berichten hervorgeht, daß Ihr Raumschiff jedem von uns bisher entwickelten weit überlegen sei, es zweifellos weit über dieses Sonnensystem hinauskäme, aber nicht einmal Alpha Centauri erreichen könnte, ganz zu schweigen von Prokyon?«
»Das stimmt«, schrieb Maeth auf die Tafel.
»Trotzdem bleiben Sie dabei, aus der Gegend von Prokyon zu kommen?«
»Ja.«
Der Staatsanwalt rang verzweifelt die Hände. »Sie haben den Angeklagten gehört, Euer Gnaden. Sein Schiff kann diese Welt von Prokyon aus nicht erreichen. Trotzdem kam es – laut seiner Aussage – von dort. Dieser Kreatur gelingt es nicht, folgerichtig zu antworten, entweder, weil das Ding schwachsinnig ist, oder, noch wahrscheinlicher, ein unfähiger Lügner. Ich sehe deshalb kaum einen Grund, meine …«
»Ich fuhr auf einem Planeten«, kritzelte Maeth.
»Da haben wir es!« Der Staatsanwalt deutete höhnisch auf die Tafel. »Der Angeklagte fuhr auf einem Planeten! Das ist die Flucht aus einer
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